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Raible, Wolfgang; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1991, 1. Abhandlung): Zur Entwicklung von Alphabetschrift-Systemen: is fecit cui prodest; vorgetragen am 21. April 1990 — Heidelberg: Winter, 1991

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https://doi.org/10.11588/diglit.48161#0017
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Zur Entwicklung von Alphabetschrift-Systemen

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Ptolemaier. Zu der Zeit, als Kallimachos im 3. Jahrhundert v. Chr. dort
Bibliothekar war, gab es in der großen Bibliothek in Alexandria schon
mehrere hunderttausend Texte. Das Hauptbestreben der alexandrini-
schen Philologen war die Edition und die Kommentierung vorhandener,
also älterer Texte. Nimmt man das Beispiel Homers, so wird deutlich,
um was es geht: erstens um einen Text aus einer wesentlich älteren,
Jahrhunderte zurückliegenden Sprachstufe; zweitens um einen Text in
einem der griechischen Dialekte; schließlich um einen metrisch gebun-
denen Text. Die Grammatik des Dionysios ist entstanden innerhalb ei-
ner solchen, auf Textedition und Textkommentierung ausgerichteten
Schule der Philologie - deshalb der für uns ungewohnte erste Satz seiner
Τέχνη γραμματική.
Die zweite Information, die geeignet ist, unser Erstaunen über die
Grammatik des Dionysios zu mildern, besteht in einem Blick auf die
Art, wie die griechischen Texte der Zeit geschrieben waren. Gleichgül-
tig, ob es sich um Prosa oder um Poesie handelt: geschrieben wurde in
Scriptio continua, d.h. ohne Markierung von Wortgrenzen und ohne
Interpunktion.3 Bei metrisch gebundenen Texten gab es allerdings in
der Regel eine wichtige Lesehilfe: eine metrische Einheit wurde nach
Möglichkeit in einer Zeile geschrieben. - Ein Blick auf das folgende
Beispiel zeigt, wie solche Texte aussahen:
737 ΝΠΆΤεΡΗΚΛίΥΊΟΜΜίΧΑΙΛΛΑΑΑΤΓΟΛΑΟΙΑΧΆ ) UoM
738 GKTOfOCeNjnAAAJUHCIKJOAAJGAONACTreTOMOyAXC
7 39 orrAPyU e i A i x ocgck&ttAth ptg oqc-μδ A lAvrr κ i
7 40 τωκλ IjUinjaaolug njoAvtomta itrer iActv
741 APHWMAGTOKercirooNjKAnTEMeoceeHKAC-
742 GK-rofGTJOiAG/UAAicrAAeAeire.TAiAAreAAvrrA
743 ovrArjUOiG^HCKWrJACXGuJNJGKXeirACOre^AG
744 övAGTiJXÖiei n-ecKVKINJOOeTrOCOvn=KG-/^AIG I
745 ^uexxjOHjU-NNVVKrAC-TEKAlHXCATAAAKrvyeOrCA
7 46 oucei^^roKXAiOYceniAecrGMAxO^TorvMAi^ec
747 TWQi^AÄvi&ekASHAAiMOY^HrxerooiO
748 e kto r G>u_o i ©yxx cottam tqj μ σθλ ν"φ ι ΛτΑτ&τγΛ ι Δ Uj Ν
7 49 HAX.eMjU-OlZCjJOCTrer£UJN4>iAOC-HC©A©G-C7lCl

Allenfalls am Rand, nicht im Text selbst, wurden Lesezeichen angebracht - etwa die
parägraphos (-) als Zeichen des Sprecherwechsels.
 
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