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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Wilhelmi, Thomas <PD Dr.> [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 13): Unionsschriften 1542 - 1545 — Gütersloh, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30650#0305
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5- EIN CHRISTLICHE ERINNERUNG

3°!

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Dann Papst Alexander secundus1 vnnd Gregorius vij.2, die disen Keyser
zü veruolgen angefangen, jn erstlich allein der Simonei halben citieret vnd an-
gefochten haben, Das er nemlich die Bistumb vnd prelaturen von houe nach
fleyschlichem gunst vnd vmb gelt verlühe vnd die recht ordenliche wahl nit
liesse vorgohn, das nemlich yeden Bischoue sein Clerus vnd volck vnnd jeden
Apt seine Monch vermoge der Canonum gewehlet hetten. I cxij / Q iiij b I
Wie ein lange zeit aber haben die Papst die Canonicam electionem aller pre-
laturen auffgehaben, wa sie gemocht, vnd die allein nach jrem fleischlichen
gunst vnnd zü irem zeittlichen genieß geluhen? Darumb, wa einige schamm
bey den leuthen were, sollten sie jre gottlosen prackticen vnnd hendel, wider
disen Henricum vnd die Keyser, so nach disem kommen sind, geübet, mit
dem wenigsten nit anregen.
Souil aber das vrteyl Gottes belanget, das doch wider disen Henricum3
vnnd Fridericum ij.4, den der Papst hie auch anzeucht, durch die Papst er-
gangen ist (welche Gott zü instrumenten seins zorns gegen disen Keysern ge-
brauchet hatt, wie er auch den teuffel offt brauchet züm züchtiger gegen den
seinen), So findet man leyder auch inn diser beyden Keyser leben vnnd regie-
rung vrsachen gnüg jrer waren sünden, das sie Gott also in allerley trübsal hatt
kommen lassen.
Aber wa sich dise leuth noch ettwas schemmen kondten, sollten sie warlich
auch dises Keysers Friderichen ij. mit dem wenigsten nit gedenckenn. Dann
ob er wol nit geringe fahl an jm5 gehabt, so haben doch die Papst sollche
grewliche meytterei vnd verretterey gegen jm geübet, das alle papstler vor
schrecken vnd schamm erbidmen6 sollten, wann sie an dise historien gedech-
ten. I cxiij / R j a\
Es hat der geist des widerchrists vom Papst Vrbano ij.7 her, vom jare Chri-
sti m. xcvj. ein wunderlichen trib inn den Papsten vnnd anderen Prelaten vnd
Clericen, München vnd Einsidlen erwecket, Keyser, Konig, Fürsten vnd al-
lerley leut dahin zü vermogen8, das sie gelübdte thaten, in Syriam vnd Pale-
stinam wider die Sarracenen zü ziehen vnnd das heilige land zü erobren vnd
zü behalten; Damit sie nichts dann ein grausam, groß volck mit vil ehrlichen
Fürsten vnd Herren hingericht haben, Dann die sach on gottes befelh ange-
fangen ware. Weil es aber auch der geheimnussen eine war des widerchrists,
dadurch das Keyserthumb vnnd andere Christliche Reich solten gebrochen

Die Keyser Hein-
rich der liij. vnd
Friderich der ij.
haben Gottes zorn
wol verdienet.

Der grosse wun-
der treib, in Syri-
enn zü ziehen von
des heyligen lands
wegen.

1. Alexander II., geb. um 1010/15, Papst 1061-1073. LThK3 1, Sp. 367; TRE 2, S. 235-
237.
2. Gregor VII., geb. um 1015, Papst 1073-1085. LThK3 4, Sp. 1016-1018; TRE 14,
s. 145-152*
3. Heinrich IV.; s. oben S. 292, Anm. 7.
4. Friedrich II.; s. oben S. 298, Anm. 9.
5. sich.
6. erbeben. Götze, S. 66.
7. Urban II., geb. um 1035, gest. 1099, Papst 1088-1099. Lr rief am 27. November 1095
zum Kreuzzug auf. LThK3 10, Sp.455-456; TRE 34, S.409-411.
8. überreden. Lexer 3, Sp. 182.
 
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