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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]; Schulz, Hans [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 10): Schriften zu Ehe und Eherecht — Gütersloh, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.30230#0323
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12. VON DER EHE UND EHESCHEIDUNG

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möge1. Vrsach dis vnderscheids geben sie diese: die eh sye zwischen den gleubigen
bestettiget2, zwischen den vngleubigen aber nit, vnd darumby so scheide by diesen
die schmach des schopffers die eh gantz, by den anderen aber, do bede im glauben
die eh bestettiget haben, nit, De divortiis, Ca. Quanto te novimus3.
In diesem fall haben wir bescheidts genug zim H[eiligen]z Paulo4: Der erkennet ein
eh, da ein bruder ein vngleubig weib oder ein schwester einen vngleubigen man hat,
’die seyen dan 1mm vnglauben12 von anfang beharret oder mn den wider boder von
newem gefallen: Er spricht^ vngleiibig. So dan zwischen sohchen ein ehe, so hat sie
got zusamen gefüget, vnnd ist ir eh durch got bestettiget, obs gleich das vnglaubigc
nit erkennet vnnd inn der kirchen nit gesegnet seindh Dann von der eh sagt der herr:
»welche got hatc zusamengefüget«5 etc. Nun leeret1 Paülus schlecht, wo das
vngleubig bleiben vnnd by dem gleübigen wohnen will, so» solle das gleubige auch
bleiben, wo aber das vngleübig nit bleiben wil, als dan sey das gleubig frey, Setzet die
sach alle an das wöllen oder bewilligen, byh zu wohnen: 'ouveuöoxel olxelv p£X° aü-
xoüi, axixfjg'6 * *. Derhalbk sey das vngleubig noch als von anfang imm vnglauben bli-

y) von Bucer ohne Einweisung vor den linken Rand geschneben: sumptum ex verbis Amb. m 1.
cor. cap. 7: a.
z) —z) in Sanct: Ed. 1—3. — a)— a) sie seyn gleich 1m vnglauben: b; sie sein 1m glauben: Ed. 1—3.
b)-b) von newen gefallen. Denn er spricht schlecht: Ed. 1—3. — c) vngleubige solchs: Ed. 1 —3.
d) wird: Ed. 1-3. - e) fehlt in b, Ed. 1-3. - f) lehret Sant: b. - g) fehlt in Ed. 1-3.
h) bey einander: Ed. 1-3. - i)-i) fehlt in Ed. 1-3.
j) übergeschr. und eingewiesen m a; fehlt m b. — k) Derhalb es: Ed. 1— 3.

1. Eine Scheidung vom Bande (separatio a vinculo matrimonn, divortium quoad vinculum), die
den Weg für eine Wiederheirat freigemacht hätte, sah das kanomsche Recht (1m Gegensatz zum rö-
mischen Recht) grundsätzlich mcht vor, da das eheliche Band als schlechthin unauflöslich galt. Le-
diglich erlaubt war die Trennung von Tisch und Bett (separatio a mensa et thoro, divortium quoad
thorum et mensam), die das eigentliche Eheband unberührt ließ. Vgl. LThK3 3, Sp. 501 f. Einen frü-
hen Beleg für die Beteuerung der Unauflöslichkeit der Ehe bietet die um 409 verfaßte Epistola 36
des Papstes Innocenz I., PL 20, Sp. 602 (vgl. dazu Noonan, Ursa s Case), einen späteren das Decre-
tum pro Armenns des Konzils von Florenz aus dem Jahre 1439 (= DS 1327).
2. So übersetzt Bucer den terminus techmcus »ratum«. Ein »matrimomum ratum« lst eme dem
kanomschen Recht entsprechende und deshalb den kirchlichen Segen gemessende, vollgültige Ehe,
im Gegensatz zu den heidmschen Ehen, die aus kirchlicher Sicht als »matnmoma legitima, sed non
rata« galten. Vgl. Decr. Grat. II, C. 28, qu. 1, Dictum Gratiani post c. 17, Friedberg I, Sp. 1089. Dort
schreibt Gratian eine Aussage Ambrosiasters lrrtümlich Augustin zu. Vgl. Ambrosiaster, Epistola
B. Pauli ad Corinthios Primam VII, PL 17, Sp.219: »non emm ratum est matnmonium, quod sine
Dei devotione est«. Vgl. auch Decr. Grat. II, C. 27, qu. 2, Dictum Gratiani post c. 34, Friedberg I,
Sp. 1073; Liber Extra, lib.4, tit. 19, c. 7, Friedberg II, Sp. 723; Brundage, Law, Sex, and Christian So-
ciety, S. 237.
3. Liber Extra, lib. 4, tit. 19, c. 7: Quanto te magis novimus, Friedberg II, Sp. 722 f.
4. Vgl. I Kor 7,12-15.
5. Mt 19,6; Mk 10,9.
6. Das ursprüngliche Zitat aus I Kor 7,13 (ouv£UÖoxsi olxelv pet5 aüxf|5) wird in Hs. a durch die
übergeschriebene Ergänzung zu einer Anspielung auf I Kor 7,12 (ouveuöox£L oixeiv pex’ aüxoü)
ausgeweitet.
 
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