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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]; Bucer, Martin [Oth.]; Wilhelmi, Thomas <PD Dr.> [Oth.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 11,3): Schriften zur Kölner Reformation — Gütersloh, 2006

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https://doi.org/10.11588/diglit.30232#0087
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bestendige verantwortung

thon werde. Darumb ist es offenbar, das die Gegengelehrten inn diesem Artikel
einn erdichte, vnbestendige Klag wider das Buch der Reformation füren.
Vnnd wolte Gott, sie liessen die waren Apostolischen Traditionen gelten
vnnd wider zu jhrem Gottseligem rechten gebrauch kommen, so würde freilich
das Buch der Reformation von jhnen woll vnangefochten blieben sein,
Alß ¹ Das man inn den Gemeinden Christi nichts dan die Heyligen Schrifften
fürlesen, singen vnnd predigen solle, Das die Priester allein der Seelsorge vnd
dem Lehren vnnd vnderweisen des Volcks fürstehn vnnd darumb allen weltlichen
geschefften, auch des blossen singens vnd lesens, müssig gehen, Das sie
Heylig vnnd vnstrefflich leben oder inn diesem dienst mit nichten geduldet
werden, Daß sie darumb von den gantzen Gemeinden begert vnd beweret ²
sein sollen, Das sie alles lesen, singen, bitten vnnd alle Kirchen vbungen, so
für dem volck geubet vnnd gebraucht werden, also mäßigen ³ vnnd fürgeben
sollen, das die Gemein Christi alles verstehn mög vnd da durch im Glauben
ann jhren HERREN Jesum Christum erbauwen werde, Jtem, das das Heylig
Abentmal Christi inn der Kirchen alle mal in einem volck nur eins gehalten
vnnd die Sacrament beide allen außgetheilet werden. Diese vnnd der gleichen
vil mehr vngezweiffelte Apostolischen ordnungen (wie das die Gegengelehrten
selbs bekennen) hat man auff jhrem theil lengest lassen abkommen. Solche
offentliche ⁴ verderbliche felle ⁵ vnd hinwerffen der waren Apostolischen Tra-
ditionen vnd verkeren der recht Gottseligen, besserlichen ordnungen vnderstehen
die Gegengelehrten zuuertedigen vnnd fechten dieweil daß Buch der
Reformation an, als ob es den Apostolischen Traditionen abstunde vnnd nicht
gemäß wehr vnd die alte Gottselige ordnungen abthete, welches sie (wie sie
danselb wol wissen) nimmer mehr beweisen mögen ⁶ . Vnd freylich ist das die
höchste vrsach, darumb die Gegenge- | VIIa/Bja | lehrten dieses Buch so hart
anfechten, das es die rechten, waren Apostolischen Ordnungen gern wider
inn jhren Gottseligen brauch bringen wolte, bey dem aber sie sorgen, jhre
Kirchen nutzungen, jhr herlicher vorgang ⁷ in den selbigen vnnd anders ⁸ jhr
leben vnd thun würde darbey nicht bestohn mögen, das ist kundig ⁹ vnnd ligt
am tag. Wiewol dennoch das Buch der Reformation alles so mässiget ¹⁰ , das
eim jeden seine nutzung vnnd ehr wol bleyben köndte, wo man allein den

12. Jahrhunderts. Zur Situation in den Jahren vor Hermann von Wied vgl. Varrentrapp,

Hermann von Wied, S.10–34.
1. wie etwa.
2. erprobt.
3. einrichten.
4. offenkundig.
5. Fall, Sturz (Fem. Sing.). Lexer 3, Sp.54.
6. können.
7. Geltung, hoher Rang, Vorrang. Lexer 3, Sp.598; Grimm 26 (= XII,2), Sp.1054–1056.
8. sonst. Frühneuhochdt. WB 1, Sp.1039–1040.
9. bekannt, offenkundig.
10. maßvoll einrichtet, ordnet.

83

Welche war Apostolische
Traditionen
der Gegengelehrten
part
abgethon.

Vrsach, warumb
die Gegengelehrten
das Buch der
Reformation so
hart anfechten.
 
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