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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Wilhelmi, Thomas <PD Dr.> [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 13): Unionsschriften 1542 - 1545 — Gütersloh, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30650#0150
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3. REFORMATIONSGUTACHTEN VOM NOVEMBER I544

Verkerung
der gebet
Verkerung des
fastens

w

was wares
fasten“’

Verkerung tn Kir-
chen ordnungen,
tn feiertagen vnd
bettzeitten

cMißbruch der
Kirchen vnd
Altarenc

Tzum siebenden weren auch dj gemeinen gepet vnd lobgesangev Gottes zu
gleichem misprauch verkeret vnnd verderbett.
Tzum Achten were auch alles fasten vnd Casteyung des fleischs in vielfeltig
verkerung geratten, viel wurde dauon gepotten vnnd bey Christlicher ghor-
same vnd todt sunden, das doch schir niemant gedechte zuhaltenn vnnd nie-
mant weniger, dan dj es geputten. Vnd wa man schon etwas fastete, so wurde
doch dasselbige allein gestellett in vergeblichen vnderscheidt der speysen vnd
das man allein zu jmbiß1 vnnd dan gemeinlich so viel esse, als man sunst zu
jmbeß vnd zu nacht zu essen pflegete; Welchs ein lautter gespot were Gottli-
cher Maiestet, ernstlich verdammett nitt allein in der Gottlichen schrift, son-
der auch vonn allen H. altenn Vatteren, welche das allein fur ein Christlich fa-
sten erkennet haben, wen man sich den gantzen tag aller fleischlichen lusten
vnd auch welttlichen gescheften entzogen vnnd mit ernster rew vnnd leidt der
sunden vnnd gentzlichen ergeben in den I 28iv I willenn Gottes zu Gott geke-
ret, sein wortt gehoret, im gepet vnnd flehenn zu Gott verharret, die H. Opf-
fer bracht, die H. Sacrament entpfangenn vnnd also den gantzen tag in
ernnster vbung vnd erbawung der Gottseligkeitt vertzehret vnd dj speis,
Vnnd dieselbige geringx, nachgultigy2 vnnd sperlich erst tzu aben genos-
senn hatt.
Tzum Neundten were es ebenn so verkerett mit den Ordnungen von tzei-
ten, stetten, weyßen vnd massen der Kirchen vbungen, Als mit feier- vnd fas-
tagen vnd anderen verordnetenn zeitten tzu2 denn Gottlichen empteren vnd
vbungen, daruon were vnd wurde auch viel geordnet vnd gebotten. Aber so
man in diesen zeitten sich allein vnd mit besonderen ernnst in vbung vnd er-
bawenn der Gottseligkeit haltenn vnd vben solte, so hette man doch dahin
komen lassenn, das eben in sollichen heilligen zeittenn der Almechtige Gott
durch denn grosserenn hauffen meer dann auf andere zeitten enteeret3 vnd
geschmehet vnnd dj Leuth schwerer geergeret wurden*3, vnnd das beide3
I 2&2r I durch falsche vnnd abergleubische kirchen diennst vnnd fleischliche
leychtfertigkeit.
Dergleichenn hielte es sich auch mit denn Stettenn tzu denn Gottlichenn
hendelenn, besonnders geweyhett als Kirchen vnnd Altar, die solten also an-

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IO


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v) >>-ge« am linken Rand erg.: e.
w) —w) fehlt m: c und f.
x) genug: f.
y) nachmtig (?): f.
z) jn:f.
a) entwerett: f.
b) worden: b.
c) —c) fehlt in: c und f.

1. Mahlzeit am Morgen oder auch am frühen Mittag. Frühneuhochdt. WB 8/1, Sp.26-
29-
2. minderwertig. Götze, S. 164.
3. beide ... vnnd: sowohl... als auch.
 
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