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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 12): Schriften zu Kirchengütern und zum Basler Universitätsstreit (1538 - 1545) — Gütersloh, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30233#0231
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7. QUAE ECCLESIAE CHRISTI HABENDAE

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das sie sich Christo vnserem Herren gentzlich vertrawten, vnd auch ergeben zu aller
besserung, allen sunden von hertzen feind würden, So vertrosten sie die armen leut
jres wercks, das sie da üben vnd jres vermeinten vffopferens Christi1, des sie sich da
anmassen zu erschrocklicher schmach des opffers Christi am hfeiligen] creutz vnd
nit das selbige recht herlich furzustellen, Wie die alten hfeiligen] Vätter gesagt ha-
ben, das man Christum imm hfeiligen] Abetmal2 vffopfferen, machen damit, das
die leut inn allem argem, on alle rewe vnd buß, verharren vnd meinen dennocht, weil
sie meß horen vnd lesen, so solle jnen1 Got alles vngluck abwenden vnd alles guts
verleihen.
Item, neben dem verkunden des tods Christi ist das furnemist werck, das die, so
disen heiligen handel inn der kirchen üben, das sie das hfeilige] Sacrament den gleu-
bigen austheilen, wie dann der Herre sagt: »Nemet, esset«3, etc., »trincket alle dar-
aus«4, vnd nit stehet: »vnd verehret mit schellen, liechteren vnd anderem eusserli-
chem schmuck, mit niderknewen, hend vffheben vnd dergleichen«. Das brot, das
wir brechen, vnd der kelch, bei dem wir dancksagen, ist die gemeinschafft des leibs
vnd bluts vnsers lieben Herren Jesu5. Dauon auch alle gepot vor vnd nach der nie-
ssung inn jrem Canone lauten, So neusset6 aber bei disen leuten der priester allein
Vnd ist dazu auch kein recht eiferige lere noch vermanung zu dem volck, das es diser
himlischen speis begeren solte, Wenn sie zum Jar einmal komen7, wie das ioch8 9 ge-
schicht, lassens dise hirten erweret sein Vnd fullen dieweil alle winckel vnd zeit vol
messen, so sie doch bei allen alten Vätteren, inn den alten ordnungen der Concilien,
so hievon sind, vnd inn dem algemeinen brauch I jj v / 160 I der waren alten kirchen
haben das alweg inn einer versamlung zumal nur ein meß gehalten9m vnd das alle
von einem brot gemeinschafft empfahen sollen, die ein leib miteinander sind in
Christo. Der papst Calistus gepeutet also vnd staht De consec. i, C. peracta10: »So
l) danach gestr.: dennocht.
m) davor am linken Rand: Das man mn einer gemeinden allein ein Meß habe. De consecrat. dist.
i. C. Necesse est cum duobus sequentibus.

1. Bucer meint den am Vorabend der Reformation berrschenden Meßopfergedanken, d. b. die
vermeintliche Wiederbolung des Opfers Christi am Kreuz durch den Meßpriester, die Lutber 1520
m >De captivitate Babylomca ecclesiae praeludium< energiscb bestritt (vgl. WA 6, S. 523,8—526,33).
Zu Bucers Ablehnung des Meßopfers vgl. etwa BDS 3, S. 134-143, BDS 8, S.69,8-70,18 und BOL
3, S.29f.
2. Vgl. oben S. 224, Anm. 3.
3. Mt 26,26.
4. Mt 26,27.
5. Vgl. I Kor 10,16.
6. meßt.
7. Die 21. Konstitution des Vierten Laterankonzils 1m Jahre 1215 schrieb allen Gläubigen den
Empfang der Eucharistie wemgstens an Ostern vor (vgl. COD, S. 245,1-7).
8. auch lmmer.
9. Vgl. Decr. Grat. III, De consecratione, Dist. 1, c. 51—53 (Friedberg I, Sp. 1307L).
10. Decr. Grat. III, De consecratione, Dist. 1, c. 59 (Friedberg I, Sp. 1310L); vgl. auch Dist. 2, c. 10
(Friedberg I, Sp. 1317). Das Decretum Gratiam weist diesen Ausspruch mcht Papst Calixt I. (217—
222), sondern dem historisch wenig gesicherten Anaklet I. (zu ihm vgl. Schwaiger, Sp. 573 f.) zu.
 
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