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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]; Schulz, Hans [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 10): Schriften zu Ehe und Eherecht — Gütersloh, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.30230#0534
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53°

15. GUTACHTEN I UR PHILIPP VON HESSEN

sein bei den weybern474 vnd bei im durch die abteylung475 der liebe gegen beide
weyber pfleget nach menschlicher blödigkeit476 zu entstehen. Es ist auch gar477 ein
ander ansehen vnd vrsachen der liebe bey einem solichen gottseligen, dann die natur
allein gibt; dann ob wol die verderbte natur da jmmer noch mit lebet vnd machet, das
sich auch der fromme Jacob m heb gegen der Rahel mer dann der Lea vernemen478
lesset,479 so ist dennoch der glaub als480 auch da vnd stehet der natur entgegen, fasset
vnd bedencket gleich wol: Hastu le die beyden weyber zur eh genomen, so hat sye
dir nun gott beyde gegeben vnd veremigt, also das du mit inen beyden ein fleisch481
seiest vnd habest sie in höchster liebe vnd werdt im herrn. Vnd ob man sagen will,
die natur dringe aber als482 für, so antwortet man, wo sie dann bey derley leuten, de-
nen gott bey den alten vergonnet hat, mer denn eyn483 weib zu haben, die sich dann
auch vnder Chnsten noch finden, ie484 also fürdringet, das sie den zaum des glau-
bens ausschliesst, wo man dann solichen leuten nit vergonnet, die eheliche I 4 j I liebe
weyter dann zu einer zu erstrecken, so fallen sie m die onehliche, welche dann die
ehliche gar auslöschet, dann485 sie486 allerdings487 vom teyfel ist vnd freylich488 an-
ders nichts thut, dann489 alle ehliche liebe zu zerstören, wo nit gott wunderbarlich
handt obheltet490, wie er dann offt thut bey seinen auserwelten, bey denen er, ob sie
wol in allerlei onzucht fallen, weil inen das mittel, mer dann ein weyb ordenhch zu
haben, abgestrickt491 ist, dennoch immer die vorcht seines gerichts, schame vnd rew
solicher onzucht eben wunderbarlich erhaltet, da sunst die onehliche liebe endthch
die ehliche liebe gar auslischet, wie man das leyder an so filen leuten teglich erferet
vnd in allen historien vnd poeten liset, also das daher grausame vnd gantz erschreck-
licher vnradt vnd andere durstigkeit492 vnd vbels wider alle natur ie vnd ie erfolget
ist, deren493 schaden vnd ergernus, die liebe mit der eh geteylet, aus ir selb gar keinen

474. gemeint lst wohl: der Mangel, der darin besteht, daß für beide Frauen mcht dic ausschließ-
liche Gemeinschaft mit dem Mann gegeben ist.
475. Unterteilung.
476. Unvollkommenheit, Schwäche.
477. gänzlich.
478. wahrnehmen.
479. Gen 29,16-18.30.
480. genauso.
481. Gen 2,24; Mt 19,6.
482. lmmer.
483. Schreibfehler (eiyn).
484. jedenfalls.
485. da.
486. sc. die unehehche Liebe.
487. ganz und gar, in jeder Hinsicht. Frühneuhochdt. WB 1, Sp. 790f.
488. offenbar.
489. als.
490. darüber hält.
491. verwehrt, verboten.
492. Wagemut, Verwegenheit. Grimm 2, Sp. 175 5.
493. bezogen auf Unrat und die anderen Übel.
 
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