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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Wilhelmi, Thomas <PD Dr.> [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 13): Unionsschriften 1542 - 1545 — Gütersloh, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30650#0273
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5. EIN CHRISTLICHE ERINNERUNG

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dulden, man schweige wider auffbringen vnnd beforderen? Ja, wie sie die gar
vertilgen vnnd auß der welt bringen mochten, das würdt ir hochstes anligen
sein.
Demnach müste man auch alle sacrament handlung mit allen kirchen übun-
gen dahin wider richten vnd geprauchen, das die leut dadurch immer mehr im
Herren lebten, von allem fleyschlichen, weltlichen thün gentzlich gesundert.
Wa1 blibe da das gottleydig gepreng, das dise leüt in jren \lv / J iiij a I ceremo-
nien, das einfeltig volck zü effen2 vnnd damit jren pracht vnnd zeitlichen ge-
nieß züerhalten vnd zü mehren, treiben? Vnnd was darff3 es wort, man sehe
vnd greiffe Christliche reformation an, an welchem stuck vnd ort man wolle,
so findet sich die papstlich Deformation mit ir stracks im gegentheyl vnnd wi-
derstreit.
Da gedencke nun ein yeder Christ, was das vor Gott sein vnd wie er das er-
kennen werde, wa man das werck Christlicher reformation disem volck
wollte heim stellen, des aller sinn vnd will, alles vorhaben vnd trachten allein
zür Deformation vnd destruction der kirchen Christi gerichtet ist.
Dann wer hatt doch das ye gehoret bei eynigem volcke, das seie gewesen
wie barbarischx vnnd gottloß es je hatt auff erden sein mogen, das man raht
vnd handlung, mißordnung, sunde vnd laster abzüstellen, güte ordnung,
recht vnd wolthün züpflantzen vnd befürderen denen allein solte züstellen
vnd züeignen, welche eben mit den selbigen onordnungen, sünden vnnd la-
steren, die man abschaffen solte, am meisten vnd verstocklichsten behafftet
weren vnnd die am aller wenigsten leiden mochten, das güte ordnungy, recht
vnd wol thün wider pflantzet, angerichtet vnnd erhalten würde? Wer allen
raht vnnd einsehen, die Monopolien4, den bracht der kleyder, das überdrin-
cken vnd an- I Ivj / J iiij b I dere solliche mengel inn der gemein zü besseren
denen allein befelhen vnd inn deren hend (vnd sunst niemandts) stellen wolte,
welche selb die grosten Monopolisten, die prechtigsten inn kleyderen, die on-
züchtigsten im züdrincken vnnd die aller ongeschicktisten weren inn allen de-
nen mengelen, die zü besseren sein mochten, wer konde anders sagen, dann
das dem selbigen leydt were, das einiger sollicher mangel gebesseret würde?
Wie kommet dann die heilige Gemeinde Christi, das reich der himmel, das
reich Gottes, die seul vnd grundueste der warheit, darzü, das sie allein die res-
publica vnd Gemeinde sein solle, in deren man in hochsten, notwendigsten
x) Drf. bararisch.
y) Drf. ordung.
1. Wo.
2. äffen, narren. Lexer 1, Sp. 510.
3. bedarf.
4. Monopole, Rechte des Alleinhandelns. In den Jahren von ca. 1520 bis I530entwickelte
sich eine gegen die Ubermacht der Handelsgesellschaften — mcht zuletzt auch diejemge der
Familie Fugger — genchtete Antimonopolbewegung. Vgl. dazu Lexikon des Mittelalters 6,
Sp. 764-765.
 
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