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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]; Schulz, Hans [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 10): Schriften zu Ehe und Eherecht — Gütersloh, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.30230#0525
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I 5. ARGUMENTA BUCERI PRO ET CONTRA

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zeyt, m deren sie von heyden haben sollten bis vff Christum gesonderet sein, nach-
geben hat, das solichs dermassen sein muss, das mans einem leden zu allen zeyten,
auch bei den Christen, nicht zu wehren oder an ieman, der sich des gebrauchet, zu
verdammen habe. Also ist aber nun, mer dann ein weyb nemen; dann an die beson-
dere polizey345 oder zeyt der Juden ist dis nicht gepunden, wie die beschneydung,
die opfer vnd andere Mosaische ceremonien waren, sondern lst auch vor Mose bei
gottesforchtigen Juden vnd heiden lm brauch gewesen, also das mans erkennen
muss ein gemeine zulassung gottes, kemem volck besonders, sonder in gemein allem
menschlichen geschlecht nachgegeben346.
So ists auch nit deren dingen eins, die nicht dann aus besonderen befelch gottes
mögen recht und wol geschehen, wie das entlehnen vnd hintragen war der aegypti-
schen kleinoter347, Sonder bleybet immer ein gemeine zulassung gottes vnd artze-
ney wider die bulerey etzlicher leut allerzeyten, so lange dise geprechhche welt we-
ret, die so geporen sind, das sie durch sohch mittel zu der heyhgkeit vnd frombkeyt
geforderet vnd vor arger348 vnd verpottener onzucht verhietet werden mögen.
Vnd darum schliesst sichs bey denen, die anderer meinung sind, one allen zwey-
fel, wie dies mittel den alten, ieden vff sein gewissen, ist mit gottes gunst vnd segen
zugelassen worden", das es auch bei den christen müsse zugelassen vnd möge an me-
man verdammet werden, der sich anders349 in semem leben sonst also beweyset,
das° im die gottesvorcht vnd gutes gewissens zu vertrawen350 lst. I jj I Allem das
ausgenommen,351 das man im Chnstenthumb die leute getrewhch vermanen solle,
nach dem volckomneren der eintzelen ehen zu streben, wie dann die Chnsten 1a, als
in allen anderen, also auch mit der eh zu dem ersten gottes anefange trachten sollen
vnd fil weniger filfeltige352 ehen bey sich haben, dann die bei den Juden gewesen
seien. Derhalben man dann auch keine zun kirchen dienern, die dann des rechten
Christenthumbs vorbilde dem volck fürtragen sollen, welben solle, die mer denn ein
weyb haben,353 Welches den alten nit gepotten war, Aber vom vbrigen hauffen354
wirdt man die leut bei diser zulassung onverdammet lassen, vnd wie die schnfft zeu-
get, das den königen dise zulassung milder ist zugegeben worden dann anderen, de-
rohalben auch das verpott vff sie in sonderheyt gestellet worden lst, das sie der wei-

n) nach diesem Wort ein zweites, wohl überflüssiges »lst«.
o) nach diesem Wort wohl fälschlich: man.

345. Staatsordnung.
346. zugebilligt.
347. Kostbarkeiten. Vgl. Ex 3,21-22; 11,2.
348. übler, schhmmer.
349. 1m übngen, sonst.
350. zuzutrauen.
351. Nur mit der Ausnahme.
352. mehrfache.
353. I Tim 3,2.12; Tit 1,6.
354. Menge, Allgemeinheit.
 
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