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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 14): Schriften zu Täufertum und Spiritualismus 1531 - 1546 — Gütersloh, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30651#0495
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10. was bucer zu marburg disputierthat
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B[ucer]:
Man sol ansehen, wie Christus, die Aposteln vnnd propheten gehandelt, haben
anfengklich gnugen gehabt an der bekantnus, jn der liebe gewartet vff die
werck; seind die nicht gefolgt, so haben sie nach der ordenung gottes mit jnen
gehandelt. Jtem das Petrus die erste predig gethan, hab er, die sich eußerlich
bekent, jn die kirch genomen. | 32 ᵛ |Darumb, so sie von vnns den brauch vnnd
die lere annemen wollen, das seind sie schuldigk. Er musße auch das bedencken,
das die kirch vil gelieder hab, Aber die prediger sollen jrem Ampt vleißig
warten, heilen, was verwundt ist, stercken, was schwach ist. Das nu etwan
darunder bose bock seind, das muß man den guten schefflin nicht zurechnen
¹ .Ersage, man solle den baum nicht abhauen ² etc.

Sagt B[ucer], vnser g[nädiger] h[err] ist gemeint, das sein volck nicht verstoret
vnnd sie tauffer ³ nicht vbereilt ⁴ werden ⁵ .Soeraber syhet, das das
wort veracht ⁿ wirdet vnnd zuuoran durch sie, die tauffer,jst er schuldig, dem
zubegegnen, vnnd das bey jnen das best gethan wurde, ob sie sich besßern
wollen. Er muß jme die kirch lieber sein lasßen dan sein vatter, bruder vnnd
mutter, Mosi jm 5. buch, ca[pitulo] 13[7] ⁶ .|33 ʳ |

L[enhart]:
Als er von der straff antzeigt, das man jnen vnnd seine bruder dargestelt hab
als vor ⁷ schuldigk, da sagt er ›nein‹ zu, dan er hab vleiß gethan, das der Tempel
gottes gebawt wurde, vnnd er wolle es mit seinen brudern beweisen.

Dweil sie nu gesehen, das die vnsern mit falscher lere vnnd sunden behafftet
seind, so haben sie vns zum besten sich von vns gekeret. Wo wir nu das also
erkennen, wollen sie sich jn der guete an vns auch als gehorsame kinder gottes
thun.

Man hoff auch, das man kein vrsach an jnen hab, sie als vbeltheter zustraffen.
Was sie vbels sehen am nehsten, wollen sie straffen vnd niemants ansehen
jnhalt des Euangelii: »Wer mich hie bekent« ⁸ etc. Jtem die schrifft seie allenthalb
vff jrer seiten, dan Paulus sprech, Man solle vßgehen von dem bösen. ⁹
So sie nu mit vns sollen das vnrecht vor recht | 33 ᵛ |bekennen, das wolle er nit
thun vnnd ehe darfur leiden, was er solle.

n) danach gestr.: veracht.

1. Vgl. Mt 25,33.
2. Vgl. Lk 13,7.
3. Wohl zu verstehen als: sie, die Täufer.
4. überfallen, überwältigt.
5. Der Satzsinn ist unklar; Littell, New Light, S. 163 (= ders., What Bucer Debated at
Marburg, S. 272), übersetzte: »Our prince is of the intention that his people should not be
distracted and the Anabaptists not burned«.
6. Vgl. auch Mt 10,37.
7. für.
8. Mt 10,32 par.
9. IIKor 6,17.
 
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