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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]; Schulz, Hans [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 10): Schriften zu Ehe und Eherecht — Gütersloh, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.30230#0163
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Die1 annder frag ist auch einer satzung halb, die in vilgemelter ordnung einer lobli-
chen Herschafft Bernn174 gelesen würdt; laütet also: »Es sol auch hinfür kein person
sich mit der person verehlichen, mit dero sie geebrechet I 8r I hat, die trage des schei-
dens schuld oder nit«.
s Diese satzung ist zuvor lang auch von Christen gehalten worden175 vnnd der erbar-
keyt gantz dienstlich176, dan sie fürkommet177, das niemand seiner boßheit geniesse,
auch nit em soliche eh anfohe, die Got gemeinlich verflüchet, da herr dan das gemein
sprich wort komen: »Wer will haben vnglick vnnd weh, nemme seinen bülen kzu
der^ eh!«17S Weyter mocht by verrüchten leüten auch ettwan noch gar ergers für-
io gohn, wo eins das jhene, mit dem er sein eh gebrochen, darnach zur eh haben konde.
Zu dem ist diese ordnung auch leicht zu halten, dieweil sie die Eh, kvelche etwan1 zu
zichtigem, gotsehgem leben von nöten ist, nit abstricket179, sonder wehret allein, die
eh m zugohn mit solicher personen, mit deren von Gott mehr vngnaden vnd
vnglickm dan genaden vnnd glicks" zu wartenn ist. Noch180, die weil sich dennoch
t5 auch zutragen mag, das zwey, die schon nit einander gestendiget181, in solicher gele-
genheit gegen emander182 stohn vnd ire mißhandlung183 nit so vilen bekant lst, das
mann leicht sehen möge, das solicher heyraht zugelassen mehr dan verbotten der er-
barkeit dienen wurde, in solchem fall kan mann dan der Oberkeit ir hand auch nit
zuschliessenn. Dann was Gott nit selb verpotten“ vnnd sich findet, das es mitp Got-
20 tes huldq etwan zu gelassen ist, wie wyrr in diesem fall das exempel Bersabee184 ha-
ben, deren kinder vor allen anderen kynderen Dauids von Gott gesegnet worden
j) davor von anderer Hand: Vff die ander frag: b.
k—k) zu: von Bucer korr. aus: zur; der: übergeschr. und eingewiesen: a.
1—l) die ersten drei Sdben von Bucer vor dem Zeilenanfang erg. für gestr.: »die et-«: a; welche (für
gestr.: die) ettwan: b.
m) von Bucer korr. aus: vnglick (?): a.
n) von Bucer korr. aus: glick (?): a.
o) von Bucer übergeschr. und eingewiesen für gestr.: verordnet: a, b.
p) übergeschr. und eingewiesen: a, b.
q) danach gestr.: nach: a, b.
r) von Bucer vor den linken Rand geschrieben und eingewiesen: a, b.
174. Vgl. oben S. 145, Anm. 21.
175. Vgl. Decr. Grat. II, C.31, qu. 1, c. 1, Friedberg I, Sp. 1108.
176. dienhch, nützhch.
177. beugt vor.
178. Das Spnchwort konnte mcht nachgewiesen werden.
179. unterbindet.
180. Trotzdem.
181. sc. die sich mcht öffenthch zueinander (als Mann und Frau) bekannt haben. Vgl. Grimm 5
(= IV, 1,2), Sp.4215; oder: die sich mcht beigestanden haben. Lexer 1, Sp.926.
182. m solchem Verhältms zueinander.
183. lhre Sünde, lhr Vergehen.
184. Batseba (vgl. II Sam 11,3), mit der Kömg David Ehebruch beging (vgl. II Sam 11 —12). Die
richtige latemische Form des Namens lst »Bethsabee« (mit »Bersabee« gibt die Vulgata den Ortsna-
men »Beerscheba« wieder).
 
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