Cusanus-Studien
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kaum der näheren Erläuterung.17 Zu bemerken bleibt, daß bei der
Konzipierung der Cusanus-Edition daran offensichtlich zunächst
nicht immer gedacht worden ist.18
Bei dem Briefwechsel mit den Tegernseern handelt es sich frag-
los um „Briefe“ im eigentlichen Sinne. Aber schon Vansteenberghe
mengte sie, wie sein späterer Nachlaß dann zeigte, mit Urkunden in
Briefform zusammen. Wahrscheinlich spielte bei der Fixierung auf
ein Genus „Briefe“ auch die Bedeutung mit, welche der „Brief“ bei
den Humanisten gewann.19 Und in der Tat gibt es, wenngleich in
sehr geringem Umfang, Korrespondenz des Cusanus mit Humani-
sten (Pizolpasso, Lorenzo Valla20, natürlich Enea Silvio21), deren
Edition als „Briefe“ man sich ebenso wohl gefallen ließe.22 Sind in
solchen Fällen jeweilige Zuordnungen durchaus möglich, versagen
sie anderenorts jedoch ganz und gar. So richteten z.B. die von dem
Legaten zur Reform der Benediktinerklöster in der Provinz Salz-
burg eingesetzten Äbte des Wiener Schottenklosters und von
Mariazell eine Bittschrift an ihn, er möge die Nonnen des Ordens
milder behandeln. Cusanus antwortete seinerseits mit einem ein-
deutig als „Brief“ zu charakterisierenden Schreiben, in dem er nun
17 F.-J. Schmale, Brief, Briefliteratur, Briefsammlungen AIV, Lateinisches Mittel-
alter 1. Brief, in: Lexikon des Mittelalters II/3 (1982) 655f.
18 Doch zeichnet sich auch schon bei Koch eine rasche Klärung ab. Seine „Briefe“-
Liste, in: Briefwechsel 8-13, stellt noch undifferenziert Schriftstücke aller Art
mit Anrede als „Briefe“ zusammen. Präzisierende Bemerkungen über das für
„Briefe“ i.e. Sinne Charakteristische finden sich dann aber schon in der Einlei-
tung zu: Koch, Umwelt 7f.: der „persönliche Charakter“ der jeweiligen Schrei-
ben mache sie zum „Brief“.
19 H. Harth, in: Lexikon des Mittelalters II/3 (1982) 659-662 (V, Humanismus 1.
Brief und Brieftheorie im italienischen Humanismus); EJ. Worstbrock (Hg.),
Der Brief im Zeitalter der Renaissance (Deutsche Forschungsgemeinschaft.
Mitteilung IX der Kommission für Humanismusforschung), Weinheim 1983.
20 AC Nr. 146 und 154 bzw. Nr. 932 und 960.
21 Aus der Zeit bis zum Pontifikat Pius’ II. sind bislang 17 entsprechende Briefe
bekannt, von denen jedoch außer AC 1/2 Nr. 808 alle erst in AC II Eingang fin-
den.
22 Gerade auch unter dem Aspekt des stilistischen Kontrastes. Vgl. nämlich A. Sot-
tili, Appunti sulla storiografia dell’umanesimo tedesco, in: La storiografia
umanistica I, Messina 1992, 795, treffend über das Latein des Cusanus, es sei
gewesen „lontano dalle esigenze stilistiche del latino umanistico: la sua lingua
non ha certo le bizzarrie del latino dei viri obscuri, ma nulla ha dell’equilibrio
retorico e della trasparenza stilistica ehe l’epistolografia umanistica pretende
come sue caratteristiche.“ Vgl. auch h XII xxif. „De latitinitate Cusani“.
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kaum der näheren Erläuterung.17 Zu bemerken bleibt, daß bei der
Konzipierung der Cusanus-Edition daran offensichtlich zunächst
nicht immer gedacht worden ist.18
Bei dem Briefwechsel mit den Tegernseern handelt es sich frag-
los um „Briefe“ im eigentlichen Sinne. Aber schon Vansteenberghe
mengte sie, wie sein späterer Nachlaß dann zeigte, mit Urkunden in
Briefform zusammen. Wahrscheinlich spielte bei der Fixierung auf
ein Genus „Briefe“ auch die Bedeutung mit, welche der „Brief“ bei
den Humanisten gewann.19 Und in der Tat gibt es, wenngleich in
sehr geringem Umfang, Korrespondenz des Cusanus mit Humani-
sten (Pizolpasso, Lorenzo Valla20, natürlich Enea Silvio21), deren
Edition als „Briefe“ man sich ebenso wohl gefallen ließe.22 Sind in
solchen Fällen jeweilige Zuordnungen durchaus möglich, versagen
sie anderenorts jedoch ganz und gar. So richteten z.B. die von dem
Legaten zur Reform der Benediktinerklöster in der Provinz Salz-
burg eingesetzten Äbte des Wiener Schottenklosters und von
Mariazell eine Bittschrift an ihn, er möge die Nonnen des Ordens
milder behandeln. Cusanus antwortete seinerseits mit einem ein-
deutig als „Brief“ zu charakterisierenden Schreiben, in dem er nun
17 F.-J. Schmale, Brief, Briefliteratur, Briefsammlungen AIV, Lateinisches Mittel-
alter 1. Brief, in: Lexikon des Mittelalters II/3 (1982) 655f.
18 Doch zeichnet sich auch schon bei Koch eine rasche Klärung ab. Seine „Briefe“-
Liste, in: Briefwechsel 8-13, stellt noch undifferenziert Schriftstücke aller Art
mit Anrede als „Briefe“ zusammen. Präzisierende Bemerkungen über das für
„Briefe“ i.e. Sinne Charakteristische finden sich dann aber schon in der Einlei-
tung zu: Koch, Umwelt 7f.: der „persönliche Charakter“ der jeweiligen Schrei-
ben mache sie zum „Brief“.
19 H. Harth, in: Lexikon des Mittelalters II/3 (1982) 659-662 (V, Humanismus 1.
Brief und Brieftheorie im italienischen Humanismus); EJ. Worstbrock (Hg.),
Der Brief im Zeitalter der Renaissance (Deutsche Forschungsgemeinschaft.
Mitteilung IX der Kommission für Humanismusforschung), Weinheim 1983.
20 AC Nr. 146 und 154 bzw. Nr. 932 und 960.
21 Aus der Zeit bis zum Pontifikat Pius’ II. sind bislang 17 entsprechende Briefe
bekannt, von denen jedoch außer AC 1/2 Nr. 808 alle erst in AC II Eingang fin-
den.
22 Gerade auch unter dem Aspekt des stilistischen Kontrastes. Vgl. nämlich A. Sot-
tili, Appunti sulla storiografia dell’umanesimo tedesco, in: La storiografia
umanistica I, Messina 1992, 795, treffend über das Latein des Cusanus, es sei
gewesen „lontano dalle esigenze stilistiche del latino umanistico: la sua lingua
non ha certo le bizzarrie del latino dei viri obscuri, ma nulla ha dell’equilibrio
retorico e della trasparenza stilistica ehe l’epistolografia umanistica pretende
come sue caratteristiche.“ Vgl. auch h XII xxif. „De latitinitate Cusani“.