12
Erich Meuthen
berghe 1931 verlauten lassen, lägen bei ihm druckfertig vor.12 Bis zu
seinem Tode 194313 wuchs die Zahl auf 220 Stücke an, deren
Abschriften Vansteenberghes Nachlaßverwalter Glorieux später
Josef Koch für die Edition durch die Heidelberger Akadmie zur Ver-
fügung stellte.14 Bereits 1915 waren von Vansteenberghe 36 Briefe
jener Korrespondenz veröffentlicht worden, die Cusanus 1451-1456
mit den Tegernseer Mönchen Abt Kaspar Aindorffer und Prior
Bernhard von Waging über die „Docta Ignorantia“ gewechselt hat-
te.15 Es handelt sich um eine Gelehrtenkorrespondenz mit viel per-
sönlichem Austausch, und durch eben diese „persönliche“ Kompo-
nente wird man den „Brief“ im engeren Sinne denn wohl bestimmt
sein lassen. Josef Koch schickte seiner Publikation von 1944 inner-
halb der Heidelberger „Sitzungsberichte“ eine Liste mit 71 „Briefen“
voraus, die er für die Zeit bis Ende 1451 hatte ausfindig machen kön-
nen. Wie Vansteenberghe erfaßte er dabei ebenfalls die an Nikolaus
gerichteten Briefe, da es beiden ja, mit Recht, um eine Ko-Respon-
denz ging.
Die Nummern 67 bis 70 dieser Briefe-Liste sind aber nun nichts
anderes als die Urkunden AC Nr. 952-955, mit denen Papst Nikolaus
V. den Kardinal zum Legaten ernannte, um in Deutschland den
Jubiläumsablaß zu verkünden und bei dieser Gelegenheit zu refor-
mieren, im Köln-Klever Streit zu vermitteln und auf die Wiederver-
einigung der Böhmen mit der katholischen Kirche hinzuarbeiten.
Sogleich erhebt sich die Frage, ob das im eigentlichen Sinne, so wie
schon angedeutet, „Briefe“ sind16, wenngleich sich der Papst dort
einleitend mit Anrede an den Legaten wendet. Die aus der Antike
fortentwickelte Urkunde in Briefform bedarf an dieser Stelle wohl
12 Koch, Briefwechsel 7.
13 Zur Vita Vansteenberghes s. R. Haubst in: MFCG 1 (1961) 17.
14 Hailauer, Bericht 187f.
15 E. Vansteenberghe, Autour de la Docte Ignorance. Une controverse sur la theo-
logie mystique au XVe siede (BGPhMAXIV2-4), Münster 1915 (ND in: Spiri-
tualität heute und gestern 17 (Analecta Cartusiana. Ed. James Hogg 35:17), Salz-
burg 1992); dazu: Koch, Briefwechsel 107-110. Vgl. auch die Auswahlüberset-
zung von M. de Gandillac, Nicolas de Cues. Lettres aux moines de Tegernsee
surla docte ignorance (1452-1456) usw., Paris 1985.-ZurInterpretation letztens
M. Schmidt, Nikolaus von Kues im Gespräch mit den Tegernseer Mönchen über
Wesen und Sinn der Mystik, in: MFCG 18 (1989) 25-49.
16 Hierzu schon ausführlich Hailauer, Bericht, sowie: AC 1/1 v-viii.
Erich Meuthen
berghe 1931 verlauten lassen, lägen bei ihm druckfertig vor.12 Bis zu
seinem Tode 194313 wuchs die Zahl auf 220 Stücke an, deren
Abschriften Vansteenberghes Nachlaßverwalter Glorieux später
Josef Koch für die Edition durch die Heidelberger Akadmie zur Ver-
fügung stellte.14 Bereits 1915 waren von Vansteenberghe 36 Briefe
jener Korrespondenz veröffentlicht worden, die Cusanus 1451-1456
mit den Tegernseer Mönchen Abt Kaspar Aindorffer und Prior
Bernhard von Waging über die „Docta Ignorantia“ gewechselt hat-
te.15 Es handelt sich um eine Gelehrtenkorrespondenz mit viel per-
sönlichem Austausch, und durch eben diese „persönliche“ Kompo-
nente wird man den „Brief“ im engeren Sinne denn wohl bestimmt
sein lassen. Josef Koch schickte seiner Publikation von 1944 inner-
halb der Heidelberger „Sitzungsberichte“ eine Liste mit 71 „Briefen“
voraus, die er für die Zeit bis Ende 1451 hatte ausfindig machen kön-
nen. Wie Vansteenberghe erfaßte er dabei ebenfalls die an Nikolaus
gerichteten Briefe, da es beiden ja, mit Recht, um eine Ko-Respon-
denz ging.
Die Nummern 67 bis 70 dieser Briefe-Liste sind aber nun nichts
anderes als die Urkunden AC Nr. 952-955, mit denen Papst Nikolaus
V. den Kardinal zum Legaten ernannte, um in Deutschland den
Jubiläumsablaß zu verkünden und bei dieser Gelegenheit zu refor-
mieren, im Köln-Klever Streit zu vermitteln und auf die Wiederver-
einigung der Böhmen mit der katholischen Kirche hinzuarbeiten.
Sogleich erhebt sich die Frage, ob das im eigentlichen Sinne, so wie
schon angedeutet, „Briefe“ sind16, wenngleich sich der Papst dort
einleitend mit Anrede an den Legaten wendet. Die aus der Antike
fortentwickelte Urkunde in Briefform bedarf an dieser Stelle wohl
12 Koch, Briefwechsel 7.
13 Zur Vita Vansteenberghes s. R. Haubst in: MFCG 1 (1961) 17.
14 Hailauer, Bericht 187f.
15 E. Vansteenberghe, Autour de la Docte Ignorance. Une controverse sur la theo-
logie mystique au XVe siede (BGPhMAXIV2-4), Münster 1915 (ND in: Spiri-
tualität heute und gestern 17 (Analecta Cartusiana. Ed. James Hogg 35:17), Salz-
burg 1992); dazu: Koch, Briefwechsel 107-110. Vgl. auch die Auswahlüberset-
zung von M. de Gandillac, Nicolas de Cues. Lettres aux moines de Tegernsee
surla docte ignorance (1452-1456) usw., Paris 1985.-ZurInterpretation letztens
M. Schmidt, Nikolaus von Kues im Gespräch mit den Tegernseer Mönchen über
Wesen und Sinn der Mystik, in: MFCG 18 (1989) 25-49.
16 Hierzu schon ausführlich Hailauer, Bericht, sowie: AC 1/1 v-viii.