Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]; Schulz, Hans [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 10): Schriften zu Ehe und Eherecht — Gütersloh, 2001

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30230#0499
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Text

I i I Ob auch bei den christen ieman mit Gott1 möge nachgegeben2 werden, mer dan
ein weyb zu haben.3
Damit, was uff dise frage vermöge götthcher schrift zu antworten sei, desto eigen-
s licher vnd grundlicher verstanden werde, wollen wir erstlich die vrsachen4 herfür-
bringen, auss denen man achten möge, solichs nieman zuzugeben5 sein.
Zum andern die vrsache6, warumb solichs auch bey den chnsten möge nachgege-
ben werden, sampt denen antworten, so uff die vrsachen gegeben werden, so von de-
nen, die das gegenteyl halten, fürgewandt werden.
io Zum dritten, woruff deren gewissen sich vor gott sicheren vnd vertrösten müssen,
die ie7 meinen mer dann ein weyb nemen solle lhnen zur heiligkeit vnd frombheit
dienen vnd daruber sohchs auch thun.

[I-]
Zum ersten ist keinem christen nachzugeben, dadurch die ganze chnstenheit
r5 schwerlich verergert8 werden möge, Wie auch ein jeder christe schuldig, alles sein
thun zur besserung bei den christen vnd onchristen anzunchten vnd vberall nieman
einigen anstoss zu geben.
Nun solichs nachgeben, das einer zu seinem weyb, die lme doch ehlichen dienst
zu leisten von Natur vermöglich9 vnd von liebe vnd willen geneigt ist, ein ander ne-
20 men solte, kan oder mag nach allem rechten christhchen vrteyl anders mt bnngen
dann ein schwer ergernis vnd ser verletzhchen anstos. Darumb ist solichs meman
nachzugeben.
Das aber solichs nachgeben ein so schwer ergerms vnd verletzhchen anstoss bnn-
gen werde, hat man aus diesem wol zu vernemen:
2S Wir wissen ia, das vnser natur zu dem, das vnordenthchen lst, vnd zu merung
fleischlicher lustes dienet, so ge- I 2 I neiget ist, das sich solches nachgebens gar fu ge-
brauchen werden, wo das einem zugelassen würde. Dis brechte dann ersthch die
1. in Ubereinstimmung mit Gott, m Einklang mit göttlichem Willen. Grimm 8 (= IV,1,5),
Sp.1077.
2. nachgesehen, erlaubt.
3. Der Titel »Argumenta Bucen pro et contra«, den von Löwenstein m dcr Handschrift vorfand
und unter welchem das Gutachten m der heutigen Forschung genannt wird (vgl. Greschat, Bucer,
S. 169 ), wurde wahrscheinhch erst hmzugefügt, nachdem Bucer seine Abhandlung Philipp über-
reicht hatte.
4. Gründe, Argumente.
5. zuzubilligen, zu erlauben.
6. der Grund.
7. nun einmal, ja.
8. ein schwerer Anstoß (Ärgerms) gegeben werden könnte.
9. lmstande, fähig.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften