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Assmann, Jan; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1993, 2. Abhandlung): Monotheismus und Kosmotheismus: ägyptische Formen eines "Denkens des Einen" und ihre europäische Rezeptionsgeschichte ; vorgetragen am 24. April 1993 — Heidelberg: Winter, 1993

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https://doi.org/10.11588/diglit.48168#0050
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Jan Assmann

lutionär und verbindet sich mit Einzigkeit und Offenbarkeit. Aber
er ist kosmologisch. Er gehört in den Zusammenhang desselben
Denkens des Einen, das auch den evolutionären Monotheismus der
All-Einheit hervorgebracht hat, der zu Verborgenheit und Esoterik
tendiert.
In der hellenistischen Antike, als Hekataios von Abdera Ägypten
bereiste und Manetho von Sebennytos seine Aigyptiaka schrieb,
wußte niemand mehr etwas von jener Episode eines revolutionären
Monotheismus, die damals mehr als 1000 Jahre zurücklag und
deren Andenken aus den offiziellen Annalen sowie allen erreichba-
ren Denkmälern getilgt worden war. Und auch daß die priesterlich-
magische Theologie des verborgenen All-gotts, des All-Einen, keine
Variante der hellenistischen theologia physike war, sondern eben-
falls bis weit ins 2. Jahrtausend zurückging, dürfte niemandem
mehr bewußt gewesen sein. Und trotzdem galt Ägypten als die Hei-
mat eines Denkens, das mit dem Begriff „Denken des Einen“
wesentlich treffender gekennzeichnet ist als mit dem mißverständ-
lichen und anachronistischen Begriff Monotheismus. Plutarch,
Jamblich und die Autoren des Corpus Hermeticum schrieben im
Bewußtsein, ägyptische Theologie darzulegen und nicht etwa orien-
talisch überfremdete Spätformen platonischer Philosophie. Dieses
Bewußtsein hat sich dem Abendland mitgeteilt und bis ins 18. Jh.,
bis zu Schiller das Bild Ägyptens bestimmt. Mit der Devise Έν καί
παν kehrte im 18. Jahrhundert der verdrängte Kosmotheismus der
ägyptischen Antike zurück.
 
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