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Alföldy, Géza; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1983, 1. Abhandlung): Sir Ronald Syme, "Die Römische Revolution" und die deutsche Althistorie: vorgelegt am 4. Dez. 1982 — Heidelberg: Winter, 1983

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.47809#0028
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Geza Alföldy

Für die Erläuterung der Geschichte der 'goveming dass’ verwendet
Syme die prosopographische Methode - als deren unübertrefflicher
Meister. Die Anwendung dieser Methode ergibt sich konsequenter-
weise aus seiner Auffassung von der Oligarchie als 'not a figment of
political theory, a specious fraud, or a mere term of abuse, but very
precisely a collection of individuals’61. Es war diese Methode, die
Syme veranlaßte, den Einfluß von Groag, Stein und insbesondere
von Münzer auf sein Werk zu betonen. Von den beiden zuerst
genannten Forschem dürfte er vor allem in der prosopographischen
Technik - bei der Bestimmung der Nomenklatur, der Heimat und
der Ämterlaufbahn von Senatoren und Rittern - viel gelernt haben,
nicht zuletzt aus ihren zahlreichen Artikeln in der Realencyclopädie
sowie aus den beiden ersten Bänden der neuen 'Prosopographia
Imperii Romani’, in denen er auch die prosopographischen Daten
für zahlreiche römische Aristokraten der augusteischen Zeit vorfand.
Was Münzer betrifft, dürfte 'Die römische Revolution’ für prosopo-
graphische Details den zahlreichen Artikeln dieses Gelehrten über
spätrepublikanische Senatoren in der Realencyclopädie mehr zu ver-
danken haben als Münzers berühmtem Buch 'Römische Adelspar-
teien und Adelsfamilien’, in welchem die Rolle dieser 'Parteien’ am
Ende der Republik nur verhältnismäßig kurz erörtert wurde62. Wenn
Syme den Einfluß der 'Adelsparteien’ auf sein eigenes Werk so stark
hervorhob, dann dürfte damit vor allem die allgemeine Bedeutung
der Prosopographie für die Historie wie in den 'Adelsparteien’ ge-
meint sein, d.h. der Standpunkt, daß die einzelnen Gruppen der
Aristokratie in Rom Faktionen oder 'Parteien’ zur Durchsetzung ihrer
Interessen bildeten, daß derartige Interessengruppen aufgrund von
Verwandtschaft, Ehen und weiterer persönlicher Beziehungen kon-
stituiert wurden, und daß wir - entsprechend dieser Form des öffent-
lichen Lebens in Rom - die Geschichte des öffentlichen Lebens
durch die Auswertung der prosopographischen Daten erhellen kön-
nen63. Auf diese Art und Weise sollte die Prosopographie die Grund-
lage für die politische Geschichte werden - im Gegensatz zu der nur
biographischen Applikation der prosopographischen Daten wie im
alten Werk von W. Drumann über die Späte Republik, nach einer
61 Ebd. 18.
62 F. Münzer, Römische Adelsparteien und Adelsfamilien, Stuttgart 1920 (Nachdruck
Darmstadt 1963).
63 Zu Münzers Einfluß auf 'Die römische Revolution’ siehe jetzt bes. F. Millar,
a.a.O. (oben Anm. 2), 146.
 
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