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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 12): Schriften zu Kirchengütern und zum Basler Universitätsstreit (1538 - 1545) — Gütersloh, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30233#0253
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8. EIN KURZER BERICHT

249
Des gleichen wenn die kirchen diener jre versehunge auch besonders verordnet
gehabtv, wie es etwan bey den Christlichen keysern war, noch1 was yhe deren not-
torfftw hat mogen vberblyben, dasselbige hat allwege den armen zukommen sollen,
Wilchs auch der keiser Justinianus also versehen hat, Constit. 7 jn Novellis2. Bey
dissem ist aber auch wol ware, das vil fursten vnd andere jnn den nachgehenden zei-
ten nit wenig guter zu der Religion vnd den kirchen geben haben aus aberglauben,
das sie vermeynt haben, damit jre sunde on rechte rewe vnd waren glauben abzulo-
ßen, haben auch derhalben etwan aberglaubische Ceremonien stifften vnd anrichten
wollen, durch die sie felschlichx vertrost gewessen sindt, den hymmeh zu verdienen.
Man hat auch vil funden, die zu solcher begabunge weltlicher pracht getrieben
hatz, wie auch etliche der hasß vnd vnwillen gegen jren ordenlichen freunden3, de-
nen sie das yre nit haben mogen gunnen4. I yjr/ 777 I
Mehr ist das auch war, das die Stifft vnd Closter jre guter mit vil vnbillichem wu-
cher vnd fynantzen5 gehauffet vnd offt die leuth von jren gutern widder recht ge-
trieben haben.
Wie dem allenn aber, weil das Religion guth der gantzen gemeyn ist vnd zu dem
brauch Gott ergeben vnd geheiliget, das dadurch der nottorfft aller stenden vnd
menschen, so jnn der gemeyn sindt, rath geschee, vnd was guts hilff vnd rath durch
yederman verlasset vnd nachgelassen wirt gegen der gemeyn vnd besonderen leu-
then6, das dasselbig alles durch solich gemeyn vnd kirchen gutt erstatet werdea, So
werden freylich alle rechtgotseligen Oberen vnd andere verstendigen vnd rechtlie-
bende menschen das eyn mal fur recht vnd billich erkennen, das alles dis gutt, wie es
ja zusamen getragen vnd komen ist, also vnder dem tittel vnd namen des kirchen
gutts, zu dem vorbeschriebenem brauch, der yhe der heiligest, gotlichest vnd beste
ist, allen stenden vnd leuthen6 jnn der gemeyn Gottes behalten vnd vnder keynen
andern titel gezogen oder auch in keyn andere hende zerstrewet werden soll.
Das hat doch alle Christen der gemeyn verstandt7 der gottselikeit gelert, wo etwas
gefunden wirt vnd man nit weis, wer es verloren hat, Item so die etwan zur bus be-
v) wohl von Bucer korr. aus: haben.
w) danach gestr.: vberblieben.
x) korr. aus: yelschlich.
y) danach gestr.: damit.
z) davor am linken Rand von anderer Hand: Aucta bona ecclesiastica a multis male.
a) korr. aus: werden solle.
b) danach gestr.: vnd.
1. dennoch.
2. Vgl. Nov. 7,1 £. und 7 (ClCiv III, S. 51-54 und 59).
3. Verwandten.
4. sc. denen sie die Erbschaft mißgönnt haben; vgl. unten S. 250,10.
5. Betrügereien.
6. Einzelpersonen, einzelnen Menschen.
7. Vgl. hierzu Grimm 25 (= XII, 1), Sp. 1527.
 
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