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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Wilhelmi, Thomas <PD Dr.> [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 11,2): Schriften zur Kölner Reformation — Gütersloh, 2003

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https://doi.org/10.11588/diglit.30231#0242
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238 zweite verteidigungsschrift (1543)

diß leben geredt hat, sonder auff die allein, so Gott besonders, jm ausser der
ehe zu dienen, beruffen hat, vnd das er auch in dieser rede all ¹ mit | cxliijb/
Nniijb | gesehen hat, ins künfftige leben, da der brauch der Eh vnd alles zeitlichen
vffhören würdt, zu dem sich die etwas mehr dann andere nähen, welche
freye von allen anderen weltlichen geschefften bleiben, vff das sie das reych 5
Gottes desto baß ² fürdren mögen. Wenn man dann in das gantze vnd ewige
leben der kinder Gottes sehen will, so kan man auch sagen: es ist gut, aller
zeytlichen sachen vnbekommert sein ³ , wie der Herr sagt ⁴ : »Maria hatte den
gutten theyl erwehlet«, Ja sagen: es ist gut, weder essen noch trincken, vnd gar
sterben, da mit man, von allem brauch ⁵ dieser welt erlöset, bey Christo seye, 10
vnd also ist im auch. Wie solle man aber das vffnemen vnd verstohn? Das der
haußvatter oder andere als bald die sorge vnd leibliche versehung ⁶ der jren
fallen lassen, sitzen dieweyl dem Herren zunfüssen, hören sein wort vnd betten
allein? Das wer, spricht Paulus j. Timoth. v[8], den glauben verleugnet vnd
soliche, die also jre haußgenossen verliessen, wären loser ⁷ dan die Heyden. 15
Darumb will der geist Gottes, das sich ein jeder wie anderer geschefften dieses
lebens also auch der Eh frey halte oder mache so frei ᵃ , das er doch die zeit seyner
bilgerfart, seyner beruffung ᵇ vnd diensten der liebe gegen den nechsten nit
abstande vnd doch sich imer dahin richte, Das er einmal aller welt sorgen vnd
geschefften ledig bey Christo lebe, auch hie alles gebrauche, mit so freyem ge- 20
müt, als gebrauchet er sich des nit ⁸ . Das sind dann Heilige Gottes dienst vnd
welt geschefft.

Also findet sich auch, das der geyst Gottes nit saget, das ein jedes weyb von
Got vff zeytlich sorg, jr fley- | cxliiija/Nniiija | schlich zu gefallen, abziehe,
Weil er zeuget, ein weyb, im Herren genomen, seye einn heyliger gesegneter 25
gehülff zur Gotseligkeit, sonder ⁹ von den vngleubigen vnd weltlichen weyberen
vnd die man nit im Herren nimmet, die noch weltlich gesinnet ᶜ sein.

Also ist auch zwar das nit in gemein zuuerstohn, die ausser der eh sein, sorgen
vff Götliche ding, denn je nit alle, die auß der eh bleyben, vff Götliche
dinge sorgen, wie man leyder an vnseren ehlosen Priesteren vnnd Mönchen 30
wol sicht.
Darumb würdt das Gottes wort ewig bestohn, das in diesem leben nit gut

a) Drf. feir.
b) Drf. beruffuug.
c) Drf. gefinnet.

1. bereits. Frühneuhochdt. WB 1, Sp.738.
2. besser.
3. Mt 6,25–34.
4. Lk 10,42.
5. Last.
6. Versorgung.
7. böser, sittenloser.
8. Vgl. I Kor 7,29.
9. besonders.
 
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