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Hengel, Martin; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1982, 1. Abhandlung): Achilleus in Jerusalem: eine spätantike Messingkanne mit Achilleus-Darstellungen aus Jerusalem ; vorgelegt am 28. November 1981 — Heidelberg: Winter, 1982

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https://doi.org/10.11588/diglit.47804#0031
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Achilleus in Jerusalem

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versöhnlichen Darstellung der Lösung im 24. Buch der Ilias erhält
durch die Wägung des Leichnams die ganze Szene einen un-
menschlichen Zug: Der Sieger Achilleus kostet seine Rache voll
aus. All das blieb nicht ohne Einfluß auf die spätere Iliasinterpre-
tation. Durch die Aufführungen des Aischylosdramas fand dieses
„apokryphe“ Motiv der Wägung des toten Hektor mit Gold beson-
dere Verbreitung. So wird es u. a. von dem Komödiendichter Diphi-
los21 und in Lykophrons Alexandra erwähnt22. Eustathios hebt in
seinem Ilias-Kommentar ausdrücklich hervor, daß Homer nichts
von einer Wägung des Leichnams Hektors gegen Gold erzähle, erst
spätere hätten dies berichtet. Dabei weist er besonders auf Ly-
kophron hin, nach dem Achilleus nach seinem Tode dasselbe
Schicksal erlitten habe23. Ennius vermittelt das Motiv dann ver-
gestaltet“. Vgl. auch 64: „Doch bezeugt das Wägungsmotiv für sich allein soviel:
statt wie Homer den Versöhnungsakt zu einer Begegnung von unsagbar hohem
menschlichen Adel auszuweiten, hat Aischylos ihn in Einen Punkt zusammen-
gerissen . . . Nur natürlich, daß diese Szene die gleichzeitige Malerei zur Nach-
bildung verlockt hat“. Zum Ganzen s. auch K. Deichgräber, Der letzte Gesang
der Ilias, AAMz 1972 Nr. 5,118 ff.: „Echt aischyleisch traten sich auf der Bühne
zwei Welten gegenüber, wenn sich in dieser Weise Griechen und Barbaren
begegneten“ (121). Das Motiv erscheint auch in der Kennzeichnung des Ares,
Agamemnon 437f.: 6 xpvadpoißo? ö’ "App? ocopaTWv xai Ta/avTovyo? ev payp
öopo? „Ares der Leichname gegen Gold tauscht, der die Waagschale hebt im
Speerkampf“. Ares und Achilleus verbindet ihre unerbittliche, mörderische
Grausamkeit.
21 F 33 (II, 551) Kock bei Athen. VI 226f: yoyypov pev, Gcmep 6 Hpiapo? töv
"Exvopa, / öoov eiAxvoev, togovto xaraÜEi? ETtpiappv. „Ich kaufe einen Meeraal,
wobei ich, wie Priamos bei Hektor, das was er wog, (mit Gold) bezahlte“.
22 269 f.: Äaßöv öe Tavpov tov necpaopEvov öavo?, / oxsüpö TaXavTW Tpvravp?
fipvqpevov. „Er nahm den Preis des erschlagenen Stiers (d. h. Hektors) mit
genauem Gewicht der Waage abgewogen“. Achilleus wird nach seinem Tode
dasselbe Schicksal angedroht. L. 276 nennt Lykophron den Achilleus 6 vexpo-
nspva? den „Leichenverkäufer“.
23 Eustathius, Comm. ad Homeri Iliad., Tomus IV, 1830, p. 247 ad Vs. X, 351f.
Zeile 20-29: Tö öe, oe avröv ypvoö epvosGÖ'ai, öpAor psv tö ypvoö Avoaoüai,
EOTl ÖE TÖ EpVOEOÜai TUXpaXTlXOV TOV /pVOOV. <X7CÖ ydp TOV TOIOVTOV EOIXE W.pOVO-
pdCeoüai 6 /pvoo?. Tö öe, ge avröv, ovö’ avTÖ ovvüetov ävTwvvpiav öpAoi
rpv oavrov, aAA’ ev Tivi xeitcci, xaüa nov rtpö tovtwv xai tö, ccvtöv piv.
Tö öe ävöyoi ov övvoctcci öpZovv tt)v xccpd toi? voTepov xeäevgiw ov ydp ccv
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ioco? öe xcci EipGJvixöc ocvto cppoiv ö ’A/iä/ev? (1)? ßaoiÄEW? övto? tov Ilpiapov
xai xsÄEVEiv eüeXovto?. ’Igteov öe xai öti tö ypvGÖ oTaüppüsvTa töv "Exropa
Avüpvai 7tapd ITpiapov 'Opppo pöv ov öoxst, oi öe vaTEpov ioTopovoi tovto
yEVEoüai, ZsyovTE? öti ö A/iAAev? /pvoöv tö "Exropi avnoTpoa? xai Xaßöv
 
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