Die römischen Provinzen am Rhein
15
rini war es die bedeutendste Siedlung in dem Donauabschnitt zwi-
schen Astura und dem rätischen Quintana. Nach Lauriacum führte
Severin Flüchtlinge aus Quintana (Künzing) und Passau. Lauriacum
war damals noch Bischofsstadt. Der Fortbestand der Stadt im 5. Jahrh.
ist durch Befunde in einem kontinuierlich belegten Gräberfeld wahr-
scheinlich gemacht.
Aus der Biographie Severins geht hervor, daß eine Anzahl ehe-
maliger Kastelle des norischen Donaulimes mit oder ohne ihre zuge-
hörigen Vici im 5. Jahrh. noch bewohnt war. In Favianae lag sogar
eine (para-)militärische Einheit, die von einem Tribunus’ angeführt
wurde, der später Bischof wurde (v. Sev. 4). Auch die frühere Ver-
waltungshauptstadt von Norikum, Ovilava (Wels), lebte in irgendeiner
Form als Siedlung weiter, um so mehr als die Stadt seit Antonin III
(Caracalla) eine Wehrmauer besaß. Die archäologischen Belege für ein
Fortbestehen Ovilavas im 5. Jahrh. sind allerdings schwach.20 Eine
besonders festverwurzelte Beständigkeit der Romanitas scheint Iuva-
vum (Salzburg) aufgewiesen zu haben. Das wird auch aus dem Fort-
bestand romanischer Personennamen bis in das frühere Mittelalter
erschlossen.21
Aus der Vita sti Severini kann man den Eindruck gewinnen, als
ob die Felder nur noch von den durch Mauern gesicherten Siedlungen
aus bestellt wurden, wie sie das für Passau ausdrücklich bezeugt.
Befunde im norischen, am rechten Ufer des Inn gelegenen Boiodurum
scheinen diesen Eindruck zu bestärken. Hier hat R. Christlein eine
spätrömische Festung vom Trapeztyp ergraben, deren Belegung für
das 5. Jahrh. durch Gefäßkeramik bezeugt ist.22 Daß die Festung
damals noch einer regulären Einheit als Garnison diente, ist zweifel-
haft, auch wenn diese nur Foederaten gewesen wären. Dafür, daß sie
einer ländlichen Bevölkerung als Zuflucht diente, spricht, daß die
erwähnte Gefäßkeramik gerade in einem Speicherbau gefunden
wurde.
Die Bewohner von Binnennorikum hatten im 5. Jahrh. weniger
unter Einfällen vom Norden als vielmehr aus dem Osten zu leiden.
20 K. Holter u.a., Stadtmuseum Wels. Katalog: Jb. Mus. ver. Wels 22, 1979/80,
128-131; 137-139. H. Vetters, ebd 23, 1981, 57-59 mit Literatur.
21 F. Prinz, Mitt. d. Ges. f. Salzburger Landeskunde 115, 1975, 19-50. H.-D. Kahl,
in: Wolfram-Daim, Völker 46.
22 R. Christlein, Das spätrömische Kastell Boiotro zu Passau-Innstadt: Werner-Ewig,
Spätantike 91-123 mit weiterer Literatur.
15
rini war es die bedeutendste Siedlung in dem Donauabschnitt zwi-
schen Astura und dem rätischen Quintana. Nach Lauriacum führte
Severin Flüchtlinge aus Quintana (Künzing) und Passau. Lauriacum
war damals noch Bischofsstadt. Der Fortbestand der Stadt im 5. Jahrh.
ist durch Befunde in einem kontinuierlich belegten Gräberfeld wahr-
scheinlich gemacht.
Aus der Biographie Severins geht hervor, daß eine Anzahl ehe-
maliger Kastelle des norischen Donaulimes mit oder ohne ihre zuge-
hörigen Vici im 5. Jahrh. noch bewohnt war. In Favianae lag sogar
eine (para-)militärische Einheit, die von einem Tribunus’ angeführt
wurde, der später Bischof wurde (v. Sev. 4). Auch die frühere Ver-
waltungshauptstadt von Norikum, Ovilava (Wels), lebte in irgendeiner
Form als Siedlung weiter, um so mehr als die Stadt seit Antonin III
(Caracalla) eine Wehrmauer besaß. Die archäologischen Belege für ein
Fortbestehen Ovilavas im 5. Jahrh. sind allerdings schwach.20 Eine
besonders festverwurzelte Beständigkeit der Romanitas scheint Iuva-
vum (Salzburg) aufgewiesen zu haben. Das wird auch aus dem Fort-
bestand romanischer Personennamen bis in das frühere Mittelalter
erschlossen.21
Aus der Vita sti Severini kann man den Eindruck gewinnen, als
ob die Felder nur noch von den durch Mauern gesicherten Siedlungen
aus bestellt wurden, wie sie das für Passau ausdrücklich bezeugt.
Befunde im norischen, am rechten Ufer des Inn gelegenen Boiodurum
scheinen diesen Eindruck zu bestärken. Hier hat R. Christlein eine
spätrömische Festung vom Trapeztyp ergraben, deren Belegung für
das 5. Jahrh. durch Gefäßkeramik bezeugt ist.22 Daß die Festung
damals noch einer regulären Einheit als Garnison diente, ist zweifel-
haft, auch wenn diese nur Foederaten gewesen wären. Dafür, daß sie
einer ländlichen Bevölkerung als Zuflucht diente, spricht, daß die
erwähnte Gefäßkeramik gerade in einem Speicherbau gefunden
wurde.
Die Bewohner von Binnennorikum hatten im 5. Jahrh. weniger
unter Einfällen vom Norden als vielmehr aus dem Osten zu leiden.
20 K. Holter u.a., Stadtmuseum Wels. Katalog: Jb. Mus. ver. Wels 22, 1979/80,
128-131; 137-139. H. Vetters, ebd 23, 1981, 57-59 mit Literatur.
21 F. Prinz, Mitt. d. Ges. f. Salzburger Landeskunde 115, 1975, 19-50. H.-D. Kahl,
in: Wolfram-Daim, Völker 46.
22 R. Christlein, Das spätrömische Kastell Boiotro zu Passau-Innstadt: Werner-Ewig,
Spätantike 91-123 mit weiterer Literatur.