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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]; Schulz, Hans [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 10): Schriften zu Ehe und Eherecht — Gütersloh, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.30230#0522
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15. GUTACHTEN I UR PHILIPP VON HESSEN

wenn die vrsache aber ia da ist, so ists ia ein gut vnd von gott selb gepotten werck,
die armen onschuldigen weyber durch die ehescheydung frey geben.
Findt sich also, das zweyerley gute werck vnd gottes dienst sind: Ein teyl sind die
wercke, die durch sich selb zur heyligung göttliches namens vnd erweyterung seines
I jo I reichs dienen, als308 die leut gottes erkenndtnis leren309 vnd inen sunst auch
helfen an seel vnd leyb m den notwendigen vnd für sich selb nützlichen dingen und
auch eigen heb vnd gemüet310 zu derley guten wercke fordern mit den waren nützli-
chen dingen, als da lst allerley gute vnd nützliche künste vnd geschiklicheyt lernen
vnd den leyb m guten gesundt vnd vermögen erhalten, narung gewinnen vnd der-
gleichen. Der andere teyl guter werke smd, die zu dissen vorgesetzeten etwas forde-
ren vnd das von wegen menschhcher blödigkeyt311, ob sie wol an inen selb keinen
nutz schaffen; dis sind allerley ergetzlicheyten des leybs von merer rüwe, reych-
Iicher vnd lusthcher speis vnd tranck, deren teglicher brauch erfordert, gute gerüch,
geschmucke, erlich schertz vnd spiel, etzliche belustigung vnd wolfart dazu etc.,312
In welchem allem, wo dahin gesehen wirdt, das die leut mit solchen wercken sich
selb vnd andern vor argem verhieten vnnd zu den guten wercken, die für sich selb
nutzen, fordern vnd die milde gottes nachgebung in solchem mit waren glauben ge-
fasset, auch das rechte mas solicher dingen gehalten wirdt, damit sie zu lrem end, vor
argen zu verhieten vnd gutes zu fordern, gereychen ’13 vnd das erlangen mögen, so
sind es alles auch warlich gute werck vnd gottes dienst, nach irer massen vnd ord-
nung, ob gleychwol in den allem etwas göttlichs nachgebens ist von wegen vnserer
angepornen blödigkeyt. Dan einmal was nit ein gut werck vnd gottes dienst sein
mag, dasselbige möge auch keinem kind gottes nymer mer zugegeben werden, dann
die gott m allen irem thun vnd lassen zu seinem guten gefallen dienen sollen vnd
nichs vberall fürnemen, das nit uff seine weys, für sich selb oder vmb eines andern
willen, dazu es dienet, das lob gottes fordere.
Weyl denn nun der liebe gott auch bey den Christen deren werck so fil gelten les-
set vnd zu gut hat, die im anfang gar nicht stadt gehabt hatten vnd die allein darumb
I j i I gut sein, das sie entweders arges helffen verhieten oder etlicher masen gutes for-
dern, vnd la eitel314 nachgebunge315 sind von wegen vnserer angepornen blödigkeit,
so folget la mcht vnd lesst sich dieser schluss in keinem weg machen: Diss war im an-
fang mt also, darumb ists den Christen nit nachzugeben, oder: das war im anfang
dermassen, darumb sind die Christen dazu auch zu halten, denn sie sollen alles bey
men316 wider zu dem ersten anfange richten vnd ledem weytere volckomenheyt,

308. wie.
309. lernen.
310. Verlangen.
311. Unvollkommenheit, Schwäche.
312. Ähnhches sagt Bucer m seiner großen Ulmer Eheschnft. Vgl. oben S. 345,7—347,6.
313. gelangen.
314. nur, lauter.
315. Zugeständnisse, Erlaubms.
316. sich.
 
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