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6. GUTACHTEN ZUM IUS REFORMANDI DER REICHSSTÄDTE
mißprauch ist, in gotlichen rechten vnnd in den Canonibus, auch key[serliche]n
rechten zum hochsten verdampt.
Dann die Canones1 vnnd leges2 wie auch die heilige schrifft3 die Bischoffe frei
haben wil von allen weltlichen geschefften, damit sie der sehlsorge alleine vnnd
gentzlich obliggen, Also das die alten Canones4 I J/6V I die auch gebannet haben,
die einen Bischoff oder Priester alleine seiner weisen5 pflege beuolen hetten.
Die Landt vnnd leut der Stifften6 sollen ia billig vnnd recht ire dienst vorrichten7
vnnd derhalben auch durch geschickte, tugliche leute, die dem Reich in gepurenden
diensten gewertig sein, geregiret werden; darumb sollen aber die kirchen nicht ane
Bischoffe vnnd Priester sein, wie sie sein mussen, wen die, so bischofflichen vnnd
priesterlichen diensten geordnet seint, wollen weltliche fursten sein.8
Man sundere9 diesse dienst, wie es die Canones vermugen, vnnd verordne den
landen der Stifft10 zu regenten vicedominos11 * *, maiores domus12 vnnd defensores13,
die sie regiren, das14 dem Reich, iren kirchen, den Steten der selbigen vnnd landen,
iedem sein gebur wiederfhare vnnd lasse den kirchen ire recht, das sie Bischoffe,
Priester vnnd andere Clericen haben, die ires dienstes mit den furstenthumben vn-
uerhindert vnnd die kirchen irer hochsten vnnd nothwendigsten diensten vnberaubt
pleiben.
Viel leute irren in dieser sache, das sie das reformiren15, dartzu wir sagen, das die
obern in den Steten iren kirchen verhelffen I j//r I sollen, dahin vorstehen16, als wolt
man den Steten ein recht machen, der Stifft landt vnnd guther in ir handt zu pringen
vnnd die Stett damit an weltlicher herschafft bessern. So willenv soliche auch bedun-
v) wille: b.
1. Vgl. Decr. Grat. I, Dist. 88 (Friedberg I, Sp. 306-310).
2. Vgl. Cod. Just. 1,3,51 (ClCiv II, S. 34f.) und Nov. 123,5 (ClCiv III, S. 599).
3. Vgl. I Tim 3,1-7 und Tit 1,5-9.
4. Vgl. oben Anm. 1; vgl. auch oben S. 54,13-19 sowie BOL 3, S. 88 f.
5. Waisen.
6. Anders als zu Beginn dieser Schrift (vgl. oben S. 191,8.13.16) benutzt Bucer hier den Begriff
>Stift< mcht 1m Sinne einer geistlichen Körperschaft, sondern als Bezeichnung eines geisthchen Ter-
ritoriums. Zum äquivoken Gebrauch dieses Begriffs durch Bucer vgl. Wolgast, Hochstift und Re-
formation, S.45.
7. vernchten.
8. Bucer entfaltet diesen Gedanken bereits m seinem Bedenken zur Reformierung geistlicher
Fürstentümer ausführlich (vgl. oben S. 174,27-179,31).
9. sondere ab.
10. sc. den geistlichen Fürstentümern.
11. Vgl. oben S.60,4 mit Anm. 6.
12. Vgl. oben S.60,4 mit Anm. 7.
13. Vgl. oben S. 60,4h mit Anm. 8.
14. damit.
15. sc. das Reformieren.
16. verstehen.
6. GUTACHTEN ZUM IUS REFORMANDI DER REICHSSTÄDTE
mißprauch ist, in gotlichen rechten vnnd in den Canonibus, auch key[serliche]n
rechten zum hochsten verdampt.
Dann die Canones1 vnnd leges2 wie auch die heilige schrifft3 die Bischoffe frei
haben wil von allen weltlichen geschefften, damit sie der sehlsorge alleine vnnd
gentzlich obliggen, Also das die alten Canones4 I J/6V I die auch gebannet haben,
die einen Bischoff oder Priester alleine seiner weisen5 pflege beuolen hetten.
Die Landt vnnd leut der Stifften6 sollen ia billig vnnd recht ire dienst vorrichten7
vnnd derhalben auch durch geschickte, tugliche leute, die dem Reich in gepurenden
diensten gewertig sein, geregiret werden; darumb sollen aber die kirchen nicht ane
Bischoffe vnnd Priester sein, wie sie sein mussen, wen die, so bischofflichen vnnd
priesterlichen diensten geordnet seint, wollen weltliche fursten sein.8
Man sundere9 diesse dienst, wie es die Canones vermugen, vnnd verordne den
landen der Stifft10 zu regenten vicedominos11 * *, maiores domus12 vnnd defensores13,
die sie regiren, das14 dem Reich, iren kirchen, den Steten der selbigen vnnd landen,
iedem sein gebur wiederfhare vnnd lasse den kirchen ire recht, das sie Bischoffe,
Priester vnnd andere Clericen haben, die ires dienstes mit den furstenthumben vn-
uerhindert vnnd die kirchen irer hochsten vnnd nothwendigsten diensten vnberaubt
pleiben.
Viel leute irren in dieser sache, das sie das reformiren15, dartzu wir sagen, das die
obern in den Steten iren kirchen verhelffen I j//r I sollen, dahin vorstehen16, als wolt
man den Steten ein recht machen, der Stifft landt vnnd guther in ir handt zu pringen
vnnd die Stett damit an weltlicher herschafft bessern. So willenv soliche auch bedun-
v) wille: b.
1. Vgl. Decr. Grat. I, Dist. 88 (Friedberg I, Sp. 306-310).
2. Vgl. Cod. Just. 1,3,51 (ClCiv II, S. 34f.) und Nov. 123,5 (ClCiv III, S. 599).
3. Vgl. I Tim 3,1-7 und Tit 1,5-9.
4. Vgl. oben Anm. 1; vgl. auch oben S. 54,13-19 sowie BOL 3, S. 88 f.
5. Waisen.
6. Anders als zu Beginn dieser Schrift (vgl. oben S. 191,8.13.16) benutzt Bucer hier den Begriff
>Stift< mcht 1m Sinne einer geistlichen Körperschaft, sondern als Bezeichnung eines geisthchen Ter-
ritoriums. Zum äquivoken Gebrauch dieses Begriffs durch Bucer vgl. Wolgast, Hochstift und Re-
formation, S.45.
7. vernchten.
8. Bucer entfaltet diesen Gedanken bereits m seinem Bedenken zur Reformierung geistlicher
Fürstentümer ausführlich (vgl. oben S. 174,27-179,31).
9. sondere ab.
10. sc. den geistlichen Fürstentümern.
11. Vgl. oben S.60,4 mit Anm. 6.
12. Vgl. oben S.60,4 mit Anm. 7.
13. Vgl. oben S. 60,4h mit Anm. 8.
14. damit.
15. sc. das Reformieren.
16. verstehen.