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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]; Schulz, Hans [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 10): Schriften zu Ehe und Eherecht — Gütersloh, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.30230#0313
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12. VON DER EHE UND EHESCHEIDUNG

3°9

chen-1' der scheidung gedacht1, wurdt2 er doch freylich die laster, so dazumal meer
dan der ehbruch gescheuhet vnnd gestraffet worden seind, zdrumb nicht weniger
vrsachz zur scheydung sein wellen. Es ist nit bald ein laster, wider das aie welts3 4 5
strengere gesatz san^en sein vnnd11 doch wenieer sohchen gesetzen nach eestrafft
worden bist, als der ehebruch/'. I cDieweil dann der Ehebruch dzu der zeit Chri-
sti^ schon nit mehr am leben gestraffet wardee4, fwie dann die Juden das schwerdt
nicht mehr hatten5 vnnd, ob sie es schon gehabt, das freihch nit zu streng gegen di-
sem lasterr würden8 geprauchet haben, Wie dann die Propheten auch uber das volck
zu iren zeiten geclaget habenb/-f6, hat derr 'Herre denc selbigen' allem für ein vrsach
der scheidung außgetrucket7; todtschlag1 9, mit gifft vergeben8 vnnd der gleichen
hat er nit außgedrucket, dan dak zu mal nieman daran zweyfflete, wer mn solichen
stucken begriffen, 'das der^ were mhinzu thün"19 vnnd durch den todt zu scheiden.
Diß mag man auch by demn abnemmen: Marcus vnnd Lucas erzelen diese red des
herren vnnd melden auch° den ehbruchp nit, sonder setzen schlecht hinq: »wer sein
weib von im scheidet vnnd mmpt ein andere, der bnchet die eh«10 etc. Nun lst aber
daran nicht zu zweifflen, sie haben eben die red vnnd meynung des herren melden

z)—z) mcht wemger haben vrsachen: Ed. 1—3.
a) —a) le ain strengers gesetz gegangen were, als der Eebruch bundt: b; alzeit strengere gesetze
gangen sein vnd: Ed. 1 — 3; sein: danach gestr.: als der ehbruch: a.
b) —b) ist. Also das zun Zeitten Christi was Moyses gebotten, gedisputirt were: Ob man die im
Ehebruch begriffen verstaimgen solte, darumb sie dann dem Herren mit solcher frag, als sie nuhn
das weib 1m Eebruch begnffen furbrachten, versuechten, das sie zuthuen kain gelegenheit gehabt
hetten, wa es noch mn gemainer haltung gewesen were, das man solche stainigen solte. Die Schnfft-
gelerten hetten mn andere eben so helle gebott schon Löcher geboret: b.
c) —c) von Konrad Hubert auf einem überklebten Zettel notiert m a.
d) -d) fehlt in b. - e) wurde: Ed. 1-3. - f)—f) fehlt in b. - g) fehlt in Ed. 1-3.
h) darumb: Ed. 1 —3. - 1 )—i) vor den Zeilenanfang geschrieben m a.
j) Todschlag aber: Ed. 1 — 3. - k) übergeschr. und eingewiesen m a.
1 )—l) übergeschr. und eingewiesen m a; fehlt m b.
m) —m) korr. aus: hinzurichten in a; zu todten: b; hinweg zu thun: Ed. 1—3.
n) dem etlicher massen: Ed. 1 — 3. - o) übergeschr. und eingewiesen m a; fehlt m b.
p) danach gestr.: auch: a; Eebruch auch: b. — q) hinzu: b.
1. Vgl. Mt 19,9.
2. wird. Martin/Lienhart II, S. 847.
3. schon lmmer, von jeher. Grimm 10 (= IV,2), Sp. 2276.
4. Das AT sah für Ehebruch die Todesstrafe vor (vgl. Lev 20,10; Dtn 22,22-24). Hinweise auf
eine vollzogene Hinrichtung fehlen jedoch (vgl. TRE 9, S. 312,16-26). Im NT vgl. Joh 8,3-11; I Kor
6,9; II Petr 2,14. Vgl. auch oben S.93, Anm. 279.
5. Judäa war damals römische Provinz oder unter den Verwandten Herodes’ d.Gr. vom römi-
schen Reich abhängig. Vgl. TRE 25, S. 593 f. Den jüdischen Instanzen war der Vollzug dcr Todes-
strafe nicht erlaubt. Vgl. RGG3 6, Sp.922.
6. Vgl. etwa Jer 7,9; 23,10; Ez 16,32; 23,43; Hos 4,13 u.a.
7. Vgl. Mt 19,9.
8. vergiften, mit schädhcher Absicht Gift verabreichen. Grimm 25 (= XII, 1), Sp.486.
9. wegzutun, aus der Welt zu schaffen.
10. Mk 10,11; Lk 16,18.
 
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