Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 12): Schriften zu Kirchengütern und zum Basler Universitätsstreit (1538 - 1545) — Gütersloh, 2007

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30233#0486
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
4§2

9. VON KIRCHENGUTERN

so vil gehedders vnd verwiß taglichen horen. Diser spruch des Euangelii:
»Gehe hin, verkauffe, was du hast, vnd gibs den armen vnd komme vnd volge
mir nach«1 mochte jetz und fast2 wol vnser Kirchen fürstehren fürge-
worffen werden vmb der grossen vnd weiten felder willen, so die Kirch besit-
zet, dann wir wie vnser ampt erforderet Christo nicht volgen mogen, wir
seien dann zü vor von zeitlicher sorgen gar onuerhinderet. Aber jetzund lei-
der müssen die Gottes Priester herbst vnd ernde einsamlen vnd eingebrachte
früchten kauffen vnd verkauffen. Zü dem jene, so der figur vnd schatten ge-
dienet vnnd deren haushaltung mehr vff leibliche ding gesehen hat, sind den-
noch gegenwertiger zeit handlungen vertragen gewesen. Vnd wir, die zur ge-
heimnis der himmel berüffet vnd in das inwendig heiligthumb gegangen sind,
vnderziehen vns kauffmans gewerben vnd würtschafften. Daher entstehet
warlich grosse verlassung der heifligen] Schrifft, tragheit zum gebet vnd aller
ander geistlicher ding verachtung. Seitemal3 einem menschen nicht moglich
ist, das er zü gleich beide4 geistlichen vnd weltlichen geschefften genüg thue,
Darumb ist mein ernstliche bitt vnnd flehen, dann5 vnsere andacht ein quel-
bron vnd trotte6 seie (vnd nicht die zeitliche haushaltung), dann also wurden
die armen vil I k2b I leichter erhalten vnd Gott geehret, vnd jr kemen zü gro-
sseren wercken der barmhertzigkeit vnd erlangeten die ewigen güter. Wolte
Gott, wir mochten deren alle geniessen durch gnad vnd erbermde vnsers Her-
ren Jesu Christi. Amen«7. Haec ille.
Edelfmann]: O, lieber Gott, hetten wir jetz der Bischoue, die des zeitlichen
halben so gesinnet weren, wie wolten wir der Reformation so bald eins wer-
den?
Secretfari]: Wolan, wir müssen Gott getrewlich bitten vnd nit verzagen vnd
jeder, wa er kan, helffen fürdren, das wir ein mal im Herren züsamen kommen
vnd vns dise sachen recht lassen angelegen sein, so würt vns der Herre gewiß-
lich helffen. Da mit wollen wir jetz dies gesprech beschliessen.
Edelfmann]: Wenn reden wir aber von den Conciliis?8
Secrfetari]: So bald wir wider züsamen kommen.
Edelfmann]: Ja, wann geschicht das?
Secfretari]: Jch hoffe, bald, werdt jr anders, als ich hore, hie etlich wochen
verharren. Jr, meine Herren, wolt mir nichts zü ongüt haben; ich rede, wie ich
die sachen verstande.
Profpst]: Wir dancken euch ewers freuntlichen gesprachs vnd bitten, jr
wolten vns auch nichts zü ongüt vffnemen.

1. Mt 19,21.
2. sehr.
3. Weil, da ja.
4. beide ... vnd: sowohl ... als auch.
5. wenn.
6. Wcinkcltcf.
7. Vgl. oben S.480, Anm. 6.
8. Vgl. oben S. 311,10-13 und Anm. 2.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften