Astrolab und Klosterreform an der Jahrtausendwende
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denn so geben sie direkt die 12 Nachtstunden an, fortschreitend von
rechts, aus dem Westen, nach links, zum Osten.
Ferner weist der Verfasser nicht darauf hin, daß er sogenannte
Temporalstunden meint. Nach ihnen teilte das frühe und hohe
Mittelalter seine Zeit am liebsten, weil sie den täglichen Lebensrhyth-
mus am besten spiegelten. Vom Aufgang bis zum Untergang der Sonne
zählte man 12 Tagstunden, vom Untergang bis zum Aufgang 12
Nachtstunden. Die Länge einer Temporalstunde schwankte je nach
Tages- oder Nachtabschnitt, Jahreszeit und Breitengrad beträchtlich,
doch das nahm man in eingeschränkten Lebensräumen kaum wahr.
Die Ermittlung der nächtlichen Temporalstunden wird anschließend
gesondert besprochen. Die Sternhöhe soll in das Bild des Himmelsglo-
bus (alchora) projiziert werden, was der Text nicht im Detail darstellt.
Von neuem erhebt sich der Verdacht, daß dem Autor in diesem
Abschnitt ein kugelförmiges Astrolab vorschwebt; wieder sagt er nichts
davon. Er teilt lediglich mit, daß die Sternhöhe auf den Höhenkreis
einzustellen ist, im Bereich des äußersten Rings auf der Einlegeschei-
be, des circulus horarum. Diesmal sind dessen einzelne Stundenkurven
nicht eingezeichnet, was die Zeitmessung kompliziert. In einem ersten
Schritt wird der berührte Höhenkreis bis zum Schnittpunkt mit dem
mittleren Kreis, dem des Äquators (circulus mediae terrae), weiterver-
folgt, der Schnittpunkt wird vorgemerkt.
Den nächsten Satz verstehe ich in diesem Zusammenhang nicht. Er
scheint den früheren Arbeitsgang nachzutragen, bei dem die Sternhöhe
durch die beiden Visierlöcher der Alhidade angepeilt, an deren Spitze
abgelesen und auf der anderen Seite über den Kreis derselben
Gradhöhe gelegt wurde. Danach endlich kommen wir zum Fortgang
des Verfahrens, das nun die Stellung der Sonne im Tierkreis am
Beobachtungstag, den Ekliptikpunkt, einbeziehen muß. Wie man ihn
findet, wird uns wieder vorenthalten. Hat man ihn ermittelt, so zählt
man die Stunden einzeln ab (an der Horizontkurve beginnend nach
unten). Der Autor verwendet dazu jetzt die Kurven der 12 astrologi-
schen Häuser im Tierkreis (circulus casarum), die wohl anstelle der
Stundenlinien auf seiner Einlegescheibe stehen.
Sie eignen sich zur Stundenzählung, weil sie den Vollkreis in 12
Abschnitte zu je 30 Graden teilen. Wie wir beim Blick auf den
planisphärischen Typ erkennen, treffen dessen Stundenlinien mit den
Häusergrenzen eben beim Äquatorkreis zusammen, nicht genau,
immerhin ziemlich nahe. Der Verfasser sagt, daß „wie beim Astrolab“
drei intervalla auf eine Stunde gehen. Demnach ist die 360-Grad-Skala
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denn so geben sie direkt die 12 Nachtstunden an, fortschreitend von
rechts, aus dem Westen, nach links, zum Osten.
Ferner weist der Verfasser nicht darauf hin, daß er sogenannte
Temporalstunden meint. Nach ihnen teilte das frühe und hohe
Mittelalter seine Zeit am liebsten, weil sie den täglichen Lebensrhyth-
mus am besten spiegelten. Vom Aufgang bis zum Untergang der Sonne
zählte man 12 Tagstunden, vom Untergang bis zum Aufgang 12
Nachtstunden. Die Länge einer Temporalstunde schwankte je nach
Tages- oder Nachtabschnitt, Jahreszeit und Breitengrad beträchtlich,
doch das nahm man in eingeschränkten Lebensräumen kaum wahr.
Die Ermittlung der nächtlichen Temporalstunden wird anschließend
gesondert besprochen. Die Sternhöhe soll in das Bild des Himmelsglo-
bus (alchora) projiziert werden, was der Text nicht im Detail darstellt.
Von neuem erhebt sich der Verdacht, daß dem Autor in diesem
Abschnitt ein kugelförmiges Astrolab vorschwebt; wieder sagt er nichts
davon. Er teilt lediglich mit, daß die Sternhöhe auf den Höhenkreis
einzustellen ist, im Bereich des äußersten Rings auf der Einlegeschei-
be, des circulus horarum. Diesmal sind dessen einzelne Stundenkurven
nicht eingezeichnet, was die Zeitmessung kompliziert. In einem ersten
Schritt wird der berührte Höhenkreis bis zum Schnittpunkt mit dem
mittleren Kreis, dem des Äquators (circulus mediae terrae), weiterver-
folgt, der Schnittpunkt wird vorgemerkt.
Den nächsten Satz verstehe ich in diesem Zusammenhang nicht. Er
scheint den früheren Arbeitsgang nachzutragen, bei dem die Sternhöhe
durch die beiden Visierlöcher der Alhidade angepeilt, an deren Spitze
abgelesen und auf der anderen Seite über den Kreis derselben
Gradhöhe gelegt wurde. Danach endlich kommen wir zum Fortgang
des Verfahrens, das nun die Stellung der Sonne im Tierkreis am
Beobachtungstag, den Ekliptikpunkt, einbeziehen muß. Wie man ihn
findet, wird uns wieder vorenthalten. Hat man ihn ermittelt, so zählt
man die Stunden einzeln ab (an der Horizontkurve beginnend nach
unten). Der Autor verwendet dazu jetzt die Kurven der 12 astrologi-
schen Häuser im Tierkreis (circulus casarum), die wohl anstelle der
Stundenlinien auf seiner Einlegescheibe stehen.
Sie eignen sich zur Stundenzählung, weil sie den Vollkreis in 12
Abschnitte zu je 30 Graden teilen. Wie wir beim Blick auf den
planisphärischen Typ erkennen, treffen dessen Stundenlinien mit den
Häusergrenzen eben beim Äquatorkreis zusammen, nicht genau,
immerhin ziemlich nahe. Der Verfasser sagt, daß „wie beim Astrolab“
drei intervalla auf eine Stunde gehen. Demnach ist die 360-Grad-Skala