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Schmidt, Ernst A.; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1991, 2. Abhandlung): Ovids poetische Menschenwelt: die Metamorphosen als Metapher und Symphonie ; vorgetragen am 3. Juni 1989 — Heidelberg: Winter, 1991

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.48162#0133
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Ovids poetische Menschenwelt

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Nur zwei Geschichten dieser Art gehen in met. 1-6 voraus, wie es
der beobachteten Kompositionsweise Ovids entspricht: die Erzäh-
lung von Apollos vergeblichem Versuch, seine von ihm selbst getö-
tete Geliebte Coronis wieder zu beleben - der letzte Liebesdienst
und die Rettung des Kindes aus dem Mutterleibe sind das einzige,
was ihm zu tun bleibt - und die Erzählung von Sols vergeblichem
Versuch, die begrabene Leucothoe wieder zu beleben, und das Em-
porwachsen einer Weihrauchstaude ans Licht als Ersatzlösung. Vgl.
met. 2,617 ff.: „vincere fata / nititur et medicas exercet inaniter artes./
quae postquam frustra temptata [. . .]“ und 626ff.: „ut tamen [. . .]“
(Apollo und Coronis), sowie met. 4,249: „fatum [. . .] obstat“ und
251: „,tanges tamen aethera‘ dixit“ (Sol und Leucothoe). Noch eine
weitere Geschichte gehört hierher, die allerdings mehr angedeutet
als erzählt wird und kaum auffällt: die Wiederbelebung des Knaben
Pelops durch die Götter, nachdem sein Vater Tantalus ihn getötet
hatte (met. 6,403-411).
Die Variationen des Themas von Buch 7 an sind diese, mit wenigen
Stichworten bezeichnet. In met. 7 verjüngt Medea lasons Vater
Aeson. In hohem Alter werden Philemon und Baucis vor dem
Schmerz des Verlustes des Ehegemahls und dem eigenen Tod be-
wahrt und in Bäume verwandelt, die selbst Verehrung genießen (met.
8). Die Verse met. 9,394-438 erzählen die Verjüngung des Iolaus; das
fatum, stärker als die Götter, verhindert die Verjüngung anderer Göt-
terlieblinge und Göttersöhne.3 Orpheus gewinnt Eurydice aus dem
Totenreich wieder und verliert sie erneut (met. 10). Orpheus singt
u.a. vom Tod des Hyacinthus, den der liebende Gott, Apollo, nicht
zum Leben wiederauferwecken kann (met. 10,163: „fata“, 203: „quo-
niam fatali lege tenemur“), der jedoch, in eine Blume verwandelt,
ewig wird und lebt (164: „qua licet, aeternus tamen es“) - der Sol-
Leucothoe-Geschichte nah verwandt. Orpheus singt weiter von der
Liebe des Pygmalion zu der von ihm geschaffenen elfenbeinernen
Mädchenstatue und wie diese Liebe das Kunstwerk belebt und in eine
lebendige Jungfrau verwandelt. Er singt von der Liebe der Venus zu
Adonis und von dessen Tod durch die Wunde, die ein angeschossener
Eber schlug. Venus - „questaque cum fatis: ,Et non tamen omnia
3 Jupiters Rede enthält in 11 Versen (met. 9,428-438) 4 mal das Wort „fata“. In met. 1,Ι-
ό,420 kommen „fatum“, „fata“, „fatalis“, „fataliter“ 22 mal vor, in 6,421-15 fin. 67 mal
bzw. zuerst (in 4288 Versen) einmal auf 195, dann (in 7707 Versen) auf 115 Verse, d. h. in
einer Steigerung der Dichte im Verhältnis 5:3 (Concordance of Ovid).
 
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