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Seebaß, Gottfried; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1985, 4. Abhandlung): Die Himmelsleiter des hl. Bonaventura von Lukas Cranach d. Ä.: zur Reformation e. Holzschnitts ; vorgetragen am 15. Dezember 1984 — Heidelberg: Winter, 1985

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https://doi.org/10.11588/diglit.47818#0007
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Die Himmelsleiter des hl. Bonaventura

5

I.
In den vergangenen Jahren hat sich das Urteil über das Verhältnis
der Reformation zur bildenden Kunst deutlich verändert. Die Gründe
dafür sind vielfältig. So wurde man darauf aufmerksam, daß das, was
als Niedergang der Kunst in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts
bezeichnet wurde, keineswegs ausschließlich auf die Reformation
zurückgeführt werden kann.1 Gleichzeitig setzt sich als Ergebnis neue-
rer Forschung durch, daß man die Bilderstürme, obwohl zweifellos ein
besonders charakteristisches Phänomen innerhalb der reformatori-
schen Bewegung, weder zu ihrem Kennzeichen schlechthin hochstili-
sieren noch undifferenziert von einer Bilderfeindlichkeit der Reforma-
tion sprechen dürfe.2 Überwunden wurde auch die verbreitete Gering-
schätzung der agitatorischen Massenkunst in Flugschrift und Flug-
blatt, diesen typischen Produkten der Frühphase der Reformation und
des beginnenden Konfessionalismus.3 Vor allem aber stellte sich bei
sorgfältiger Interpretation einzelner Werke, bei der genauen Analyse
des Gesamtwerks einzelner Künstler und der Untersuchung bestimm-
ter Motivgruppen deutlich heraus, daß das Thema des Reformatori-
schen in der Kunst ganz wesentlich eine genaue Beachtung und Klä-
rung der zu beobachtenden Unterschiede zur ikonologischen Tradi-
tion verlangte.4
Von einer systematischen Bewältigung der damit verbundenen
Aufgaben kann vorerst noch keine Rede sein. Bekannt ist die Ableh-
nung bestimmter Themen - wie etwa der Heiligenlegenden oder die
1 Vgl. die Diskussion bei Christensen, Art and the Reformation, S. 164-180.
2 Vgl. von Loewenich, Art. Bilder VI u. VII, in: TRE 6, S. 546-557 (Lit.!).
3 Vgl. dazu Scribner, Simple Folk, und Hoffmann, Die reformatorische Volksbewe-
gung im Bilderkampf, in: Martin Luther und die Reformation in Deutschland,
S. 219-254.
4 Für einzelne Werke vgl. etwa Andersson, Religiöse Bilder Cranachs; Christensen,
Art and the Reformation, S. 110-163; Wiederanders, Dürers theologische
Anschauungen; für die ‘Themen’ vgl. vor allem Koepplin, Reformation der Glau-
bensbilder: Das Erlösungswerk Christi auf Bildern des Spätmittelalters und der
Reformationszeit, in: Martin Luther und die Reformation in Deutschland, S. 333—
378, der den Traditionen des Schmerzensmannes, des Ecce Homo, der Kreuzigung,
der Schutzmantelmadonna und dem das Johanneskind segnenden Christuskind
nachgegangen ist.
 
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