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Wolf, Joseph Georg; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1988, 2. Abhandlung): Das Senatusconsultum Silanianum und die Senatsrede des C. Cassius Longinus aus dem Jahre 61 n. Chr.: vorgetragen am 17. Jan. 1987 — Heidelberg: Winter, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.48153#0017
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Das Senatusconsultum Silanianum

15

sten* * * * * * * * * * * 33 34 war mit einer Schwester des Caligula verheiratet35, der Jurist
selbst mit einer Ururenkelin des Augustus.36
Kein anderer Jurist der Kaiserzeit war von vergleichbarer Herkunft
und vergleichbarem gesellschaftlichem Rang. Damit hängt zusammen,
daß die nichtjuristischen Quellen über keinen anderen Juristen so viel
berichten, wie über Cassius.37 Seine Senatsrede im Mordfall des Ped-

(Forts. Fußnote 32)
Verfolgung durch Nero ist kein Parameter für Cassius’ Einstellung zum Prinzipat.
Neros mörderisches Wüten ist politisch oder ‘ideologisch’ indifferent. Auch die
Agitation des Cossutianus (Tac. ann. 16.22.5): daß Paetus Thrasea der Prozeß
gemacht werden müsse, wenn die Verbannung des Cassius nicht umsonst gewesen
sein sollte - auch diese Agitation gestattet nicht den Schluß, daß der Jurist der
senatorischen Opposition nahestand (D’Ippolito 30) - so wenig wie die imagines
maiorum in seinem Hause (zu diesem alten Brauch der maiores-Verehrung etwa
Roloff 284 f.), daß er ‘stolz’ auf seine „ascendenza cesaricida“ war (D’Ippolito
23). Cassius war persönlich (s. sofort nach A 33) und politisch (s. soeben nach A. 28)
in das neue Machtsystem völlig integriert. Vgl. Crook (A. 4) 363 f.
33 Pomponius D 1.2.2.51. Nörr (1984) 2973 f.
34 L. Cassius Longinus: Groag, RE 3 (1899) 1740 und PIR II2 (1936) C 503.
35 Mit Juha Drusilla. Sie war eine Urenkelin sowohl des Augustus wie der Livia und
von Tiberius im Jahre 33 mit L. Cassius verheiratet worden; als Caligula 37 zur
Herrschaft kam, löste er die Ehe auf: Petersen, PIR IV2 (1952-1966) I 664.
36 Mit Junia Lepida: Petersen, PIR IV2 (1952-1966) I 861. Ihre Mutter war Aemilia
Lepida und hatte 13 n. Chr. M. lunius Silanus Torquatus (cos. 19. n. Chr.) geheira-
tet. Aemilia war über ihre Mutter Julia (minor) die Enkeltochter der Julia (maior),
der Tochter des Augustus.
37 Auch sein Ansehen als Jurist wird gerade von den nicht juristischen Schriftstellern
hervorgehoben; Tac. ann. 12.12.1: ea tempestate (49 n. Chr.) Cassius ceterospraemi-
nebat peritia legum (zu 14.43.1 nach A. 70); Hygin. de gen. contr. (ed. Lachmann)
p. 124.14-15: Cassius Longinus, prudentissimus vir, iuris auctor; Plin. epist.
7.24.8-9: laetor etiam, quod domus aliquando C. Cassi, huis qui Cassianae scholae
princeps et parens fuit, serviet domino non minori, implebit enim illam Quadratus
meus decebit rursusque ei pristinam dignitatem, celebritatem, gloriam reddet, cum
tantus orator inde procedet, quantus iuris ille consultus. Pomponius D 1.2.2.52
berichtet, daß Cassius seinem Lehrer (Paul D 4.8.19.2) Masurius Sabinus in der
Leitung der Rechtsschule folgte, deren Anhänger bald nach ihm Cassiani, bald nach
seinem Lehrer Sabiniani genannt wurden; dazu Crook (A. 4) 362f.; D. Liebs,
ANRW 2.15 (1976) 207 f.; Nörr (1984) 2974 f. Cassius’ Hauptwerk (neben dem nur
noch notae zu Vitellius bekannt sind) waren libri iuris civilis, ein „umfassender
Grundriß des ius civile“ von etwa 20 Büchern in „knappen, bündigen ... Lehrsätzen
und Definitionen“; erhalten sind jedoch nur Zitate: U. Manthe, Die libri ex Cassio
des lavolenus Priscus (1982) 37, 112 t, 316 f. Dieses Werk war eine Epitome der
libri iuris civilis. D’Ippolito hat in seiner Monographie „Ideologia et diritto in Gaio
Cassio Longino“ versucht, bei Cassius eine Interdependenz zwischen seinen politi-
schen und sozialen Wertanschauungen und seinem fachjuristischen Wirken und
 
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