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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]; Schulz, Hans [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 10): Schriften zu Ehe und Eherecht — Gütersloh, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.30230#0333
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12. VON DER EHE UND EHESCHEIDUNG

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eyd vnnd, dem bösen nit zu widerston, auch nur die uppigen, vngotseligen schwür
vnnd das rachgirig widerstohn dem argen, so ieder für sich selb fürnimet, verdam-
men wöllenn.
Von diesem allen haben wir oben1 meer vnnd weitleüffiger anzeyg gethon, aber
darumb dis orts2 zum theil widerbringen wöllen, das aller Irthum inn dieser sachen
hieher komet, das diese vil anzognen wort des herren von der ehscheydung nach
dem buchstaben vnnd doch nit eygenthch3, sonder nur ersts lautens angesehen
werden vnnd das selbig auch meer nach dem mißverstand, so letz lange zeyt einbil-
det4 ist, dan noch dem sie ann m selb gleich on gegenhaltung anderer ort5 lauten,
auß welcher gegenhaltung doch der recht natürlich verstand dieser redenn wie aller
anderer ort der schrifft zu nemen ist. Dann noch dem ie6 anders nit sein kan, dan
das der Herr recht vnnd weißlich mn dieser sach vff schwebende7 disputation vnnd
mißverstand - als Math. v[31-32] - vnnd vff furgetragne frag - als Math. 19^3-9] -
sein leer vnnd antwort gegeben, werden diese seme wort anders mt dann von deren
frawen scheydung, die recht ehliche frawen sein konden vnnd wollen, das ist, eh-
lichen dienst8 zu leisten, tauglich vnnd wilhg sind, reden vnnd bericht geben vnnd
nit weiters dan das leichtferig, vnnotig, vnrechtmessig scheiden, so auß falschem
verstand vnnd I 62'° I außlegung offt gemeldtes gesatz von derr scheidung9, ver-
werffen vnnd vnrecht machen, Welchen rechten, waren, naturhchen verstandt dieser
reden, wie vast10 man inn in worten gescheuhet, ja veiworffen, so hat mann m doch
mit der that ie vnnd ie11 inn der kirchen, auch der Romischen, angenommen vnd ge-
halten.
Dann die Bebst, wiewol sie leider lange zeit alle vnzucht eerx gestattet haben, dann
das sich die in ehlicher zucht vnd keüschheyt hetten halten mogen, welchey on ir
schuld von iren gemahel gescheidenl2, wie sie dan auch dem gantzen hauffen der
kirchendiener2 alle uppikeyt eer dan ehliche erbarkeyt zulassen1 , noch14 hat sie die
x) am Zeilenanfang ergänzt m a. - y) korr. aus: welchen: a. — z) danach gestr.: auch: a.

1. Vgl. oben S. 233,9-246,9.
2. dis orts: hier, an dieser Stelle. Grimm 13 (= VII), Sp. 1359.
3. genau, zutreffend.
4. eingeprägt, gelehrt (worden).
5. ohne den Vergleich mit anderen Bibelstellen.
6. le ... mt: auf keinem Fall.
7. andauernde, bestehende.
8. den ehehchen Beischlaf.
9. Dtn 24,1.
10. sehr.
11. lmmerfort.
12. Die vom kanomschen Recht vorgesehene Trennung von Tisch und Bett schloß eine möghche
Wiederheirat ausdrückhch aus. Auch der unschuldig Geschiedene konnte somit keine zweite Ehe
eingehen. Vgl. oben S. 319 Anm. 1.
13. Vgl. oben S. 179,10-180,4.
14. dennoch.
 
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