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Meuthen, Erich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1994, 5. Abhandlung): Die Acta Cusana: Gegenstand, Gestaltung und Ertrag einer Edition — Heidelberg: Winter, 1994

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https://doi.org/10.11588/diglit.48174#0027
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Cusanus-Studien

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sind, kann man ihm mit ziemlicher Sicherheit in extenso zuweisen.
Lediglich bei einem auf August/September 1451 zu datierenden
Opusculum „De carena“, als dessen Verfasser er in den Handschrif-
ten erscheint, bin ich im Zweifel. Für fast die ganze Schrift läßt sich
nämlich die wörtliche Übernahme anderer Autoren nachweisen.59
Freilich praktizierte Nikolaus solches auch in seinen Sermones.60
59 Künftig AC 1/3 Nr. 1670: „Determinatio reverendi patris domini Nicolai de
Cusa cardinalis de carena, quadragena et septena“. Kopien Ende des 15. Jhs. in
Wolfenbüttel, Herzog August Bibi., Cod. 338 Gud. lat. Qu. f. 151v-153r, aus Lei-
derdorp bei Leiden, und aus der ersten Hälfte des 16. Jhs. in Groningen, Univ.-
Bibi., Hs 103 f. 225r, aus Thaborbei Sneek. Der in den ersten zwei Dritteln wört-
lich übernommene, wenngleich nie genannte, Hauptautor ist der Leipziger
Theologieprofessor Nikolaus Weigel mit seinem 1437-1441 verfaßten Ablaßtr-
aktat; s. dazu W. Eberhard, in: Lexikon des Mittelalters VI/6 (1993) 1189. Auch
im dritten Drittel werden Autoren zitiert, die in Weigels Traktat verarbeitet
sind. Exzerpte und Zusammenfassungen solcher Art aus Weigels Opus, und
zwar gerade auch dieser Passagen, sind noch mehrfach überliefert, teils
anonym, teils unter Nennung des Autors; vgl. etwa N. Paulus, Geschichte des
Ablasses am Ausgang des Mittelalters (Geschichte des Ablasses im Mittelalter
III), Paderborn 1923, 3If. Handelt es sich auch bei Nr. 1670 um einen solchen
Text, für dessen neue Autorschaft der Vorname des ersten Verfassers Nicolaus
die Brücke zum Prominenteren bot? Freilich finden sich in Nr. 1670 einige
kurze Stellen, die ich so in der von mir benutzten Handschrift: München,
Staatsbibi., clm 12247, bei Weigel nicht verifizieren konnte. Möglicherweise gibt
es bei dem vielgenutzten Werk jedoch gerade für die Extrakte abweichende
Varianten. Im übrigen folgt Weigel seinerseits weitgehend wörtlich dem
Ablaßtraktat des Kartäusers Jakob von Paradies; s. D. Mertens, in: Verfasserle-
xikon IV/2-3 (1982) 482.
60 Vgl. hierzu meine Rezensionen von h XVI in: Hist. Jahrb. 91 (1971) 161f., 94
(1974) 368f., 97/98 (1978) 573-575 und 113 (1993) 196-200, sowie von h XVH/1
und 2 ebenda 104 (1984) 202f. und 113 (1993) 200-202 mit dem Zwischenergeb-
nis zu h XVII/1: „Direktquellen, die Nikolaus zunächst seitenweise exzer-
pierte, lassen sich immer seltener habhaft machen“. Freilich scheint sich das für
die Brixner Zeit dann nicht mehr sagen zu lassen; vgl. etwa J. Koch, CT I. Predig-
ten 2/5. Vier Predigten im Geiste Eckharts (SBH 1936/37. 2. Abh.), Heidelberg
1937, 55-67 (über die Abhängigkeit von Aldrovandinus de Tuscanella), sowie:
CT I. Predigten 7. Untersuchungen über Datierung, Form, Sprache und Quellen.
Kritisches Verzeichnis sämtlicher Predigten (SBH 1941/42.1. Abh.), Heidelberg
1942, 34-37, wo für die Frühzeit ebendort 30-32 die in h XVI hauptsächlich
genannten (zweitklassigen) Primärautoren im übrigen noch nicht namentlich
verifiziert sind. Die jüngsten Forschungen zur Abhängigkeit des Cusanus von
Aldobrandinus haben diese in noch stärkerem Maße zutage gefördert; H.
Hailauer, Cusana in der Bibliothek des Priesterseminars zu Brixen, in: MFCG
19 (1991) 93-97, und H. Pauli, Die Aldobrandinuszitate in den Predigten des
Nikolaus von Kues und die Brixener Aldobrandinushandschrift, in: MFCG 19
(1991) 163-182.
 
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