Geleitwort
Der vorliegende Band bietet Texte, die Bucer in den Jahren 1545/1546 angesichts der
religionspolitischen Entwicklungen im Reich verfaßt hat. Kaiser Karl V. hatte sich
zu dieser Zeit bereits deutlich auf seiten Papst Pauls III. positioniert, unterstützte
ihn bei der Einberufung des Konzils nach Trient und bereitete eine Lösung der Kon-
fessionsstreitigkeiten mit militärischen Mitteln vor. Zugleich berief er jedoch für
Dezember 1545 ein neuerliches Religionsgespräch nach Regensburg ein. Bucer trat
in aller Entschiedenheit dem Anspruch entgegen, daß es sich bei der Trienter Kir-
chenversammlung um ein allgemeines christliches Konzil handle und setzte sich in
diesem Zusammenhang kritisch mit den Präliminarien und den ersten Beschlüssen
des Konzils auseinander. Angesichts der verschärften Lage bemühte er sich mit be-
sonderem Nachdruck um ein Nationalkonzil. Doch anders als am Beginn der vier-
ziger Jahre gab es nun kaum mehr Hoffnung auf eine friedliche Lösung der Religi-
onsstreitigkeiten im Reich. Bei dem im Schatten des Trienter Konzils geführten
Religionsgespräch, für welches Bucer im Dezember 1545 nach Regensburg reiste,
zeigte sich bald die Aussichtslosigkeit weiterer Verhandlungen in kleinem Kreis.
Angesichts der Obstruktionspolitik des Kaisers und seiner Vertreter beendete der
Kurfürst von Sachsen das Kolloquium im März 1546 durch die Abberufung aller
protestantischen Delegierten, woraufhin auch Bucer abreiste.
So tritt uns Bucer in den Texten nicht mehr allein als der um Kompromisse rin-
gende Autor entgegen, wie das noch wenige Jahre zuvor der Fall gewesen war, son-
dern seine Schriften sind nun auch geprägt von den Bemühungen, die Standpunkte
und Verhaltensweisen der Protestanten mit Hilfe scharfer Verurteilungen der Ge-
genseite zu verteidigen. Somit fördern die hier herausgegebenen Schriften wichtige,
bislang wenig beachtete Facetten seines reformatorischen Wirkens zutage.
Für die sorgfältige Erarbeitung des Bandes gebührt Frau Susanne Haaf, M. A. und
Herrn Dr. Albert de Lange Dank. Die Heidelberger Akademie der Wissenschaften
hat die Publikation wiederum in vielfältiger Hinsicht - auch mit einem namhaften
Druckkostenzuschuß - unterstützt.
Heidelberg, im Juni 2011
Christoph Strohm
Der vorliegende Band bietet Texte, die Bucer in den Jahren 1545/1546 angesichts der
religionspolitischen Entwicklungen im Reich verfaßt hat. Kaiser Karl V. hatte sich
zu dieser Zeit bereits deutlich auf seiten Papst Pauls III. positioniert, unterstützte
ihn bei der Einberufung des Konzils nach Trient und bereitete eine Lösung der Kon-
fessionsstreitigkeiten mit militärischen Mitteln vor. Zugleich berief er jedoch für
Dezember 1545 ein neuerliches Religionsgespräch nach Regensburg ein. Bucer trat
in aller Entschiedenheit dem Anspruch entgegen, daß es sich bei der Trienter Kir-
chenversammlung um ein allgemeines christliches Konzil handle und setzte sich in
diesem Zusammenhang kritisch mit den Präliminarien und den ersten Beschlüssen
des Konzils auseinander. Angesichts der verschärften Lage bemühte er sich mit be-
sonderem Nachdruck um ein Nationalkonzil. Doch anders als am Beginn der vier-
ziger Jahre gab es nun kaum mehr Hoffnung auf eine friedliche Lösung der Religi-
onsstreitigkeiten im Reich. Bei dem im Schatten des Trienter Konzils geführten
Religionsgespräch, für welches Bucer im Dezember 1545 nach Regensburg reiste,
zeigte sich bald die Aussichtslosigkeit weiterer Verhandlungen in kleinem Kreis.
Angesichts der Obstruktionspolitik des Kaisers und seiner Vertreter beendete der
Kurfürst von Sachsen das Kolloquium im März 1546 durch die Abberufung aller
protestantischen Delegierten, woraufhin auch Bucer abreiste.
So tritt uns Bucer in den Texten nicht mehr allein als der um Kompromisse rin-
gende Autor entgegen, wie das noch wenige Jahre zuvor der Fall gewesen war, son-
dern seine Schriften sind nun auch geprägt von den Bemühungen, die Standpunkte
und Verhaltensweisen der Protestanten mit Hilfe scharfer Verurteilungen der Ge-
genseite zu verteidigen. Somit fördern die hier herausgegebenen Schriften wichtige,
bislang wenig beachtete Facetten seines reformatorischen Wirkens zutage.
Für die sorgfältige Erarbeitung des Bandes gebührt Frau Susanne Haaf, M. A. und
Herrn Dr. Albert de Lange Dank. Die Heidelberger Akademie der Wissenschaften
hat die Publikation wiederum in vielfältiger Hinsicht - auch mit einem namhaften
Druckkostenzuschuß - unterstützt.
Heidelberg, im Juni 2011
Christoph Strohm