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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Wilhelmi, Thomas <PD Dr.> [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 11,2): Schriften zur Kölner Reformation — Gütersloh, 2003

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https://doi.org/10.11588/diglit.30231#0268
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Waher aller ongleicher
Verstand der
h. Schrifften

Der h. geist gibt
allein, wol
zuschreiben und
zu leren.

Psal. 119[103–
105]

264
von den einigen rechten wegen und mitlen

denen dingen, dauon die Schrifft meldet, ja auch aus jres fleisches blödigkeit ¹
vnd fehl schwerlich ² oder auch ongleich ³ verstehn, das bringt drumb ⁴ nit, das
die h. Schrifft an ettwas mangel habe, es seie an lehre der gottseligkeit oder an
liechtem ⁵ , richtigen vnd gewissen dargeben der selbigen. Es bleibt dennoch
war, das das Gesatz des Herren gantz ist vnd die sele erquicket ⁶ vnnd recht 5
anrichtet ⁷ , Die zeugnüs des Herren gewiss ist vnd macht die alberen ⁸ weise,
Die befelch des Herren richtig sind vnd erfrewen das hertz, Die gebott des
Herren lauter sind vnd erleuchten die augen.

Aber der Päpstler hauff mage das liecht Götlicher schrifften nit erleiden,
darumb suchen sie, was sie könden, wie sie die leut daruon abziehen. Es wer- 10
den aber alle kinder Gottes leicht die sachen also rechnen ⁹ , weil der h. Geist
allein der ist, der allen schreibern gibt, das sie recht gnugsam vnd liecht ¹⁰
schreiben vnd lehren, das er in der h. Schrifft, in welcher er vns will zum ewigen
heyl vnderweisen, nichts wirt vergessen noch wissentlich haben ausgelassen
oder nit zum best verstendigsten denen nemlich, die es auch zuversten vnd 15
zu thun recht begeren, dargegeben. Auch, so bald sie die h. Schrifft ansehen
vnd lesen, finden sie es selb im werck, das alles so zur gotseligkeit immer ¹¹ dienen
mag, nierget reilicher ¹² , gewisser, liechter ¹³ vnd krefftiger beschriben ist,
dann in dem buch des lebens, inn der heiligen Bibel. Darumb singen sie mit
dem h. Propheten Dauid: »Deine zeugnüssen sind | 17/Cja | mein lust, vnd 20
rahtsgeben seind mein gesang, mein täglichs dichten seind mir süsser dann
honig meinem munde, sein ein liecht vnd leuchte meinen füssen vnd meinem
wege, der eingang deiner rede gibt liecht vnd verstandt den einfeltigen.« ¹⁴

War ists: vil ort der Schrifft seind, die man den worten noch ¹⁵ besser verstohn
möchte ¹⁶ ,wa ¹⁷ man die Propheten oder Apostel, die sie geschriben oder 25
die sie von den selbigen gehört, selbs hörete. So hindert auch an vil orten der
schrifft, wie gesagt, das man den sinn nit so gewiss vernemen kan mangel ¹⁸ der

1. Schwachheit.
2. kaum.
3. unterschiedlich.
4. besagt deswegen.
5. klarem.
6. Ps 19,8.
7. (zu etwas) anstiftet, unterrichtet. Frühneuhochdt. WB 1, Sp.1374f.
8. Törichten, Närrischen. Frühneuhochdt. WB 1, Sp.752f.
9. in Anschlag bringen, ansehen.
10. klar.
11. überhaupt.
12. reichlicher, üppiger.
13. klarer.
14. Vgl. Ps 119,103–105.
15. nach.
16. könnte.
17. wenn.
18. in Ermangelung.
 
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