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Borst, Arno; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1989, 1. Abhandlung): Astrolab und Klosterreform an der Jahrtausendwende: vorgetragen am 11. Februar 1989 — Heidelberg: Winter, 1989

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https://doi.org/10.11588/diglit.48156#0124
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Arno Borst

Hand mit dem Vermerk Wenngi der Giel an das sanktgallische
Geschlecht Giel von Glattburg und sein Schloß Wengi.
Rückseite von Blatt 1 und Vorderseite von Blatt 2, die beim
Einbinden nach außen kamen, sind stark abgegriffen und nachgedun-
kelt, in der Textmitte nur mühsam zu entziffern und an mehreren
Stellen durchlöchert oder eingerissen. Am oberen Rand der Rückseite
von Blatt 2 versuchte eine Hand des 20. Jahrhunderts, die des
Konstanzer Stadtarchivars Dr. Max Binder, mit Bleistift die Hand-
schrift paläographisch zu datieren: Ende 9./Anfang 10. Jhdt. Links
daneben steht eine kaum lesbare Bleistiftnotiz: 10. Jh.
Zur Paläographie
Die Entwicklung der Reichenauer Buchschrift von etwa 970 bis 1020
wurde am gründlichsten von Hoffmann, Buchkunst Bd. 1 S. 303-307
beschrieben. Ich zitiere seine Charakterisierung und füge in eckigen
Klammern Hinweise auf gleichartige und abweichende Formen im
Konstanzer Fragment hinzu. Sie beschränken sich auf die Rückseite
von Blatt 2, deren Abbildung dieser Edition auf S. 116 beigegeben ist,
und zitiere sie nach Zeilen.
Hervorstechendster Zug der neuen ottonischen Kalligraphie auf der
Reichenau in den Jahren um 970 ist nach Hoffmann „eine gewisse
kantige Schärfe und Eleganz; die Buchstaben sind nicht geradezu
eckig, doch werden die vollen Rundungen vermieden. Das Köpfchen
des e besteht aus einem kurzen, dicken, fast geraden Strich, der an der
Spitze des vertikalen Schafts ansetzend nach rechts unten führt und auf
einem hauchdünnen, leicht schrägen Strich aufsetzt; der Schaft des e
wird unten zwar nach rechts gebogen, aber ein regelrechtes Rund
kommt nicht zustande [Z. 23 est, Z. 13 ae-]. Der Bauch des d ist fast
rechteckig, wenngleich die ‘Ecken’ wiederum verschliffen erscheinen
[Z. 3 diei, Z. 24 ad]; die ‘Köpfe’ von p und q werden entsprechend
gebildet [Z. 6per, Z. 25 sperae', Z. 5 quod, Z. 4 usque]. Die Schäfte von
m und n laufen nicht völlig parallel, sondern streben etwas in die Breite
auseinander und verjüngen sich oft ein wenig nach unten [Z. 15
mutuisque, Z. 3 Orb em', Z. 9 noctium, Z. 5 interualla]. g hat eine
ziemlich große Schleife, die an einem leicht geschwungenen Stiel sitzt
[Z. 11 -ganti, Z. 23 indagandum]. Neben st [die Verbindung fehlt auf
dieser Seite, steht aber zum Beispiel auf der Vorderseite von Blatt 1 Z.
5 in Ligatur] und et [Z. 6 und 15 in Ligatur] kommen vor allem rt, nt,
 
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