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5. EIN CHRISTLICHE ERINNERUNG
Der lugennschatz,
aus dem die Papst
alle die lugen, dar-
auff sie jre tyran-
nei begründen,
herfür bnngen.
Das exempel Vze7
Aber der gegentheil hatt einen reichen lügenschatz der erdichten schrifften,
die sie den ersten Papsten Clementi1, Anacleto2, Evaristo3 vnnd der glei-
chen felschlich zügeschriben, dauon auch hieroben meldung beschehen. Jn
disen Decretalen haben sie solichs, das die Leien von allen geistlichen sachen
abgesündert sein vnnd nit allein die Clericen vnnd Bischoue nit richten, son-
der auch nichts wider sie klagen oder auch zeugen sollen. Welches aber so gar
grobe griffliche4 lugen seind, das sie, wa sie allein in gemeldten Epistolen we-
renn (wie sie dann inn den mehrern theyl eingeflicket sind), billich allein ge-
nüg sein solten zü erkennen, das solche I Ixv / L j a \ Epistolen gantz lose vnd
recht widerchristisched vnd vnuerschempte gedichten5 sind. Aber solcher
so groben vnd vnuerschempten lügen sind gar vil in disen Epistolen.
Züm anderen bringet Paulus iij. ein inn seiner schrifft an E. Keys. Maiest.6
auch ettliche exempel auß der Schrifft deren, die Gott darumb geplaget hat,
das sie sich des priesterlichen ampts vnderzogen haben, da sie nit priester wa-
ren, Vnd erstlich des Vzae, den Gott gahelich8 todtet, da er die sinckende
Arch9 Gottes heben wollte, Welches der Papst auß ettlicher Juden gedicht
dar gibt, als hette Gott disen Vza darumb geschlagen, das er sich des Leuiten
wercks an der Arch angemasset hette, da er doch ein leie vnd kein Leuit
ware.10 Andere aber, Christen vnd Juden, erkennen, das Gott disen Vza dar-
umb also geplaget hab, das er gerahten, die Arch auff einem wagen zü füren11,
so Gott gepotten hatt, das sie die Leuiten tragen sollten12. Dann weil die Arch
in des Vza vatters hauß, Aminadabs13, gestanden ware, ist sichs zü vermüten,
das er ein Leuit gewesen seie, Dann man die Arch nit bald zü einem anderen,
dann zü einem Leuiten würt gestellet haben, Als dann auch der Obed
Aedom14 ein Leuit ware, zü dem man die Arch stellet nach dem schlag Vzae.
So wirtt auch eines Aminadabs inn diser histori gedacht, den Dauid15 vnder
die Leuiten zü disem werck verordnet hatt. I Ixvj / L j b \
Es seie aber Vza gleich kein Leuit gewesen vnd habe jn Gott auch darumb
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d) Drf. widerchriftische.
1. Clemens I. von Rom, Papst im i. Jh. LThK3 2, Sp. 1127-1228; TRE 8, S. 113-120.
2. Anaklet I. (Anenkletos), Papst 1m 1. Jh. LThK3 1, Sp. 573-574.
3. Evaristus (Euaristos), Papst am Anfang des 2. Jhs. LThK3 3, Sp. 1067.
4. greifbare, erkennbare. Lexer 1, Sp. 1084; Frühneuhochdt. WB 7/1, Sp.416.
5. lügnerische Erfindungen. Grimm 4 (= IV,1,1), Sp.2015.
6. S. oben S. 265, Anm. 6.
7. Vgl. II Sam 6,1-7.
8. plötzlich. Grimm 4 (= IV,1,1), Sp. 1147; Frühneuhochdt. WB 6/1, Sp. 19.
9. Bundeslade des Alten Testaments, Behälter der Gesetzestafeln. Frühneuhochdt. WB 2,
Sp. 56-57.
10. Vgl. Dtn 10,8 und I Chr 15,2.
11. I Sam 6,8.
12. Vgl. Jos 6,6.
13. Gemeint ist Abinadab. Vgl. I Sam 7,1-2 und II Sam 6,3-4.
14. II Sam 6,8-12.
15. Vgl. obenAnm. 13.
5. EIN CHRISTLICHE ERINNERUNG
Der lugennschatz,
aus dem die Papst
alle die lugen, dar-
auff sie jre tyran-
nei begründen,
herfür bnngen.
Das exempel Vze7
Aber der gegentheil hatt einen reichen lügenschatz der erdichten schrifften,
die sie den ersten Papsten Clementi1, Anacleto2, Evaristo3 vnnd der glei-
chen felschlich zügeschriben, dauon auch hieroben meldung beschehen. Jn
disen Decretalen haben sie solichs, das die Leien von allen geistlichen sachen
abgesündert sein vnnd nit allein die Clericen vnnd Bischoue nit richten, son-
der auch nichts wider sie klagen oder auch zeugen sollen. Welches aber so gar
grobe griffliche4 lugen seind, das sie, wa sie allein in gemeldten Epistolen we-
renn (wie sie dann inn den mehrern theyl eingeflicket sind), billich allein ge-
nüg sein solten zü erkennen, das solche I Ixv / L j a \ Epistolen gantz lose vnd
recht widerchristisched vnd vnuerschempte gedichten5 sind. Aber solcher
so groben vnd vnuerschempten lügen sind gar vil in disen Epistolen.
Züm anderen bringet Paulus iij. ein inn seiner schrifft an E. Keys. Maiest.6
auch ettliche exempel auß der Schrifft deren, die Gott darumb geplaget hat,
das sie sich des priesterlichen ampts vnderzogen haben, da sie nit priester wa-
ren, Vnd erstlich des Vzae, den Gott gahelich8 todtet, da er die sinckende
Arch9 Gottes heben wollte, Welches der Papst auß ettlicher Juden gedicht
dar gibt, als hette Gott disen Vza darumb geschlagen, das er sich des Leuiten
wercks an der Arch angemasset hette, da er doch ein leie vnd kein Leuit
ware.10 Andere aber, Christen vnd Juden, erkennen, das Gott disen Vza dar-
umb also geplaget hab, das er gerahten, die Arch auff einem wagen zü füren11,
so Gott gepotten hatt, das sie die Leuiten tragen sollten12. Dann weil die Arch
in des Vza vatters hauß, Aminadabs13, gestanden ware, ist sichs zü vermüten,
das er ein Leuit gewesen seie, Dann man die Arch nit bald zü einem anderen,
dann zü einem Leuiten würt gestellet haben, Als dann auch der Obed
Aedom14 ein Leuit ware, zü dem man die Arch stellet nach dem schlag Vzae.
So wirtt auch eines Aminadabs inn diser histori gedacht, den Dauid15 vnder
die Leuiten zü disem werck verordnet hatt. I Ixvj / L j b \
Es seie aber Vza gleich kein Leuit gewesen vnd habe jn Gott auch darumb
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d) Drf. widerchriftische.
1. Clemens I. von Rom, Papst im i. Jh. LThK3 2, Sp. 1127-1228; TRE 8, S. 113-120.
2. Anaklet I. (Anenkletos), Papst 1m 1. Jh. LThK3 1, Sp. 573-574.
3. Evaristus (Euaristos), Papst am Anfang des 2. Jhs. LThK3 3, Sp. 1067.
4. greifbare, erkennbare. Lexer 1, Sp. 1084; Frühneuhochdt. WB 7/1, Sp.416.
5. lügnerische Erfindungen. Grimm 4 (= IV,1,1), Sp.2015.
6. S. oben S. 265, Anm. 6.
7. Vgl. II Sam 6,1-7.
8. plötzlich. Grimm 4 (= IV,1,1), Sp. 1147; Frühneuhochdt. WB 6/1, Sp. 19.
9. Bundeslade des Alten Testaments, Behälter der Gesetzestafeln. Frühneuhochdt. WB 2,
Sp. 56-57.
10. Vgl. Dtn 10,8 und I Chr 15,2.
11. I Sam 6,8.
12. Vgl. Jos 6,6.
13. Gemeint ist Abinadab. Vgl. I Sam 7,1-2 und II Sam 6,3-4.
14. II Sam 6,8-12.
15. Vgl. obenAnm. 13.