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Petrikovits, Harald von; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1983, 3. Abhandlung): Die römischen Provinzen am Rhein und an der oberen und mittleren Donau im 5. Jahrhundert n. Chr.: ein Vergleich ; vorgetragen am 15. Januar 1983 — Heidelberg: Winter, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.47811#0033
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Die römischen Provinzen am Rhein

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gibt es gewöhnlich eine hierarchische Ordnung nach dem Wert, den
die Gesellschaft den einzelnen Gefäßgruppen beimißt. Unter römi-
schen Gefäßen stehen die Gefäße aus Edelmetall an erster Stelle, es
folgten vermutlich Glasgefäße, Gefäße aus Kupferlegierungen, kera-
mische Gefäße und solche aus Holz. Innerhalb der Keramik gibt es
eine Reihenfolge, die sich nach der Oberflächenbehandlung richtet,
die wiederum weitgehend von der Imitation von Gefäßen aus kost-
spieligerem Material abhängt. An erster Stelle scheint die modern so
benannte Terra sigillata gestanden zu haben. Ihr folgten glasierte
Gefäße, solche mit feinen Überzügen wie Glanztonen oder feinen
Engoben, feinere Tone mit glatten Oberflächen und das grobe und
wohl auch billigste Kochgeschirr.
Terra sigillata-Gefäße kamen im 5. Jahrh. aus Nordafrika, aus Ost-
Gallien und wohl aus Kleinasien. Leider gibt es für die Donaupro-
vinzen bisher keine einigermaßen vollständige Aufzählung der TS-
Gefäße dieser Zeit. Einer der besten Kenner dieser spätrömischen
Gattung, J. W. Hayes, erwähnt als pannonischen Fundpunkt nur
Carnuntum, dann zwei norische, Aguntum und Virunum, zwei aus
der Raetia I, Chur und Schaan, und vier aus der Raetia II und der
Maxima Sequanorum.61 Wenn auch diese Angaben durch Nachsuche
in Museen noch erweitert werden können, so ergibt sich doch, daß
diese Sorte vergleichsweise selten in die Donauprovinzen gelangte.
Es sei dahingestellt, ob etwa das Camuntiner Stück donauaufwärts
verhandelt wurde oder donauabwärts.62 Die übrigen Fundorte schei-
nen von Italien aus beliefert worden zu sein. Eine andere Sorte, die
in der 2. Hälfte des 5. Jahrh. wahrscheinlich in Kleinasien erzeugt
wurde, wurde zuerst von F. O. Waage als 'Spätrömisch C’-Ware
bezeichnet.63 Sie gelangte in Fundorte an der untersten Donau in
Rumänien, aber offenbar nicht weiter stromaufwärts. Am Rhein
kommt die 'Mittelmeer-TS’ (= 'African red slip wäre’) oder 'Chiara D’
nur in der Germania II vor.64 Es muß aber angemerkt werden, daß
unter diesen Stücken auch Exemplare der 2. Hälfte des 4. Jahrhun-
derts vertreten sind.

61 J. W. Hayes, Late Roman Pottery (London 1972) 422; 444f; 463 Map 26; 464
Map 33. Ders., Supplement to Late Roman Pottery (London 1980) 538 (Central
Europe).
62 Hayes, Late Roman Pottery (s. Anm. 61) 422; 444.
63 Hayes wie Anm. 61, 323-370; 464 Map 33.
64 Hayes wie Anm. 61, 445; 463 Map 26. Hayes, Supplement 522. L. Bakker, Bonner
Jb. 180, 1980, 623-630.
 
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