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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Haaf, Susanne [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 15): Schriften zur Reichsreligionspolitik der Jahre 1545/1546 — Gütersloh, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30652#0020
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EINLEITUNG

führen oder neu zu beginnen, verlor Bucer dabei nie aus den Augen und legte auch
die Vision eines Nationalkonzils zu keiner Zeit gänzlich ab. Doch der Kaiser hatte
andere Pläne: Noch während des Regensburger Reichstags, am 7. Juni 1546, unter-
zeichnete er den Bündnisvertrag mit Papst Paul III. für einen Krieg gegen die Prote-
stanten.
Für Bucer ging damit ein Jahr regen diplomatischen Wirkens zu Ende. In kurzer
Folge publizierte er drei neue Flugschriften, in welchen der reformatorischen Of-
fentlichkeit die jüngsten Ereignisse erläutert wurden: Noch im Frühjahr 1546 er-
schien die Auseinandersetzung mit den ersten beiden Konzilsdekreten vom 8. April
1546, die Schrift >Zwei Decret des Trientischen Concilh (Nr.4). Mit der Verteidi-
gungsschrift >Ein warhaffter berichte vom Colloquio zu Regensburg< (Nr. 18) vom
Frühsommer 1546 reagierte Bucer auf Angriffe Eberhard Billicks im Zusammen-
hang mit dem Regensburger Kolloquium. Schließlich gab er im Spätsommer in der
Sammelschrift >Papsts Pauli III. Breve< den kaiserlich-päpstlichen Bündnisvertrag
sowie, mit zielsicheren Kommentaren versehen, Dokumente der päpstlichen Wer-
bungen bei den Eidgenossen um Unterstützung für den Krieg heraus (Nr. 19). Doch
der >Schmalkaldische Krieg< war bereits ausgebrochen und sollte einen herben
Rückschlag für den Protestantismus bringen. Insofern bezeugt diese letzte Schrift
des vorliegenden Bandes auch das vorläufige Scheitern aller Bemühungen um die Si-
cherung eines dauerhaften Friedens für die Protestanten.
Die hier gesammelten Dokumente zeigen die Vielfalt von Bucers Schaffen inner-
halb des reichsreligionspolitischen Diskurses der Jahre 1545/46: Situationsgebun-
den verfaßte er Gutachten, Stellungnahmen und Berichte, aber auch polemische
Flugschriften, die nicht selten als kommentierte Textausgaben und Übersetzungen
offizieller Dokumente der Gegenseite konzipiert waren oder solche enthielten.
Adressatengebunden entstanden Texte desselben Themenkomplexes in lateinischer
oder deutscher Sprache. Im Falle der Flugschrift >Zwei Decret< schuf Bucer sogar ei-
nen lateinischen Entwurf für einen letztlich deutschsprachigen Text (Nr. 4A). Die
Schriften >Der newe glaub< und >Papsts Pauli III. Breve< zeigen den Reformator zu-
dem in Auseinandersetzung mit niederländischen und italienischen Vorlagen
(Nr. zA und 19) und bezeugen so dessen Bemühungen um zuverlässige Quellen im
publizistischen Streit mit den Gegnern des Protestantismus.
 
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