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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 14): Schriften zu Täufertum und Spiritualismus 1531 - 1546 — Gütersloh, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30651#0442
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438 9. gutachten für philipp von hessen

handlung hoch verdacht sein ᵐ¹ ,Dagegen aber aus guthertzigem ⁿ bedencken
der Christlichen Fürsten vnnd der Stet oberkeyten nit gernn wider sie
etwas beschwerlichs, das leib oder leben betreffe, furnemmen wolten etc.

Dieweil dise sach das gewissen belanget, dann sunst hette man ᵒ vilicht
hierinn kein zweifel, tragen wir keyn beschwerd, vnser bedencken, so ver ² 5
wirs verstohn ᵖ ,anzuzeygen, mit fleissiger bitt, das ein jede oberkeyt das
überig, so ann vmbstenden der zeit, personen vnd thaten hanget, selb vffs
Christlichest q bedencke. Dann vff gemeyne frag all besondere fell nit wol
bracht werden mögen.
Vnd sagen zum ersten also: 10
Es lasset sich ansehen, das vnder den widerteufferen seien, die nach auffrur
trachten vnd andere boßheyt vnd malefitz ʳ hendel an jn ³ haben. Wa solche
böße stuck offenbar, weysse ˢ sich ein verstendige Oberkeyt wol zu haltenn.
Wann aber etwas ehaffter ⁴ verdacht, der doch nit eygetlich kund worden, daselbst
haben jre herren von der Oberkeyt ewer Reichs ordnung ⁵ vnd andere 15
recht, deren jr euch mit gutem gewissen geprauchen mögen, welcher wir vnns

m) sind: b.
n) auch möglich: guthertzigen: a.
o) über der Zeile nachgetragen und eingewiesen für gestr.: es: a.
p) verstan: b.
q) Christlichs: b; die Herausgeber von QGT 15 (Elsaß III), S. 33,20 lesen hier: ernstlichs:
b.
r) Malafitz: b.
s) waist: b.

1. Auch dies ist ein Zitat aus dem Brief des Landgrafen (vgl. oben S.437, Anm. 3). Gemeint
ist die vom Februar 1534 bis Juni 1535 bestehende Herrschaft von militanten Täufern
in Münster, deren apokalyptische Theologie und zunehmend blutiges Regiment für Beunruhigung
im ganzen Reich gesorgt hatten (vgl.Klötzer, Täuferherrschaft von Münster; ders.,
Herrschaft der Täufer, in: Ausstellungskatalog Münster 2000, S.104–130; ders., Herrschaft
und Kommunikation; Lutterbach, Täuferreich). Im Dezember 1533 hatte sich Bucer mit seiner
Schrift ›Quid de baptismate infantium sentiendum‹ (in diesem Band Nr. 7, S.370–412)
an den Hauptprediger von Münster, Bernhard Rothmann, gewandt.
2. fern.
3. sich.
4. begründeter.
5. Die Todesstrafe für die Täufer wurde erstmals am 4.Januar 1528 durch ein Mandat
Kaiser Karls V. angeordnet (DRTA. JR7/1, S.177,1–16 mit Anm. 1; QGT 1 [Württemberg],
S. 1*–3*); dieses wurde am 23. April 1529 auf dem Reichstag zu Speyer zum Reichsgesetz
erhoben (Neue und vollständigere Sammlung der Reichs-Abschiede II, S. 294; DRTA. JR7/
2, S. 1325–1327; QGT 1 [Württemberg], S. 3*–5*); vgl. auch den Reichstagsabschied vom
19. November 1530 (QGT 1 [Württemberg], S. 5*–6*); zur Begründung der Todesstrafe berief
man sich oft auf Cod. Just. 1,6,2 (CICiv II, S. 60). Ausführlich hierzu Schraepler/Fabian,
Die rechtliche Behandlung der Täufer; Wolgast, Stellung der Obrigkeit zum Täufertum,
S. 91–100; eine nützliche Zusammenfassung bietet der Bericht der lutherisch-mennonitischen
Studienkommission, S.57–59.
 
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