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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]; Bucer, Martin [Oth.]; Wilhelmi, Thomas <PD Dr.> [Oth.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 11,3): Schriften zur Kölner Reformation — Gütersloh, 2006

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https://doi.org/10.11588/diglit.30232#0098
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Falsch fürgeben
Marcionis vnd

Manichei.

Jn was sachen vnd
welcher massen
die alten Vätter die
Traditionen gebrauchten.

Welches Apostolische
Kirchen sein,
bei denen die Traditionen
der Apostolen
zu suchen
sein.

94
bestendige verantwortung

het man Vnd das man zu dem rechten verstandt der Schrifft vnd Gottseliger
Lehr auch die Traditionen der Lehren, so die Apostel on Schrifft verlassen,
gebrauchen müsse vnd nicht alles von der Schrifft nemen könne. Diß redt
aber dieser Lehrer von dem dargegebnen verstandt der Schrifft, welche Tradition
man auch diß theils erkennet, von Apostolen herkommen, on welchen 5
verstandt, wie oben angezeiget ist, die Schrifft ja alle nicht gnug were. Noch
muß man auch diesen verstandt auß der Schrifft gründen, wie dan der Epiphanius
des orts selbs thut. Wer auch den Geyst Christi hat, der würdt diesen
rechten verstant der Schrifft auß der Schrifft selb lehrnen mögen. Aber eben
auß dem selbigen Geyst vnd hilff der Schrifft erkennen die Geystlichen auch 10
bald solche Lehr Traditionen, Die rechte außlegung der Schrifft, wie sie die
Apostel der Kirchen verlassen haben, Darumb sich deren der Epiphanius
auch billich gegen den jrthumben gebrauchet hatt, Dan sie fürgaben, die Engel
hetten die welt geschaffen vnd brechten den menschen wider zu recht,
verleugten beide ¹ Göttliche vnd menschliche naturen in Christo, des gleichen 15
vernich- | XIIa/Bvja | teten sein Tod vnnd Aufferstentnüß vnd fürten noch
mehr erschröcklicher irthumb ein wider die hauptstuck vnsers Christlichen
glaubens ² .Weil dan nun diße Ketzer vil der Biblischen Bücher verleugneten
vnd darzu auch das jenig, so ein jeder Christ bekennet bei dem Tauff vnd
sunst nach der ordnung, die von Apostolen her in den Gemeinden Christi ge- 20
halten worden ist, verworffen, So haben die H. Vätter ja billich vnd auch füglich
getrungen auff die zeugnüß, Tradition vnd haltung der Gemeinden Christi,
welche sie von den Apostolen empfangen hatten vnnd noch onuerletzet
hielten, Besonders die Kirchen, welche von den Apostolen selb erbauwen, als
die zu Rom, die zu Epheso vnd dergleichen waren, dan die auch damals die 25
Lehre vnd disciplin, so sie von den Apostolen entpfangen, noch getrewlich
hielten.

Vnd eben alhie sehe vnnd lehrne man zwei ding: Das ein, in was sachen die
H. Vätter auff die Apostolische Tradition tringen vnnd auch bey welchen Kirchen
sie deren zeugnüß suchen? Die gemelten ³ lieben Vätter haben mit den 30
Ketzeren ja vmb keine eusserliche zeichen vnd deutende Kirchen vbungen
gestritten, Sonder darumb, das die Biblischen Bücher warlich Gottes Bücher
seind vnd das der gemein Glaub von Gott vnd Christo, wie wir den bekennen,
der einig ⁴ war verstandt der Schrifft sei, wie dan die Apostolen selb muntlich
dargegeben vnd gelehret. Also haben sie nit zu jeden Kirchen gewiesen vnd da 35
die Apostolische Tradition heissen suchen, sonder allein zu den war Apostolischen,
vnd nit zu denen allein, die etwan gehabt, sonder die domals noch hatten
vnd hielten, was jnen von den H. Apostolen war fürgegeben; Haben nie
gedacht, die reine Apostolische Lehre an solche stett ⁵ zu hefften, das man die

1. beide ... vnd: sowohl ... als auch.
2. Häretische Lehre der Marcioniten und der Manichäer.
3. (oben) genannten.
4. einzig.
5. Orte, Gemeinden.
 
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