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Hengel, Martin; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1982, 1. Abhandlung): Achilleus in Jerusalem: eine spätantike Messingkanne mit Achilleus-Darstellungen aus Jerusalem ; vorgelegt am 28. November 1981 — Heidelberg: Winter, 1982

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https://doi.org/10.11588/diglit.47804#0032
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Martin Hengel

mutlich den Römern24, von ihm abhängig läßt Vergil diesen Vor-
gang bereits den Aeneas auf einer Ilias-Darstellung im Karthago der
Königin Dido erblicken25. Auf Ennius geht wohl auch die ent-
sprechende Version der Erzählung des Hyginus und anderer
lateinischer Mythographen zurück26.
Obwohl das Drama des Aischylos die späteren bildlichen Dar-
stellungen der „Lösung Hektors“ ganz wesentlich beeinflußt hat,
erscheint das Motiv der Wägung des Leichnams Hektors innerhalb
der zahlreichen Darstellungen der „Lösung“ relativ selten. Das mag
damit Zusammenhängen, daß es doch zu sehr dem Wortlaut der
Ilias (vgl. 22,351 f.) widersprach. Insgesamt sind nur neun durchweg
recht verschiedene Abbildungen der Waage im Zusammenhang
mit dem Loskauf Hektors bekannt, die sich relativ gleichmäßig über
einen Zeitraum von 1000 Jahren erstrecken27. Das Drama soll nach
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vn’ ’AÄs^dvöpoo etteoe. Vgl. auch Schol. Lycophron Alexandra 269.
24 H. D. Jocelyn, The Tragedies of Ennius, 1967, Fr. 67-82. u. S. 290ff. Mög-
licherweise hatte auch Accius eine ähnliche Szene: S. G. Franchella, Eucii Acii
Tragoediarum fragmenta, 1968, 23. Vgl. K. Deichgräber, op. cit. (Anm. 20) 127 f.
25 1, 484 exanimumque auro corpus vendebat Achilles. Dazu K. Deichgräber,
op. cit. 125: „Mit anderen Einzelzügen ist dies Gemälde eine Inhaltsangabe des
letzten Buches des Homer, wieder durch die Aufnahme der aischyleischen und
doch wohl auch ennianischen Variante des Verkaufs gegen Gold ausgestattet“,
außerdem R. G. Austin, Vergib Aen. lib. primus, 1971, 163 ad loc. Vgl. auch
Servius, Comm. in Verg. Aen. 1, 483 (Thilo/Hagen I, 153): „quod (i. e. corpus
Hectoris) post placatus auro repensum Priamo reddidit“. S. dazu R. D. Williams,
The Pictures on Dido’s Temple, CQ N. S. 10 (1960) 145-151 (150) und K. Stanley,
Irony and Foreshadowing in „Aeneid“, I. 462“, AJPh 86 (1965) 267-277 (2701T.);
I. Romeuf, Fes peintures du temple de Carthage, Ann. Eat. Montium Aver-
norum (Clermont) 2 (1975) 15-27. Williams S. 150 betont zu recht die Grau-
samkeit der Szene: „. . . in Iliad 24 Achilles shows himself human before
Priam; here he is so coldly inhuman . . . This scene is the climax of Greek
cruelty as well as of Trojan doom.“
26 Hyginus, Fabulae 106: „Priamus . . . filii corpus auro repensum accepit“. Servius
und Hyginus scheinen von Ennius abhängig zu sein. Dies gilt auch für die
Scriptores rerum mythicarum latini tres . . ., ed. G. H. Bode, 1834, I § 209
(S. 66): „quod (sc. corpus Hectoris) Priamus auro compensatum ad humandum
redemit“. II § 205 (S. 143): „rogatus a Priamo est, ut sibi liceret exanime filii
corpus auro pensatum recipere“.
27 Ich nenne im folgenden die Nummern des Achilleus-Artikels von A. Kossatz-
Deißmann. LIMC I s. v. Achilleus Kap. XXI 662. 664. 667. 674. 685 (= die hier
beschriebene Kanne aus Jerusalem). 686. 688. 706. 711. Zu den antiken Formen
der Waage s. E. Michon, Artk. Libra in: Daremberg/Saglio, Dictionnaire des
 
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