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Raible, Wolfgang; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]; Heger, Klaus [Gefeierte Pers.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1992, 2. Abhandlung): Junktion: eine Dimension der Sprache und ihre Realisierungsformen zwischen Aggregation und Integration ; vorgetragen am 4. Juli 1987 ; Klaus Heger zum 22.6.1992 — Heidelberg: Winter, 1992

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https://doi.org/10.11588/diglit.48166#0180
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Wolfgang Raible

Art der Thematisierung dieselbe Art von Junktoren entstehen kann. Ein
schönes Beispiel hierfür hat Ulrike Kölver (1984, 1991) für das Thai
vorgeführt. Der Inhaltsbereich, um den es geht, sind die Stativen und die
dynamischen Lokalrelationen - also der Bereich, der auf dem Faltblatt
unter ,Ort‘ bewußt nicht weiter ausdifferenziert ist. Auf der nominalen
Seite sind die Lexeme, von denen die Entwicklung zur „Präposition“
ausgeht, wie so häufig (und wegen unseres anthropomorphen lokalen
Orientierungsraumes nicht unerwartet) Bezeichnungen für Teile des
Körpers: ,Gesicht1 für ,vorne‘, ,Rücken' für ,hinten', ,Seite' für ,neben'
etc.36 In beschränktem Umfang können auch diese statischen Ortsrela-
tionen zur Bezeichnung dynamischer Verhältnisse verwendet werden -
dann nämlich, wenn das Verb der Sachverhaltsdarstellung die Dynamik
impliziert (Kölver 1984:14; 1991:492ff.). Wo es um die dynamischen
Relationen geht, also diejenigen, die für die Zweiseitigkeit auch im Be-
reich der Lokalisierung sorgen (und dadurch, wie in Kapitel III verschie-
dentlich erwähnt, eine Affinität zu den anderen zweiseitigen Relationen
aufweisen), ist der Ausgangspunkt für die Entwicklung zur „Präposi-
tion“ die Verb-Serialisierung. Im Thai ist sie zu einem höchst komplexen
und leistungsfähigen Instrumentarium ausgebaut, in dem bis zu drei
Verben aufeinanderfolgen können. Es geht dabei um die Richtung im
Hinblick auf den Ort (hinein, hinaus, hinauf, hinunter), im Hinblick auf
den Sprecher (kommen/gehen bzw. in deutsche Vorstellungen über-
setzt, um das hin bzw. her in hinkommen/her kommen) sowie um das
Erreichen des Ziels oder das Losgehen vom Ausgangspunkt. Die Köl-
versche Arbeit ist besonders interessant auch wegen der Beobachtungen
zur abnehmenden Finitheit der betreffenden Verben. Als selbständige
Verben sind die einschlägigen Verben voll finit; je weiter rechts sie in
einem Tripel von Verben stehen, desto mehr verlieren sie von ihrer Ver-
balität. Ob man sie letztlich als „Präpositionen“ oder als Koverben ana-
lysiert, ist eine andere Frage.
Im Fall der Kölverschen Arbeit geht es um die sprachliche Realisierung
der Junktion im Bereich der - statischen und dynamischen - Ortsrelatio-
nen. Geht man weiterhin in einer „onomasiologischen“ Fragestellung
36 Man braucht nur an deutsch angesichts (mit übertragener Bedeutung), englisch in front
of spanisch frente a, ital. infaccia a, frz. face à zu denken, um wenigstens im Bereich der
präpositionalen Fügungen Parallelen in vertrauteren Sprachen zu finden; oder an fin-
nisch vieri,Seite1, Inessiv vieressä, das als Präposition ,neben1 bedeutet (hänen [Gen. Sg.
vonhän ,er/sie‘] vieressä = ,neben ihr/ihm‘,,an seiner/ihrer Seite1).-Vgl. unter allgemei-
ner Perspektive unten Kapitel VI.5.
 
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