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Pöschl, Viktor; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1989, 3. Abhandlung): Der Begriff der Würde im antiken Rom und später: vorgetragen am 10. Mai 1969 — Heidelberg: Winter, 1989

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https://doi.org/10.11588/diglit.48158#0020
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18

Viktor Pöschl

enim Romanus aperuit Lucullo imperante Pontum ... nostra sunt tro-
paea, nostra monumenta, nostri triumphi (21).25
Die Berücksichtigung der dignitas hat schon Cicero bei den Griechen
vermißt. Von der athenischen Demokratie sagt er: quoniam distinctos
dignitatis gradus non habebant, non tenebat ornatum suum civitas (rep.
1,32). Für den Römer ist eine politische und soziale Ordnung unvorstell-
bar, die keine deutlich sichtbaren Abstufungen kennt. Das geht so weit,
daß den verdienten principes rei publicae selbst nach dem Tode ein privi-
legierter Platz im Himmel angewiesen wird (Cicero, Somnium Scipio-
nis).26 Selbst bei der Hinrichtung wird die Rangordnung gewahrt: Der
ehemalige Praetor Lentulus wird von dem Consul Cicero als erster der
Catilinarischen Verschwörung zur Hinrichtungsstätte geführt (Plut. Cic.
22,2). Vor allem ist in Rom, merkwürdig genug, daß Strafsystem nach
den Kriterien der dignitas ausgerichtet.27 „Man muß nämlich wissen,
daß es Unterschiede bei den Strafen gibt und daß nicht alle die gleichen
Strafen erleiden können“: sed enim sciendum est discrimina esse poe-
narum neque omnes eadem poena adficiposse. (Dig. 48. 19,1.11 Ulpian)
Dies entspricht dem Satz Ciceros: „Die Gleichheit selbst ist ungleich,
wenn sie keine Abstufungen der Würde kennt“: ipsa aequabilitas est ini-
qua, cum habet nullos gradus dignitatis (rep. 1,43). Die honestiores
erhalten bei gleichen Delikten mildere Strafen als die humiliores. Hone-
stiores sind in erster Linie Senatoren, Ritter, Decurionen (die Ge-
meinderäte in den Municipien) und Veteranen.28 Sie werden bei Kapi-
25 In der gleichen Rede führt Cicero für seinen Mandanten ins Feld, daß er auch Ciceros
Taten verherrlicht habe. So selbstverständlich war für ein römisches Publikum der
Anspruch des römischen Politikers auf Ruhm. Aber Ciceros Ruhm beruht, wie er nicht
hinzuzufügen versäumt, darauf, daß sein Wirken dem Heil der Stadt und des Imperium
galt: quas res nos in in consulatu nostro vobiscum simul pro salute huius urbis atque
imperi et pro vita civium proque universa re publica gessimus, attigit hic versibus atque
inchoavit (28). Vgl. Μ. von Albrecht, Ciceros Rede Pro Archia, Heidelberg 1970 (Hei-
delberger Texte. Didaktische Reihe, H. 2), 7ff.
26 Asinius Gallus führt bei Tacitus (ann. 2,33) aus, Senatoren und Ritter hätten Anspruch
auf ein höheres Einkommen, weil sie mehr leisteten und mehr Gefahren ausgesetzt
seien. Tacitus bezeichtnet das als sub nominibus honestis confessio vitiorum.
27 Vgl. P. Garnsey, Social Status and Legal Privilege in the Roman Empire, Oxford 1970
und die wichtige Rezension hierzu von D. Nörr, Savignyzeitschrift 88, 1971, 408-417.
Ferner R. Rilinger, Humiliores - honestiores. Zu einer sozialen Dichotomie im Straf-
recht der römischen Kaiserzeit, München 1988.
28 Vgl. auch B. Cohen, Zum römischen Ordo-Begriff, Bull. Association Bude 1975, 259ff.
Über die ungerechtfertigte Bevorzugung von Soldaten im römischen Recht macht sich
Juvenal in der unvollständig erhaltenen 6. Satire lustig.
 
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