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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 12): Schriften zu Kirchengütern und zum Basler Universitätsstreit (1538 - 1545) — Gütersloh, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30233#0216
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6. GUTACHTEN ZUM IUS REFORMANDI DER REICHSSTÄDTE

Die Stedt aber haben züm teil das alt frenckisch recht vnnd freiheit, bei den iren
volligs vnnd vnangepundens gewalts zu regirung, macht, gesetz vnnd ordenung zu
machen, wie das zu nutz vnnd wolfhartz der iren dienstlich sein muge1. Mit soli-
chen rechten vnnd freiheit seint sie zum Reich kommen; solich recht vnnd freiheit
haben ihnen die keyser allewege bestetiget2.
Also hat der groß keyser Carl3 auch den Sechsischen, als die vbeiAvunden vnnd
zum glauben bracht, ire vorige freiheit wieder zugestellet vnnd weiters nit auffge-
legt, dann das sie den4 kirchen die Religion zuerhalten vnnd fordern, solten die ze-
henden geben von vihe vnnd fruchten, wie wir das lesen in dem instrument der do-
nacion Caroli magnia der kirchen zu Bremen gescheen, das der Crantz5 in seiner
Historien eingeleibt hat6.
Dergleichen freiheit haben dann auch andere Stedt von keysern vnnd dem Reich
erlanget, weliche ihnen auch die keyser zu mheren vnnd nit I j8ov I zu mindern vor-
sprochen7, vorsiegelt8 vnnd vorbrieuet9 haben.
Weil dann dem also ist, das die Stedt merum vnnd mixtum Imperium10 bei den iren
haben vnnd, wie es die gelertisten juristen erkennen11, den key[serliche]n vnnd
obersten gewalt bei den iren verwalten, auch niemandt einige freiheit, die kirchen
zubeschedigen vnnd wieder die Canones zuthun haben muge, so haben sie gleich
sowol recht vnnd fug, ia seint schuldig vor goth vnnd vermuge aller rechten wie die
fursten, das sie iren kirchen vnnd gemeinen Christi zu iren rechten, das sie vom Her-
ren selb haben vnnd ihnen so vielfeltig gestehen vnnd zu handthaben gebotten
bede12 Canones vnnd leges, verhelffen vnnd verschaffen, das sie von den vormein-

z) mit b konj. für: volfhart: a.
a) mit b konj. für: mangni: a.

1. Bucer gründet diese und die folgenden Aussagen auf das Geschichtswerk >Saxonia< (Köln
1520) des Albert Krantz (zu ihm vgl. unten Anm. 5).
2. Vgl. Krantz, Saxonia 2,4-20, Bl. d2b-e4b.
3. Kaiser Karl I. d. Gr., König der Franken 768-814.
4. sc. um den.
5. Albert Krantz (geb. 1448, gest. 1517), Hamburger Domlektor, Jurist, Theologe und Histori-
ker, dessen Geschichtswerke postum veröffentlicht wurden. Bucer bezieht sich auf dessen Werk
>Saxonia< auch in seinem späteren Gutachten für den Hamburger Rat (vgl. unten S. 510,13 h). Zu
Krantz vgl. auch Dirscb-Weigand, Stadt und Fürst in der Chronistik des Spätmittelalters, S. 35—42;
Müller, Die spätmittelalterliche Bistumsgeschichtsschreibung, S. 344—349 und 454—459; Ander-
mann, Albert Krantz; Rau, Geschichte und Konfession, passim.
6. Vgl. Krantz, Saxonia 2,4-20, Bl. eib-e2b.
7. versprochen.
8. versiegelt, sc. mit Siegel bekräftigt.
9. verbrieft.
10. Ausführlich zu diesem für Bucer zentralen und m seinen Schnften zur Kirchengüterfrage
immer wiederkehrenden Begnff vgl. oben S. 65, Anm. 4.
11. Bucer denkt hier wohl m erster Linie an den ltalienischen Juristen Andreas Alciatus (1492—
1550); vgl. oben S.65, Anm.4 sowie Zwierlein, Reformation als Rechtsreform, S. 53L
12. sowohl... als auch.
 
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