Astrolab und Klosterreform an der Jahrtausendwende
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und Metz, auch auf die Anfänge des Reformklosters Gorze bei Metz.
Diesen Einfluß suchte Abbo zu mehren.93
Seinem Reformeifer kam zugute, was Odilo von Cluny und Immo
von Gorze nicht vorweisen konnten, das Ansehen eines Universalge-
lehrten, das sich Abbo in jüngeren Jahren erworben hatte. Man kannte
ihn in England so gut wie in Deutschland.94 Er war ausgewiesen durch
Werke über Arithmetik und Astronomie, Grammatik und Logik,
Theologie und Kirchenrecht, und seine Gedanken vertrockneten nicht
auf totem Pergament, denn alle Fächer bezog er auf eine einzige Mitte,
das mönchische Leben.95
Anders als Cluny, wo endlose Gebete und hochgestimmter Chorge-
sang den Tageslaufbeherrschten, pflegte Fleury zupackende Frömmig-
keit und Gelehrsamkeit. Einerseits lagen in der Klosterkirche die
wunderwirkenden Gebeine des Ordensgründers Sankt Benedikt vom
Montecassino, zu denen Pilger von weither strömten. Kräftig sprang
der Heilige seinen Mönchen bei, wenn weltliche Machthaber sie
bedrohten, und schützte ihre Freiheit, sobald sie sich seiner Regel
unterwarfen.96 Andererseits standen in der Klosterbibliothek mehr
seltene Bücher als irgendwo sonst. Als Gerbert von Aurillac 986 ein
verlorenes Werk Ciceros suchte, fragte er in Fleury nach.97 Italienische,
93 Dazu Lin Donnat, Recherches sur l’influence de Fleury au Xe siede, in: Louis,
Etudes S. 165-174; Mostert, Abbo S. 24-32, 36-39. Zu den politischen
Auswirkungen der Klosterreform Karl Ferdinand Werner, Les origines (Histoi-
re de France, hg. von Jean Favier. Bd. 1, 1984) S. 476-481.
94 Zu den englischen Beziehungen Vyver, AbbonS. 127 f., 163 f., zu den deutschen
ebd. S. 167 f. Ihnen ist der Besuch des Bischofs Adalbert von Prag in Fleury 995
oder 996 anzufügen, wobei er Bern getroffen haben könnte. Das wirft neues
Licht auf den Adalbertkult Berns und Hermanns; dazu Borst, Forschungsbericht
S. 399 f.
95 Aimoin von Fleury, Vita Abbonis c. 3, in: Abbo, Opera Sp. 390, ein knapper
Überblick zu Abbos Schriften; gesichtet durch Vyver, Abbon S. 125-158;
Mostert, Abbo S. 40-64. Aimoin kritisierte hier, wie bei Vyver, Abbon S. 159 f.
nachzulesen, den astronomischen Unterricht in Reims, mitnichten das Fach
Astronomie. Die Stelle ist falsch gedeutet von Hans Blumenberg, Der Prozeß
der theoretischen Neugierde (21980) S. 123 mit Anm. 195.
96 Dazu Jean Leclercq, Violence et devotion ä Saint-Benoit-sur-Loire au moyen
äge, in: Louis, Etudes S. 247-256; Mostert, Abbo S. 24-27,
116 f.
97 Gerbert, Briefsammlung Nr. 86 S. 114 an Konstantin von Fleury. Zum
Bibliotheksbestand, auf Sprachkunde konzentriert, Anita Guerreau-Jalabert,
Abbon de Fleury. Questions grammaticales (1982) S. 147-193, 333-335;
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und Metz, auch auf die Anfänge des Reformklosters Gorze bei Metz.
Diesen Einfluß suchte Abbo zu mehren.93
Seinem Reformeifer kam zugute, was Odilo von Cluny und Immo
von Gorze nicht vorweisen konnten, das Ansehen eines Universalge-
lehrten, das sich Abbo in jüngeren Jahren erworben hatte. Man kannte
ihn in England so gut wie in Deutschland.94 Er war ausgewiesen durch
Werke über Arithmetik und Astronomie, Grammatik und Logik,
Theologie und Kirchenrecht, und seine Gedanken vertrockneten nicht
auf totem Pergament, denn alle Fächer bezog er auf eine einzige Mitte,
das mönchische Leben.95
Anders als Cluny, wo endlose Gebete und hochgestimmter Chorge-
sang den Tageslaufbeherrschten, pflegte Fleury zupackende Frömmig-
keit und Gelehrsamkeit. Einerseits lagen in der Klosterkirche die
wunderwirkenden Gebeine des Ordensgründers Sankt Benedikt vom
Montecassino, zu denen Pilger von weither strömten. Kräftig sprang
der Heilige seinen Mönchen bei, wenn weltliche Machthaber sie
bedrohten, und schützte ihre Freiheit, sobald sie sich seiner Regel
unterwarfen.96 Andererseits standen in der Klosterbibliothek mehr
seltene Bücher als irgendwo sonst. Als Gerbert von Aurillac 986 ein
verlorenes Werk Ciceros suchte, fragte er in Fleury nach.97 Italienische,
93 Dazu Lin Donnat, Recherches sur l’influence de Fleury au Xe siede, in: Louis,
Etudes S. 165-174; Mostert, Abbo S. 24-32, 36-39. Zu den politischen
Auswirkungen der Klosterreform Karl Ferdinand Werner, Les origines (Histoi-
re de France, hg. von Jean Favier. Bd. 1, 1984) S. 476-481.
94 Zu den englischen Beziehungen Vyver, AbbonS. 127 f., 163 f., zu den deutschen
ebd. S. 167 f. Ihnen ist der Besuch des Bischofs Adalbert von Prag in Fleury 995
oder 996 anzufügen, wobei er Bern getroffen haben könnte. Das wirft neues
Licht auf den Adalbertkult Berns und Hermanns; dazu Borst, Forschungsbericht
S. 399 f.
95 Aimoin von Fleury, Vita Abbonis c. 3, in: Abbo, Opera Sp. 390, ein knapper
Überblick zu Abbos Schriften; gesichtet durch Vyver, Abbon S. 125-158;
Mostert, Abbo S. 40-64. Aimoin kritisierte hier, wie bei Vyver, Abbon S. 159 f.
nachzulesen, den astronomischen Unterricht in Reims, mitnichten das Fach
Astronomie. Die Stelle ist falsch gedeutet von Hans Blumenberg, Der Prozeß
der theoretischen Neugierde (21980) S. 123 mit Anm. 195.
96 Dazu Jean Leclercq, Violence et devotion ä Saint-Benoit-sur-Loire au moyen
äge, in: Louis, Etudes S. 247-256; Mostert, Abbo S. 24-27,
116 f.
97 Gerbert, Briefsammlung Nr. 86 S. 114 an Konstantin von Fleury. Zum
Bibliotheksbestand, auf Sprachkunde konzentriert, Anita Guerreau-Jalabert,
Abbon de Fleury. Questions grammaticales (1982) S. 147-193, 333-335;