Die Himmelsleiter des hl. Bonaventura
63
Darüber, daß die von uns als vorreformatorisch bezeichnete Fas-
sung die älteste ist, kann kein Zweifel bestehen. Über ihre Datierung
hat sich in der neueren Forschung weithin ein Konsens gebildet. Da
Schuchardt behauptet hat, das Medaillon mit dem Gnadenstuhl sei
bereits 1509 für ein Titelblatt einer Ausgabe der Passion Christi von
Cranach verwendet worden, müßte der Holzschnitt vor diesem Datum
entstanden sein.105 Das könnte bestätigt werden durch das im Cobur-
ger Exemplar sich findende Wasserzeichen, das nach Briquet in das
erste Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts zu datieren wäre.106 Schade hat
allerdings dezidiert zurückgewiesen, daß die von Schuchardt erwähnte
Ausgabe überhaupt existiere.10' Da Flechsig behauptete, die Druck-
typen stimmten mit einem von Symphorian Reinhart gedruckten
Andachtsbüchlein des Adam von Fulda aus dem Jahre 1512 überein,
kamen er und, ihm folgend, Vogel auf eine Datierung um 1510/11.108
Andere geben 1512 oder 1513 an.109 Scheidig nannte den Zeitraum
zwischen 1510 und 1515, Schade entscheidet sich neuerdings aber für
1510.110 Dagegen ist die späteste Datierung von Lippmann auf 1515/20
mit Recht überall aufgegeben.111 Genauere Datierungen wären wohl
nur von einer Prüfung sämtlicher erhaltener Exemplare, deren Papier
und Wasserzeichen zu erwarten.
Bei den reformatorischen Fassungen ist aufgrund unseres Ver-
gleichs und der Interpretation die Abfolge ziemlich eindeutig in der
Weise festgelegt, wie sie in der Aufnahme der Überlieferung angeord-
net wurden.112 Sehr’viel komplizierter aber ist die Datierung. Ein ein-
deutiger Terminus post quem ergibt sich aus dem Wortlaut der
Luthers Bibelübersetzung entnommenen Verse. Denn erst um 1528
erschienen die Stellen aus Jes 6,3; 43,11 und 44,6 in der hier vorliegen-
105 Schuchardt, Cranach 3, S. 216. Etwas eigenartig mutet freilich Schuchardts
Annahme an, daß man zu diesem Zweck den Rest des Druckstocks abgedeckt habe.
106 Nach Mitteilung der Kunstsammlungen der Veste Coburg entspricht das Wasser-
zeichen des dortigen Exemplars Briquet Nr. 2536-2541.
107 Vgl. dazu o. S. 28, Nr. 3.1.
108 Flechsig, Cranachstudien, S. 49; Vogel, Zur Cranachforschung, S. 225; Jahn,
Cranach, S. 52, behauptet, auch das Wittenberger Heiltumsbuch von 1509 habe die
gleichen Drucktypen.
109 Hiepe, Art. Erbauungsbuch, in: RDK 5, Sp. 949f: 1512; Geisberg (Strauss), Wood-
cut 2, S. 577: 1513; Jahn, Lucas Cranach, S. 338f: um 1513.
110 Scheidig in: Katalog der Lucas-Cranach-Ausstellung. Weimar und Wittenberg,
S. 68, Nr. 133; Schade in: Kunst der Reformationszeit, S. 108, Nr. B45.
111 Vgl. Lippmann, Cranach, S. 13.
112 Vgl. o. S. 16-29.
63
Darüber, daß die von uns als vorreformatorisch bezeichnete Fas-
sung die älteste ist, kann kein Zweifel bestehen. Über ihre Datierung
hat sich in der neueren Forschung weithin ein Konsens gebildet. Da
Schuchardt behauptet hat, das Medaillon mit dem Gnadenstuhl sei
bereits 1509 für ein Titelblatt einer Ausgabe der Passion Christi von
Cranach verwendet worden, müßte der Holzschnitt vor diesem Datum
entstanden sein.105 Das könnte bestätigt werden durch das im Cobur-
ger Exemplar sich findende Wasserzeichen, das nach Briquet in das
erste Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts zu datieren wäre.106 Schade hat
allerdings dezidiert zurückgewiesen, daß die von Schuchardt erwähnte
Ausgabe überhaupt existiere.10' Da Flechsig behauptete, die Druck-
typen stimmten mit einem von Symphorian Reinhart gedruckten
Andachtsbüchlein des Adam von Fulda aus dem Jahre 1512 überein,
kamen er und, ihm folgend, Vogel auf eine Datierung um 1510/11.108
Andere geben 1512 oder 1513 an.109 Scheidig nannte den Zeitraum
zwischen 1510 und 1515, Schade entscheidet sich neuerdings aber für
1510.110 Dagegen ist die späteste Datierung von Lippmann auf 1515/20
mit Recht überall aufgegeben.111 Genauere Datierungen wären wohl
nur von einer Prüfung sämtlicher erhaltener Exemplare, deren Papier
und Wasserzeichen zu erwarten.
Bei den reformatorischen Fassungen ist aufgrund unseres Ver-
gleichs und der Interpretation die Abfolge ziemlich eindeutig in der
Weise festgelegt, wie sie in der Aufnahme der Überlieferung angeord-
net wurden.112 Sehr’viel komplizierter aber ist die Datierung. Ein ein-
deutiger Terminus post quem ergibt sich aus dem Wortlaut der
Luthers Bibelübersetzung entnommenen Verse. Denn erst um 1528
erschienen die Stellen aus Jes 6,3; 43,11 und 44,6 in der hier vorliegen-
105 Schuchardt, Cranach 3, S. 216. Etwas eigenartig mutet freilich Schuchardts
Annahme an, daß man zu diesem Zweck den Rest des Druckstocks abgedeckt habe.
106 Nach Mitteilung der Kunstsammlungen der Veste Coburg entspricht das Wasser-
zeichen des dortigen Exemplars Briquet Nr. 2536-2541.
107 Vgl. dazu o. S. 28, Nr. 3.1.
108 Flechsig, Cranachstudien, S. 49; Vogel, Zur Cranachforschung, S. 225; Jahn,
Cranach, S. 52, behauptet, auch das Wittenberger Heiltumsbuch von 1509 habe die
gleichen Drucktypen.
109 Hiepe, Art. Erbauungsbuch, in: RDK 5, Sp. 949f: 1512; Geisberg (Strauss), Wood-
cut 2, S. 577: 1513; Jahn, Lucas Cranach, S. 338f: um 1513.
110 Scheidig in: Katalog der Lucas-Cranach-Ausstellung. Weimar und Wittenberg,
S. 68, Nr. 133; Schade in: Kunst der Reformationszeit, S. 108, Nr. B45.
111 Vgl. Lippmann, Cranach, S. 13.
112 Vgl. o. S. 16-29.