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0.5
1 cm
30
Jan Assmann
nicht mehr in den mythischen Bildern, die es transparent machen
auf menschliches Schicksal, sondern in der Bio-Physik der natürli-
chen Vorgänge.
Der zweite Teil des Hymnus besingt die Schöpfung. In seiner
traditionellen Form ist das ein mythisches Thema, das von der aller-
ersten Ur-Zeit erzählt. Echnaton beschränkt sich auf die sinnlich
erfahrbare Gegenwart und behandelt Schöpfung einerseits als
Embryogonie: das Entstehen des Lebens im Mutterleib, und ande-
rerseits als Ökologie: die weise Einrichtung der Welt, in der alle auf
ihre Weise versorgt sind. Die Welt ist nun nicht mehr wie früher ein-
fach mit Ägypten gleichgesetzt, sondern umfaßt viele Länder und
Völker, unterschieden nach Hautfarben, Sprachen und Lebensbe-
dingungen. Denn nur Ägypten lebt vom Wasser, das aus der Tiefe
kommt, die anderen leben vom Regen, dem „Nil am Himmel“.67 Der
dritte Teil ist der neuartigste von allen, er hat überhaupt kein Vor-
bild in der Tradition. Er kreist um einen ägyptischen Begriff, den
man mit den Worten „Verwandlung. Ξ
umschreiben kann, abgeleitet von der Ξ g
den, entstehen“, das mit dem Bild des Ξ
Der Skarabäus ist das Symbol für die |T<m
den Ägypter genauso fasziniert hat, wi =~
gesetzte Prinzip des „Seins“. In diesem
der Sonne, die, indem sie scheint und s Ξ-^
sie hervorbringt und sichtbar macht. I =-
bare Sonne selbst eine Verkörperung Ξ_τ
körperung am Himmel, die Schöpfur =_
Verkörperung auf Erden. Im Begriff c Ξ
sich die Grenzen von Schöpfer und G -
sichtbar wird, geht als Verkörperung at Ξ
erschlossene, geordnete, begehbare Ξ-
Acker, Weg und Fluß“, ist Verkörperu -
Gott und Schöpfung sind zwar im Ξ—
verbunden, aber diese Verbundenhei Ξ-
— CO
67 Für das Motiv der verschiedenen Bewässi = in
wohleingerichteten Welt vgl. auch den ersi -
„Nils am Himmel“ kommt auch sonst in ägy Ξ-
127B, 45f.; Nr. 195, 166; 143, 46, lOOff., 164 Ξ_?
29-32 (Totenbuch Kap. 183); 242, 7-8 (cf. P Ξ
stroming van deNijl, Diss. Utrecht (1980), 1( Ξ m
„Regen“, in: Lexikon der Ägyptologie^, 20 -
= CM
Jan Assmann
nicht mehr in den mythischen Bildern, die es transparent machen
auf menschliches Schicksal, sondern in der Bio-Physik der natürli-
chen Vorgänge.
Der zweite Teil des Hymnus besingt die Schöpfung. In seiner
traditionellen Form ist das ein mythisches Thema, das von der aller-
ersten Ur-Zeit erzählt. Echnaton beschränkt sich auf die sinnlich
erfahrbare Gegenwart und behandelt Schöpfung einerseits als
Embryogonie: das Entstehen des Lebens im Mutterleib, und ande-
rerseits als Ökologie: die weise Einrichtung der Welt, in der alle auf
ihre Weise versorgt sind. Die Welt ist nun nicht mehr wie früher ein-
fach mit Ägypten gleichgesetzt, sondern umfaßt viele Länder und
Völker, unterschieden nach Hautfarben, Sprachen und Lebensbe-
dingungen. Denn nur Ägypten lebt vom Wasser, das aus der Tiefe
kommt, die anderen leben vom Regen, dem „Nil am Himmel“.67 Der
dritte Teil ist der neuartigste von allen, er hat überhaupt kein Vor-
bild in der Tradition. Er kreist um einen ägyptischen Begriff, den
man mit den Worten „Verwandlung. Ξ
umschreiben kann, abgeleitet von der Ξ g
den, entstehen“, das mit dem Bild des Ξ
Der Skarabäus ist das Symbol für die |T<m
den Ägypter genauso fasziniert hat, wi =~
gesetzte Prinzip des „Seins“. In diesem
der Sonne, die, indem sie scheint und s Ξ-^
sie hervorbringt und sichtbar macht. I =-
bare Sonne selbst eine Verkörperung Ξ_τ
körperung am Himmel, die Schöpfur =_
Verkörperung auf Erden. Im Begriff c Ξ
sich die Grenzen von Schöpfer und G -
sichtbar wird, geht als Verkörperung at Ξ
erschlossene, geordnete, begehbare Ξ-
Acker, Weg und Fluß“, ist Verkörperu -
Gott und Schöpfung sind zwar im Ξ—
verbunden, aber diese Verbundenhei Ξ-
— CO
67 Für das Motiv der verschiedenen Bewässi = in
wohleingerichteten Welt vgl. auch den ersi -
„Nils am Himmel“ kommt auch sonst in ägy Ξ-
127B, 45f.; Nr. 195, 166; 143, 46, lOOff., 164 Ξ_?
29-32 (Totenbuch Kap. 183); 242, 7-8 (cf. P Ξ
stroming van deNijl, Diss. Utrecht (1980), 1( Ξ m
„Regen“, in: Lexikon der Ägyptologie^, 20 -
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