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Hommel, Hildebrecht; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1981, 9. Abhandlung): Antike Spuren im Tübinger Wappen: zur Frage der Verwertung und Umdeutung numismatischer Motive ; vorgelegt am 13. Juni 1981 — Heidelberg: Winter, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.47802#0027
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Antike Spuren im Tübinger Wappen

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immer wieder lesen kann53. Was wirklich gemeint ist, kann nur die
Ermittlung des Vorbilds der sehr primitiven Tübinger Zeichnung leh-
ren; sonst bleibt es bei so vagen und mißverständlichen Charakterisie-
rungen wie: „drei... Türme, die auf der oberen Seite einer Raute ste-
hen“54, oder man operiert gar mit „einem gewirkten Muster“ als Verzie-
rung55. Elisabeth Nau hat als Vorbild einen durch die Legende MO-
GON-CIA bzw. MO-GON-TIA) eindeutig auf Mainz festgelegten,
aber auf Kölner Vorbilder zurückgehenden Pfennig des 11./12. Jhs.
angesehen56, der eine dreitürmige Kirchenfassade zeigt, deren beide
Außentürme jedoch in der Bildung von dem mittleren völlig ab wei-
chen, und die natürlich auch keinerlei Andeutung eines Hofes oder
Innenbezirks aufweist (Abb. 22 unten im Vergleich mit oben rechts).
Eher könnte man an eine andere Darstellung auf einem etwas späteren
Mainzer Pfennig denken57, wo ein viertürmiges Stadtbild angedeutet ist
(Abb. 22 Mitte). Die richtige Deutung des merkwürdigen rhombenför-
migen Gebildes vor den drei Türmen auf dem Tübinger Pfennig ergibt
sich jedoch, wie mir scheint, aus dem Vergleich mit einem Basler
Denar des Bischofs Beringer (1057-1072)58, wo „eine Stadtanlage mit
vier Ecktürmen rhombisch angeordnet“ ist (Abb. 22 links oben). Der
53 Elis. Nau seit 1954; zuletzt aO. (1977), S. 172: „Dreiteilige Burg mit rhomben-
förmigem Hof“.
54 So Ebner aO. II 2, S. 154 „drei mit Spitzdächem gedeckte Türme, die auf der
oberen Seite einer Raute stehen; innerhalb der Raute befindet sich eine kleinere,
in dieser ein Ringelchen. Neben den beiden Außentürmen ebenfalls je ein Ring-
lein“ (Abb. dort auf Taf. XXVIII). Selbst Elis. Nau spricht aO. (1954) S. 152 von
„einer ringelgefullten Raute“.
55 M. Eimer aO. (1945), S. 21. Vorsichtiger hatte sich bereits G. Schüttle 1909/10
(aO.) geäußert, wo einfach von drei Befestigungstürmen die Rede ist mit der plau-
siblen Zufügung: „die Lanzenspitzen oben zwischen den Türmen weisen auf einen
weltlichen Herrn“, wobei er S. 52f. mit Recht auf den Tübinger Grafen schließt.
56 Elis. Nau aO. (1954), S. 153; (1977), S. 172. Herrn. Dannenberg, Die deutschen
Münzen der sächsischen und fränkischen Kaiserzeit 1. 1876, Nr. 799, und 2. 1894,
Nr. 799a mit Abb. auf Taf. 34 u. 80.
57 Dannenberg 4.1905, Nr. 2050f., von Erzbischof Adalbert I. von Mainz (1111-1137),
mit Abb. auf Taf. 114.
58 Fr. Wielandt, Die Basler Münzprägung ... bis ... 1373. Bem 1971, Nr. 36 auf
S. 63; vgl. S. 17, wo bemerkt wird, daß Bischof Beringer „die Stadt durch
Mauern befestigt“ hat. (Den Hinweis auf diese Publikation verdanke ich Dietrich
Mannsperger.) Daß der Tübinger Pfennig gleichwohl metrologisch und allgemein-
wirtschaftlich zum Mittelrhein tendiert, wie Elis. Nau aO. (1954) 154ff. (1977) 172
gezeigt hat, braucht nicht auszuschließen, daß er seine Darstellung einem Basler
Vorbild verdankt.
 
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