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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]; Schulz, Hans [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 10): Schriften zu Ehe und Eherecht — Gütersloh, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.30230#0314
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I 2. GUTACHTEN FUR DEN ULMER RAT

wöllen, die Matthaeus gemeldet hat, wie auch oben1 11 anzeiget ist, wie sie aber nit al-
lein den ehbruch fur ein rechtmessige vrsach der scheidung erkennet, auch wol ge-
wüßt haben, das der Herr desr orts2 nit hat wellen von vrsachen der scheidung re-
den3, sonder smeer das leichtfertig5, onrechtmessig scheiden, das jenent4 die Juden
auß mißverstand vnnd falscher glosen5 götlichs gesatzes billichten, abstricken6
vnnd veiwerffen7, wie er auch mn diesen worten: »Ir solt aber gar nicht schwe-
ren«8, allein das leichtferig9, vnnötig schweren hat verpieten wöllen. Also haben
sieu auch die wort des Herren vwider das selbig” einfeltig10 gesetzet vnnd weder" des
ehbruchs noch anderer vrsachen gedencken Ijj’-I wöllen, Ob sie wol wiex den eh-
bruch also auch andere vrsachen für rechtmessig zur scheidung geachtet haben.
Dann schlecht, was Gott als güt m gemein verordnet vnnd gebotten hat, wurt von
Christo mt zu vnrecht gemacht oder yverpotten sein-y.
Also1 ’, dieweil der ehbruch darumb ein vrsach ist rechtmessigerr scheidung, das er
macht, das ein erbar mann billich schew zab seinem weib bekommet, nach dem
dann2 die eh nura in gemeiner12 lieb, so zwey zusamen haben, bestoht, Vnnd aber
der man von wegen der anderen erzalten laster bnit weniger billiche schew ab^ sei-
nem weib, cwo es die begangen, empfahetd, folget, das mann sobchem man, wo er
mit güte nit kan bewegt werden, seine abschew13 gegen seinem2 weib, das also miß-
handlet14, 'hinzulegen, sie zu behalten, nit zwingen15 sollee, ja auch mit güte mt, da-

r) dieses: b. — s)—s) vil mehr das: b; mehr das leichtfertig vnd: Ed. 1—3.
t) ihnen: b; jnen: Ed. 1-3. - u) sich: Ed. 3. - v)—v) daselbst: Ed. 1—3.
w) wider: Ed. 1 —3. - x) fehlt m b, Ed. 3.
y) —y) gebotten sein: b; verboten: Ed. 1—3.
z) —z) von seinem Weib bekomet, vnd nach dem denn weiter: Ed. 1—3.
a) fehlt in b. — b)—b) billich mcht weniger schew von: Ed. 1 — 3; billiche: korr. aus: billicher: a.
c)—c) fehlt m Ed. 1—3. — d) empfahet, so: b.
e)—e) tregt vnd aber mcht mag beredet werden, die sache hinzulegen vnd sie zu behalten: Ed.
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1. Vgl. oben S. 181,10-182,12 und S. 245,17-246,2.
2. hier, an dieser Stelle. Grimm 13 (= VII), Sp. 1359.
3. Vgl. oben S. 237,4-238,8.
4. sc. lhnen, (für) sich.
5. Deutung, Erklärung.
6. verbieten, abschaffen.
7. Vgl. oben S.234,19-235,16.
8. Mt 5,34.
9. leichtfertige, unbedachte; zur Wortform vgl. Grimm 12 (= VI), Sp.642.
10. einfach.
11. Folglich.
12. gemeinsamer.
13. Verachtung.
14. Böses tut, Unrecht begeht.
15. zwingen mit Dativ (vgl. oben: solichem) lst schwach belegt (mederdt., 1514). Grimm 32
(= XVI), Sp. 1235.
 
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