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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]; Schulz, Hans [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 10): Schriften zu Ehe und Eherecht — Gütersloh, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.30230#0516
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15. GUTACHTEN FUR PHILIPP VON HESSEN

512
habe wollen vermitten223 haben vnd nit allein von wegen der mereren haussge-
schefften; - Item, das ware ehliche liebe so gantz nit sein kann gegen zween oder me-
ren ehweyber, als gegen einer; - Item das auch die ehegelübde vff die eintzelen ehen
geschehen;
Also auch, das das nachgeben, mer dann ein weyb zu nemen, bei filen gutherzi-
gen, frommen leuten gantz abscheulich sein würde;
Nit destoweniger aber achten sie, was gott den alten nachgeben habe, möge224 vnd
sei auch bey den christen nachzugeben.
Vnd lst das lr hauptursache: Was gott den menschen ie in gemein nachgegeben, das-
selbige muss an im225 selb nit bös, noch vor gott verdamlich sein, sondern muss et-
was gutes vnd dienstliches226 zu warer frombkeyt vnd heyligkeit in sich haben, vnd
wenn die gleyche vrsach vorhanden, mit gott227 zu allen zeyten geprauchet werden.
Dann wie der herr von vns vordert, das wir alle zeythche dinge dazu allein geprau-
chen, das wir lmmer frommer I 23 I vnd heyhger werden vnd semen götthchen na-
men mer preisen vnd sein heyhges reich mer helffen erweytern, also lsts gewiss, das
er uns auch alles hiezu allein gibt, verordnet vnd erlaubet, was er uns lmmer mer ver-
leyhet, ordnet oder nacblesset.
Nun sehen wir klärlich an Jacob mit der Rahel, an David vnd andern des gleichen,
das sie aus göttlichem nachgeben haben zuweyber22 genommen, vnd das selbige nit
allein kinder halben, sondern auch aus liebe gegen denen, die sie genommen vnd von
wegen leyplicher ergetzlichkeit, wie mit dem frommen heyligen Jacob gegen der Ra-
chel offenbar ist229, desgleichen mit dem David gegen der Abigail230. So231 meldet
das gesetz von der ersten gepurt232, so einer zwey weyber hat, keine vrsachen, aus
denen, zwey weyber zu haben, nachgegeben sein sollte, derhalben sich wol zu ver-
muten, das solichs vff eines ieden willen frey gestellet gewesen tst, welches dann all-
weg gleich so bald leibesergetzlichkeit als kinder oder etwas anderes angesehen hat.
In historien233 sehen wir wol, das die weyber, so ire eigen magde den mennern zuge-
geben, die vrsachen der kinder haben angesehen, von mennern aber lesen wir, das sie
zuweyber genommen haben nit allein aus dieser vrsachen, sondern auch von wegen
leyphcher heb gegen denen, die sie namen, vnd leyplicher ergetzhchkeit, vnd sind
doch daruber nit gestrafft worden, wie auch davon kein gesetz gegeben ist. Ia m

223. vermieden.
224. könne.
225. sich.
226. Nützliches.
227. in Übereinstimmung mit Gott.
228. Konkubinen.
229. Gen 29,18.
230. Vgl. I Sam 25,32-42.
231. Entsprechend.
232. Vgl. Dtn 21,15-17.
233. Bucer meint wohl die 1m folgenden zitierten alttestamentlichen Geschichten.
 
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