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Raible, Wolfgang; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]; Heger, Klaus [Gefeierte Pers.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1992, 2. Abhandlung): Junktion: eine Dimension der Sprache und ihre Realisierungsformen zwischen Aggregation und Integration ; vorgetragen am 4. Juli 1987 ; Klaus Heger zum 22.6.1992 — Heidelberg: Winter, 1992

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https://doi.org/10.11588/diglit.48166#0207
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V. Junktion, Mündlichkeit und Schriftlichkeit

205

Kreol den Interpretator lidé ké, der deutsche Null-Interpretator ,dafür4
wird zu en kompansasion, aus „dabei wird versucht“ wird ein gerundia-
les tout an chèchan etc.23
Ralph Ludwig und Hector Poullet haben am Beispiel des Guade-
loupe-Kreols gezeigt, daß sich die Sprecher dieser Sprache des „An-
leihe“-Charakters solcher Formen genau bewußt sind. Beide haben
Wahlkampf-Reden, also Zeugnisse konzeptioneller Schriftlichkeit (in
einem Fall lag ihnen sogar ein Manuskript vor), im Guadeloupe-Kreol
festgehalten und zwei Gruppen von native speakers gebeten, bestimmte
Passus so zu formulieren, wie sie dies normalerweise selbst sagen wür-
den. Dabei war den Probanden nicht bewußt, daß der Gebrauch von
Junktoren getestet werden sollte. Das schönste Beispiel in der Arbeit
von Ludwig und Poullet betrifft einen transkribierten Passus aus einer
Rede von Michel Rovelas (der ein gebürtiger Kreol-Sprecher ist)24:
- politik a Kapèstèr jodijou sé pansé kè i ni mil sen san é kèlk ouvriyé agrikol sé dé
pansé kè i ni pli dè onz san èsplwatan agrikol é kè sé moun-lasa yo dépandan
parkonsékan dè pwoblèm a tè ka pozé a Kapèstèr or sa kè non ka asisté sé kè ni on
spékilasyon pli an pli gran ki ka fèt asi tè.
(„Politik in Capesterre heute, das bedeutet, daß es 1500 und einige Landarbeiter
gibt, daß es mehr als 1100 Bauern gibt und daß diese Leute infolgedessen von
den Grund- und Bodenproblemen abhängen, die sich in Capesterre stellen. Also
das, womit wir es zu tun haben, ist, daß es eine immer umfangreichere Boden-
spekulation gibt, die hier vor sich geht“.)
Die beiden Alternativ-Versionen, die die beiden Gruppen befragter na-
tive speakers jeweils unter sich ausgemacht haben, vermeiden sämtliche
Zcè-Formen und formulieren die Junktionen, die durch parkonsékan und
durch or geleistet werden sollen, mit anderen Mitteln um25. Außerdem
wird des öfteren das akrolektale de (und in geringerem Umfang a) als
Junktor zwischen Nomina vermieden:

(a) Politik a Kapestè
,Politik1 ,in* ,Capesterre*
mil sen san é kèk ouvriyé agrikol
,1500 und einige Landarbeiter*

jodijou fo zot sav sé
,heute* ,ihr müßt wissen* ,das ist*
fo zot sav sé
,ihr müßt wissen* ,das ist*.

23 Vgl. Donner (1980) und (1982).
24 Vgl. Ludwig/Poullet (1989 [1991]:21 ff.).
25 Ludwig 1989:99 bezeichnet kè als „wohl in steigendem Maße untypisch für das Kreol“
(von Guadeloupe).
 
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