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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]; Schulz, Hans [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 10): Schriften zu Ehe und Eherecht — Gütersloh, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.30230#0186
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IÜ2

12. GUTACHTEN FUR DEN ULMER RAT

dann vmb der hurey willen« melden1, zein ehbruch zelen2, wan2 einer gleich vmbs
ehbruchs willen sein weib verlasset vnd ein ander mmet, Vnnd sagen: außa Matthaeo
solle man leerenb, dasc em ehbruch seye, wo einer ein ander weib nimpt, dieweih das
erstc noch lebt, ausser der vrsach der hürey, Aberr auß Marco vnnd Luca solle man
leeren1, das die eh gebrochen6 werde, wan ems*1 sich mit einem anderen vermehele,
es verlasse’ sein ersten gemahel, auß was vrsach es wölle3. Diß mag4 aber gar nit be-
stohn5, sitemal6 ivom Mattheo', der ja freilich mt mehr, dan vom herren geredt ist,
beschreibet*1, an zweien orten17 die angehenckte condition: »es seye dan vmbs eh-
bruchs willen«, so klarlich außdrucketm. So lsts auch" gar gemeyn8, das ein Euange-
list meldet, das die anderen vnderlassen haben, Dann im9 keyn Euangelist fürge-
nommen hat, alle10, sonder allein etliche reden des Herren, mn denen aber die leer
vnsers heils genugsam11 begnffen lst, darzugeben.
Nun, so menglich12 bekennet, es habe hierinn den heiligen vetteren gefehlet13, vnnd,
wo das Euangeli recht erkennet, niemand daran zweifflet, das nach der scheidung,
des ehbruchs halb geschehen, dem vnschuldigen theyl seiner noturfft14 nach ein an-
der heyrath zu vergünnen seye, so dencke man, das es men mn anderem“ auch hat
fehlen kondenp. Darumb, vnangesehen, was sie gesetzet oder gebrauchet haben,
müß mannq vff die wort vnnd ordnunge Gottes sehen vnnd vnns des lmmer wol er-

z)—z) die Ehescheidung ein Ehebruch gerechnet (Ed. i: rechnen). Ja wenn: Ed. 1—3.
a) auß dem: b. - b) lernen: b; Ed. 1 — 3. — c) das es: Ed. 1—3. — d) weil: b.
e) ander: Ed. I—3. - f) lernen: b; Ed. 1—3. — g) brochen: b. — h) es: b.
i) verlasse gleich: Ed. 1—3. — j)—j) von Matheo am 5. und 19. Cap: b; Mattheus: Ed. 1—3.
k) übergeschr. und eingewiesen m a; fchlt m b; schreibet: Ed. 1—3.
l) orten vnd: Ed. 1 — 3.
m) außgedruckt: b; ohne Einweisung vor den linken Rand geschneben: Matth. 5 [32] et 19^9]: a.
n) fehlt m b. — o) andern dingen: Ed. 1—3. — p) konnen: Ed. 1 —3.
q) man gleichwol mehr: Ed. 1 — 3.

1. Vgl. Mk 10,11 u. Lk 16,18.
2. als Ehebruch betrachten.
3. Augustin, Ad Pollentium de adulterinis comugiis I, IX, 10, CSEL 41, S. 357,21 —358,13. Als
mögliche Quelle für Bucer mag Erasmus gedient haben, der schon ab der zweiten Edition seiner
Annotationes zum Neuen Testament von 1519 Augustins Interpretation von Mt 19,9 ausdrücklich
kntisiert hat. Vgl. Reeve 1, S.77 (= LB 6, Sp. 97-99).
4. kann.
5. gelten.
6. daja, weil.
7. Vgl. Mt 5,32 und 19,9.
8. ganz üblich, gewöhnhch.
9. sich.
10. Vgl.Joh 20,30 und 21,25.
11. genügend, erschöpfend.
12. jeder, jedermann.
13. sc. die Kirchenväter haben m dieser Frage geirrt. Vgl. Grimm 3, Sp. 1423 f.
14. seinem Bedürfms.
 
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